In dieser Kategorie befindet sich die Sammlung der Impulsvideos …

Zwei besondere Adventkalender

Habt ihr schon Türchen bei eurem Adventkalender geöffnet? Hier haben wir zwei besondere für euch:

Adventkalender des Pfarrnetzwerk Asyl
– Heuer anlässlich 75 Jahre „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“

Wir feiern in diesem Jahr 75 Jahre Menschenrechte. Flüchtlinge sind vielen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, in ihrem Heimatland und auf dem langen Weg der Flucht. In diesem Adventkalender kommen sie zu Wort. Wir wollen uns von ihren Geschichten berühren lassen und uns gemeinsam mit ihnen für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen.
(Einige der Beiträge sind auch aus der Pfarre Hildegard Burjan; erkennt ihr, welche? )

Das Evangelium nach Lukas – der biblische Adventkalender

Das Lukasevangelium hat genau 24 Kapitel, wenn du jeden Tag ein Kapitel liest, hast du bis zum Heiligen Abend ganz viel von Jesus (neu) erfahren, dessen Geburtstag wir zu Weihnachten feiern. 

 

Angerufen von Gott – und bist du erreichbar?

Dieses Jahr im Advent hören wir jeden Sonntag ein (An-) ruf von Gott –
direkt mitten in der Messe, in der Bibelstelle aus dem Evangelium.
Beim ersten Mal sagt Jesus: Seid wachsam, wie ein guter Türhüter!
Dann ruft Johannes der Täufer: „Ebnet für Gott den Weg!“
Und am 4. Sonntag ruft Gott durch seinen Engel:
„Jesus möchte Raum in deinem Leben einnehmen.“

So viele Anrufe. Aber: Bin ich erreichbar?
Oder bin ich so sehr mit Anrufen und anderen Dingen
auf meinem Handy beschäftigt,
dass mir gar keine Zeit und Aufmerksamkeit bleibt?

Unser Impuls im Advent:

Nimm dir 1% deiner Handy-Zeit für Gott – Im Gebet, in Stille, in der Kirche oder im Bett …
auf jeden Fall gesammelt und offen für IHN und sein Wirken in dir … und staune, was passiert!

Wenn Sie im Advent täglich eine passende Nachricht auch aufs Handy erhalten möchten,
schicken Sie eine SMS, WhatsApp oder Signal an Diakon Árpád Paksánszki: 0660 5639181.
Er nimmt Sie in eine entsprechende Gruppe auf … und es kommt jeden Tag im Advent
ein kleiner biblischer Adventimpuls.

Warum beginnt für Christen das Neue Jahr früher als am 1. Jänner?

Mit dem 1. Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Advent heißt Ankunft. Wir bereiten uns auf die Ankunft unseres Erlösers vor: Jesus Christus.

Diese Vorbereitung ist für Christen der Anfang einer neuen Zeit. Denn wer an Christus glaubt, denkt in einem anderen Schema als der jährliche Kreislauf, in dem sich alles wiederholt. Der christliche Glaube geht davon aus, dass wir mit Hilfe des Hl. Geistes an einer Verbesserung der Lebenssituation arbeiten können; dass aber eine Vollendung der Zeit, eine „perfekte“ Zeit erst mit dem Wiederkommen Christi anfängt.

Der Advent ist also eine Wartezeit. Ein Ausschau-Halten, wo Gott ist. Wie Gott ist. Wie Gott rettet.

Selbst Menschen, die nicht den christlichen Glauben leben, feiern zu Weihnachten ein Familienfest. Instinktiv spüren alle: Eine Verbesserung der Menschheit fängt in der Familie an. Da braucht es Freude, beschenkt werden, neu anfangen, verzeihen, heilen, segnen!

Deshalb fasten auch viele Christen im Advent. Darum werden die Rorate-Gottesdienste frühmorgens gehalten. Sie erfordern ein Auf-Brechen, ein Auf-Stehen, ein Durch-Brechen des Alltags.

Ein gutes, gesegnetes Neues Jahr!

Pfarrer Martin Rupprecht

Wer war Markus?

Das Kirchenjahr 2020/21 im Zeichen des Markus-Evangeliums

Wir kennen Markus vor allem als Evangelisten. Er ist der Verfasser des zweiten, zeitlich jedoch ersten und damit ältesten Evangeliums, das um die Jahre 65 bis 70 entstanden sein soll. Es begleitet uns durch das Lesejahr B.

Eigentlich hieß er Johannes, Markus ist sein Beiname, der „Kriegerische“ (eine Herleitung vom Namen des Kriegsgottes Mars). Seine beiden Namen kennen wir aus der Apostelgeschichte im Zusammenhang mit der Befreiung des Petrus aus dem Gefängnis, denn dort heißt es: Er, nämlich Petrus, ging „zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo nicht wenige versammelt waren und beteten“ (Apg 12, 12). Manchmal wird Markus auch nur Johannes oder nur mit dem Namen Markus genannt.

Markuslöwe | Edmund Hochmuth, Pixabay

Er war also der Sohn jener Maria, in deren Haus in Jerusalem sich die Urgemeinde zu versammeln pflegte und wo vermutlich Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feierte. Nach einem bewegten Leben und vielen ausgedehnten Reisen ist Markus als Missionar ins nördliche Ägypten gekommen, hat in Alexandrien eine christliche Gemeinde gegründet und wurde dort auch ihr 1.Bischof. In seiner Bischofsstadt ist er um das Jahr 68 den Märtyrertod gestorben (bezeugt nach Eusebius v. Cäsarea †339). Nach legendären Berichten wurde Markus vom Pöbel mit einem Strick um seinen Hals zu Tode geschleift, und nur ein Unwetter soll seine Verbrennung verhindert haben. Daher konnte Markus als Märtyrer in Alexandria schließlich ehrenvoll bestattet werden.

Im Jahre 828, also etwa sieben Jahrhunderte später, fanden zwei Kaufleute aus Venedig die Gebeine des Heiligen, entwendeten sie, und um sicher zu sein, dass die Reliquien von Moslems nicht entdeckt wurden, versteckten sie die Gebeine in einem Korb und deckten sie mit Schweinefleisch und darüber mit Häuten zu. So gelangten die Reliquien auf abenteuerliche Weise nach Venedig und wurden dort vom Dogen Giustiniano Partecipazio in der Vorgängerkirche des heutigen Markusdomes beigesetzt; die Vorgängerkirche des Doms zu Venedig wurde bereits im Jahre 832 eingeweiht.

Als „Geste der Versöhnung“ wurden im Jahre 1968 Reliquien des Heiligen Markus an die koptisch-orthodoxe Kirche zurückgegeben.

Markus der Löwe

Die symbolhafte Darstellung des Evangelisten Markus ist der (geflügelte) Löwe. Wenn es um die Deutung der Symbole der vier Evangelisten in den Gestalten des Menschen, Löwen, Stiers und Adlers geht, lassen sich so manche theologische Spekulationen im Laufe der Geschichte beobachten. Erst Hieronymus, Kirchenlehrer aus Dalmatien (†420), hat diese Symbole in den Evangelienanfängen gesehen, und diese sind – kraft seiner Autorität – seither so gedeutet und festgelegt. Demnach wird dem Evangelisten Markus wegen seines Evangelienanfangs mit Johannes dem Täufer als Rufer in der Wüste der Löwe zugeteilt. So heißt es im Prolog folgendermaßen: 

„Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja – Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! – so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden …“ (Mk 1, 1–4).

Markus und Paulus

Obwohl der Verfasser des ältesten Evangeliums anonym bleibt, wird Markus als Autor angenommen. Was wissen wir nach dem bereits Gesagten noch über das Leben des Evangelisten und seine Bekanntschaft mit Paulus?

Im Brief an die Kolosser (Kol 4,10) wird Markus als Vetter von Barnabas bezeichnet. Barnabas und Markus begleiteten um das Jahr 44 den Völkerapostel Paulus auf dessen erster Missionsreise nach Antiochia (heute Antakya); doch in Perge, dem heutigen Murtuna, trennte sich Markus von Paulus und kehrte nach Jerusalem zurück (Apg 13, 13). Paulus spricht sogar davon, dass Markus ihn in Stich gelassen habe, und wollte ihn deshalb nicht mehr, auch nicht auf dringenden Wunsch von Barnabas hin, auf einer weiteren Reise zu den Städten mitnehmen; es kam dabei zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Paulus und Barnabas und in Folge dieser Unstimmigkeit zu ihrer Trennung. Barnabas segelte danach in Begleitung von Markus nach Zypern. Paulus wählte sodann als neuen Reisegefährten Silas (Apg 15, 36f.).

In den Jahren 61–63 finden wir Markus wieder mit Paulus versöhnt und als dessen Helfer während der ersten Gefangenschaft in Rom. Als Bote wird er in dieser Zeit mit einem Brief nach Kolossä geschickt. Markus ist schließlich im Jahre 64 bei der zweiten Gefangenschaft von Paulus wieder bei ihm in Rom (vgl. 2 Tim 4, 11).

In Rom schließt sich Markus dem Apostel Petrus an und wird dessen Dolmetscher. Beide kannten einander schon in Jerusalem sehr gut, denn Petrus nennt ihn in seinem Brief am Schluss liebevoll „mein Sohn Markus“ (1 Petr 5, 13). Man nimmt an, dass Markus mit großer Aufmerksamkeit die Predigten seines „väterlichen“ Freundes Petrus aufgenommen hatte und schließlich – nach dessen Hinrichtung im Jahre 65 – diese Botschaften und Lehren von Petrus über seinen Herrn und Meister als grundlegende Quelle in seinem Evangelium verarbeitet hat. Markus ist daher Apostelschüler und ist wahrscheinlich Jesus selbst nie persönlich begegnet. In seinem ihm zugeschriebenen Evangelium tritt er hinter sein Werk zurück und erzählt die Geschichte Jesu aus erkennbarem Abstand zu den Ereignissen.

Das Evangelium nach Markus

Das Evangelium verkündet das Leben und Wirken des erwachsenen Jesus. Markus beginnt seine Berichte mit dem Auftreten des Täufers Johannes in der Wüste, mit der Taufe Jesu und dessen Versuchung nach 40 Tagen Fasten in der Wüste. Jesus wirkt in Galiläa und begibt sich dann nach Jerusalem, wo er predigt, Wunder wirkt und schließlich den leidvollen Tod am Kreuz stirbt, aber – wie das leere Grab zu bezeugen versucht – als Auferstandener die elf Jünger ausschickt mit den Worten: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“ (Mk 16, 15).

Markus erzählt in diesem kürzesten der vier kanonischen Evangelien sprachlich sehr eindrucksvoll und in meisterhaftem Stil die menschliche Seite Jesu, er kehrt dabei seine Messianität und Gottessohnschaft hervor. Den heidnischen Hauptmann, der Jesus am Kreuz gegenüberstand und auf grausame Weise sterben sah, lässt er bekennend sagen: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mk 15, 39).

H.T.

Advent ist … Warten, dass die Liebe geboren wird

Wir waren eine Gruppe von Frauen. Es duftete herrlich nach den Kräutern, die wir gerade in Büscheln zusammenbanden. Wir sprachen über unsere Erfahrungen mit Nachbarschaft in einer Großstadt wie Wien.

Frau M. erzählte, dass sie jahrelang eine Nachbarin, die bettlägerig war, mitversorgt hatte. Der Sohn der Nachbarin lebte im fernen Tirol und konnte sich darauf verlassen, dass sie – Frau M. – seiner Mutter half, wenn sie etwas brauchte. Sie brachte ihr immer wieder Essen vorbei, schaute, wie es ihr ging und war erreichbar, wenn der Sohn das Gefühl hatte, seiner Mutter ging es nicht gut. Frau M. ist selbst sehr eingespannt. Sie pflegt seit vielen Jahren ihren Mann und kann das Haus nur stundenweise verlassen. Oft habe der Nachbarssohn genau dann angerufen, wenn sie gerade ihre freie Stunde hatte und einen kurzen Spaziergang in den Park machte. Wenn er anrief und besorgt den Zustand der Mutter schilderte, eilte Frau M. schnurstracks nach Hause, um nachzusehen, was mit der Nachbarin los war.

Eines Tages starb die kranke Nachbarin. Der Sohn ließ die Wohnung räumen und meldete sich nicht mehr bei Frau M. Nur einmal rief er später noch an, weil er etwas brauchte. Frau M. erzählte ihm, dass bei der Räumung der Wohnung ihre schöne Bodenvase umgeworfen und zerstört worden war, die am Gang vor Frau M.s Tür gestanden war. Da müsse sie sich selbst mit der Versicherung drum kümmern, war die lapidare Antwort des Nachbarsohnes. Seit damals hatte Frau M. nie wieder von ihm gehört. Ein bisschen enttäuscht sei sie schon, dass er nie auch nur die kleinste Geste des Dankes gezeigt habe, erzählte sie uns in der Frauenrunde. Sie habe keine großen Geschenke erwartet für den Dienst an der alten Dame. Eine nette Verabschiedung des Sohnes, ein kleines Zeichen der Anerkennung hätte ihr schon gereicht. Aber sie sei sicher, dass das Gute, das sie gegeben hat, irgendwann zu ihr zurückkommt.

Ich hörte zu und fühlte mit Frau M. Man unterstützt, hilf, packt an und es verhallt scheinbar im Leeren.

Sechs Wochen später schickt mir Frau M. eine Nachricht mit einem Foto. Auf dem Bild ist eine Glückwunschkarte und die Statue eines Engels zu sehen. Auf der Karte steht: „Liebe Frau M.! Wir wünschen Ihnen alles Gute zu Ihrem Geburtstag! P.S.: Einen Engel für den lieben Engel unseres Hauses.“ Unterschrieben von den Nachbar*innen, die oberhalb von Frau M. wohnen.

Für mich passt diese Erfahrung so gut zum Advent: Advent ist das Warten, dass die Liebe geboren wird. Manchmal kommt sie ganz unscheinbar und unverhofft zur Welt – mitten im Alltag. Dann ist Weihnachten.

 

Medizin gegen Dunkelheit und Depression

Jetzt, im November, wo es dunkel ist, werden viele Menschen depressiv. Die Besuche am Friedhof, in den grauen Gassen … und durch das Wetter sitzt man sowieso zu viel zu Hause.

Was hat die christliche Tradition aus dieser Zeit gemacht? Eine Gegenbewegung gestartet:

Warum eine Seelenmesse? Was ist das?

Es gehört zum christlichen Glauben, nach einem Begräbnis (oder auch unmittelbar davor) eine Hl. Messe zu feiern. Diese nennen wir Requiem oder Seelenmesse oder auch Auferstehungsmesse. Warum? Was hat es für eine Bedeutung?

Die Hl. Messe ist der Höhepunkt des christlichen Glaubens. Darum heißt sie mit anderem Namen auch „Eucharistie“, das kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Dank sagen“. Der erste Teil der Messe ist das Hören auf das Wort Gottes, der zweite Teil ist die Konsequenz daraus. Das Dienen für alle Menschen. So spricht Jesus: „Das ist mein Leib, für euch hingegeben“. Im Dienen für andere Menschen stirbt er – und wird auferweckt. Tod und Auferstehung.

Christliches Sterben ist also voller Zuversicht, weil wir Gott begegnen: Von Angesicht zu Angesicht. Im Augenblick, da wir Gott ganz sehen, können wir unser eigenes Leben noch einmal anschauen. Durch die Augen Gottes. Wir sehen unsere Lebenssituationen mit allen Chancen, mit aller Mühe, mit allen Sünden. Das ist dann der Moment der Reinigung.

Die Seelenmesse oder Requiem ist also unser Gebet, dass der oder die Verstorbene diesen Moment besteht. Es ist auch unser eigenes Bitten, dass wir durch das Hören auf das Wort Gottes zum Dienen fähig werden. Und es ist das gemeinsame Sitzen mit Jesus am Tisch.

→ Mehr dazu in: Das Sakrament der Heiligen Messe 

Was wir zu Allerseelen glauben

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Übungsweg der Dankbarkeit: Impuls 4

Seit 3 Wochen sind wir nun bereits auf unserem Übungsweg der Dankbarkeit unterwegs. Wahrscheinlich geht es Ihnen wie mir: An manchen Tagen fällt eine dankbare Haltung leichter, an anderen tun wir uns schwer damit und sehen eher das, was nicht gelingt, was uns stört. Manche Lebensumstände fordern uns besonders heraus und machen es uns schwer, ein dankbares Herz zu bewahren.

Der Apostel Paulus schreibt der Gemeinde in Thessalonich in seinem ersten Brief: „Dankt für alles! Denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört“. Die evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein verweist darauf dass die Aufforderung, für alles dankbar zu sein, in manchen Situationen zynisch klingt.

Sie erzählt auf Instagram die Geschichte von Corrie Ten Boom: „Die niederländische Christin wurde 1944 ins Konzentrationslager eingeliefert, weil sie Juden versteckt hatte. Gemeinsam mit ihrer Schwester wurde sie in einer Baracke untergebracht. Der Gestank war nicht zu ertragen und sie war mit Flöhen komplett verseucht. Den beiden Schwestern war es gelungen, eine Bibel in das Lager zu schmuggeln, wobei das Bibellesen bei Todesstrafe verboten war. Abends hielten sie Bibelstunden mit anderen und lasen bei Paulus: „Seid dankbar in allen Dingen“. Corrie meinte: „Niemals im Leben werde ich Gott für diese höllischen Flöhe danken“. Die nächtlichen Bibelstunden zogen immer mehr Frauen an. Sie gaben ihnen Mut und Überlebenswillen. Corrie wunderte sich, warum ihre Baracke niemals kontrolliert und die Bibelstunden nicht entdeckt wurden. Da meinten die anderen: „Die Wärterinnen wollen sich keine Flöhe einfangen – daher kontrollieren sie die Baracke nicht.“ Und Corrie betete: „Gott, ich danke dir für die Flöhe!“

Niemandem steht es zu, von anderen Menschen in schwierigen Lebenssituationen Dankbarkeit einzufordern. Das wäre tatsächlich zynisch. Aber im Rückblick gelingt es uns vielleicht manchmal, für Umstände „Danke!“ zu sagen, die im Durchleben und Durchleiden fast unerträglich schienen. Manchmal eröffnet sich uns rückblickend ein Sinn, der uns in der Situation verschlossen geblieben ist. Für ein „Danke!“ ist es jedoch nie zu spät. 

Übungsweg der Dankbarkeit: Impuls 3

Wir haben in den letzten 2 Wochen schon einiges zum Thema Dankbarkeit gelesen. Na, wie geht es Ihnen mit dem Einüben? Ich freue mich, wenn Sie mir im persönlichen Gespräch davon erzählen, welche Erfahrungen Sie auf dem Übungsweg machen!

In meinem heutigen Impuls geht es darum, wie Dankbarkeit unsere Beziehungen bereichert. Geht es Ihnen auch so: Gerade bei den Menschen, die uns am nächsten stehen, sehen wir oft vielmehr das, was sie in unseren Augen nicht gut genug machen als das, was sie alles schaffen! Im fordernden Alltag, wo alles durchorganisiert ist, regen wir uns auf, wenn der Partner einen Termin vergisst, das Kind nicht wie vereinbart anruft oder die Heimhilfe zu spät kommt.

Wir dürfen das natürlich kritisieren, können uns aber zugleich fragen: Habe ich bisher „Danke“ gesagt, wenn die Heimhilfe sich extra beeilt hat, um pünktlich zu mir zu kommen? Habe ich meinem Partner dafür gedankt, dass er so vieles erledigt, an das ich gar nicht denken würde? Bin ich meinen Kindern dankbar, dass ich mich im Normalfall auf sie verlassen kann?

Es gibt das Prinzip 5:1, das heißt, für die Kritik an einer Person finde ich 5 Dinge, die ich an ihr schätze, für die ich ihr dankbar bin. Wer freut sich nicht über ein ausgesprochenes „Danke!“ anstatt ständig kritisiert zu werden!?

Mein Mann und ich pflegen seit Jahren folgendes Ritual: Wir benennen vor dem Einschlafen die Dinge, für die wir der/dem Anderen an diesem Tag dankbar sind. So schlafen wir mit guten Gedanken und dem Wissen um die gegenseitige Wertschätzung ein.

Egal in welcher Lebenssituation Sie stehen – ob Sie alleine leben oder in Gemeinschaft – versuchen Sie die Dankbarkeit gegenüber Ihren Mitmenschen einzuüben! Sie werden sehen, dass die Beziehungen dadurch noch mehr an Qualität gewinnen. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen!

Übungsweg der Dankbarkeit: Impuls 2

Für mich ist die Dankbarkeit am Morgen wichtig, weil ich sonst oft schon genervt in den Tag starte. Deshalb gebe ich mir einen Ruck und überleg mir, während ich schnell aus dem Bett hüpfe, 3 Gründe, wofür ich in diesem Moment dankbar sein kann. Diese Dankbarkeit zieht sich im Idealfall durch den Tag.

Das Essen ist eine von vielen Möglichkeiten im Laufe eines Tages, um sich bewusst zu machen, wie reich beschenkt man ist und dafür zu danken. Mir wurde das einmal klar, als meine Tochter mit damals 2 Jahren vor der Nachmittagsjause sagte: „Nein! Noch nicht das Joghurt essen! Wir haben ja noch gar nicht gebetet!“

Irritiert überlegte ich, welche Antwort ich meiner Tochter jetzt gebe, die vor der Nachmittagsjause vehement ein Tischgebet einforderte. Normalerweise beten wir nur vor dem Mittagessen. Aber der Einwand der Kleinen stimmte mich nachdenklich. Ist ein Joghurt weniger Grund zum Danken als eine Hauptspeise? Warum esse ich so oft achtlos, ohne einen Gedanken daran, wie viele Ressourcen, wie viele fleißige Hände und Arbeitsschritte es gebraucht hat, bis die Nahrungsmittel bei mir auf dem Tisch landen? „Du hast recht“, sagte ich zu meiner Tochter. „Sagen wir dem lieben Gott DANKE für das Joghurt!“

Als ich selber noch ein kleines Kind war, sangen wir im Kindergarten oft das Lied: „Apfel, du bist schön! Wer hat dich so schön gemacht? Gott hat sich’s ausgedacht.“ Der Text bringt für mich sehr gut und in kindgerechter Weise zum Ausdruck, wie kreativ und mit wie viel Schönheit Gott alles geschaffen hat. Sich diesen kindlichen Blick auf die Welt zu bewahren, dem Apfel zu sagen, wie schön er ist und Gott für das Joghurt zu danken, all das, kann auch uns Erwachsene glücklicher machen. Ich wünsche uns, dass uns diese Haltung mehr und mehr gelingt!

Nächste Woche werde ich an dieser Stelle einen Impuls dazu geben, wie wir in unseren Beziehungen Dankbarkeit einüben können.