In dieser Kategorie befindet sich die Sammlung der Impulsvideos …

Christentum meint Einheit – aber in lebendiger Verschiedenheit – Predigt

Dr. Hans PockÜber den sozialen Sprengstoff, der in den Anfängen der christlichen Botschaft liegt, und das, was heute daraus folgt im Zusammenhang mit der Aufforderung zum Einssein, predigt Dr. Johann Pock am 12. Sonntag im Jahreskreis (22.06.2025) in Schönbrunn-Vorpark.


Paulus war ein Revolutionär! Was er seinen Mitmenschen zumutete, war für manche damals ungeheuerlich. Und der eine Vers in seinem Brief an die Galater, den wir gehört haben, birgt auch heute noch Zündstoff – und es passt auch sehr gut zum gerade begangenen „Weltflüchtlingstag“ am 20. Juni:

Gal 3,28 „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid „einer“ in Christus Jesus“.

Und Paulus sagt das nicht als Wunsch an die Zukunft; oder als Absichtserklärung – sondern als Tatsache, wenn man an Christus glaubt.

In den damaligen Ohren war das undenkbar: Juden und Heiden sollten eins sein? Mann und Frau auf gleicher Stufe? Sklaven und Freie in einem Atemzug genannt? Manche damals werden sich gedacht haben: Das wäre ja noch schöner, wenn das so wäre; dann bricht die Gesellschaft zusammen, wenn es nicht mehr Herren und Sklaven gibt; oder wenn Frauen in öffentlichen Versammlungen reden. Und solche Texte finden wir als Widerhall der damaligen Gesellschaft auch in der ganzen Bibel.

Die christliche Botschaft hatte von Anfang an jedenfalls sozialen Sprengstoff in sich: Jesus wendet sich gegen die Überordnung von Herren und Dienern. „Wer der erste sein will, soll der Diener aller sein“. Wer vorangehen will, der soll den Seinen auch die Füße waschen – d.h. sich nicht zu schade sein, auch die einfachen Arbeiten zu verrichten.

Ein neues Verhältnis von Mann und Frau – auf Augenhöhe

Aber auch im Blick auf das Verhältnis von Mann und Frau war das Christentum damals fortschrittlich – so sehr, dass manche sich davor fürchteten, als radikale Sekte gesellschaftlich abgelehnt zu werden.

Heute denkt man bei römisch-katholischer Kirche eher daran, was Frauen bzw. was Laien alles nicht dürfen; oder noch nicht dürfen. Doch in der damaligen Zeit hat Jesus hier Grenzen überschritten: Frauen waren in seinem Gefolge. Es gab zur Zeit des Apostels Paulus auch Frauen als Apostel. Die ersten Zeuginnen der Auferstehung waren die drei Frauen am Grab. … Also eine Fülle von Beispielen, die zeigen, dass in den Ursprüngen der Christenheit nicht mehr zählte „Mann oder Frau“, sondern: Zeuge für Christus oder nicht.

Offenheit für andere Religionen und andere Kulturen

Und auch im Blick auf die religiöse Herkunft werden Grenzen überschritten: Nicht mehr Juden und Griechen. Das Christentum überschreitet die Grenzen seiner Herkunft, des jüdischen Glaubens – und tritt in Dialog mit den Griechen, also mit Heiden. Es werden nun auch Menschen getauft, ohne zuvor jüdisch werden zu müssen.

Es erinnert auch an die Texte von Pfingsten: Durch den Heiligen Geist kommt ein Verständnis zustande über alle Sprachen und Nationen hinweg.

Einssein in Christus

Und das wichtigste Wort für Paulus lautet dabei: „Sie alle sind einer in Christus“ – und zwar durch die Taufe. Wer getauft ist, unterscheidet nicht mehr zwischen sozialen Herkünften oder religiösen Ausrichtungen. Paulus versucht den Blick nicht auf das Trennende zu richten, sondern auf das, was verbindet.

Im Johannesevangelium ist viel die Rede von diesem „Eins-Sein“. Und häufig wird damit jegliche andere Meinung, jegliches Abweichen von offiziellen Lehrmeinungen verurteilt. Dabei geht es meines Erachtens genau um das Gegenteil: Mit all unseren Unterschieden; mit unseren verschiedenen Einstellungen und Erfahrungen, sind wir als Getaufte trotzdem eins. Wir sind eins – egal ob Mann oder Frau, Kind oder Erwachsener, jung oder älter, egal ob Arbeiter, Angestellter, Selbständiger, Lehrer oder Schüler …: Vor Christus sind wir eins – und dürfen trotzdem wir selbst bleiben mit unseren Unterschieden.

Einssein – das bedeutet eben nicht ein Aufheben der Unterschiede; ein Nivellieren; das wäre dann doch ziemlich fad. Sondern es bedeutet, dass die Unterschiede nicht trennend sein müssen, dass Vielfalt die Einheit nicht bedroht.

Und es ist dies eine Einheit, die uns verbindet mit den Urahnen – und Paulus nennt da z.B. Abraham und seine Nachkommen. Als Christinnen und Christen sind wir eins mit ihnen – und das heißt wohl auch: wir sind genauso Nachkommen Abrahams wie das jüdische Volk oder die Muslime.

Und wir sind eins mit den Menschen, die noch kommen werden. Gerade in der Messe schwingen wir im Gebet ein in diese Tradition vor uns und nach uns; wir hören Texte aus der Geschichte – und wir bitten für unsere Zukunft.

Wenn heute mit dem Christentum oft eher die Gebote und Verbote verbunden werden; oder die Macht, die sich an den Gebäuden und Strukturen zeigt – dann tut es gut, an diese Ursprünge zu erinnern: All das Äußere steht im Dienst dieses Jesus und seiner frohen Botschaft.

Feiern wir diese Einheit in der Verschiedenheit – und tun wir alles dafür, dass Unterschiede als Reichtum, nicht als Bedrohung wahrgenommen werden.

Sich einverleiben – Predigt

Dr. Christoph BenkeWas der Unterschied davon ist, wenn sich Putin die Krim einverleibt, wir Nahrung zu uns nehmen und wenn wir uns Jesus in der Kommunion einverleiben und was daraus folgt, darüber predigte Dr. Christoph Benke zu Fronleichnam (19. Juni 2025) in Schönbrunn-Vorpark.


Sich Einverleiben: Putin hat sich die Krim einverleibt und will das auch mit anderen Gebieten der Ukraine machen. Trump will sich Grönland einverleiben. Dieses Einverleiben hat einen aggressiven Unterton von ‚sich etwas unter den Nagel reißen‘.

Einverleibung geschieht aber ganz alltäglich, mehrmals: Wir essen, nehmen Nahrung zu uns. Da passiert Einverleibung, ganz wörtlich: Nahrung geht in uns ein, wird umgewandelt, Magen und Verdauungstrakt holen die Nährstoffe heraus, die der Organismus braucht.

Wir feiern das Fronleichnamsfest. Wie in jeder heiligen Messe steht da ein besonderes Essen und Trinken im Mittelpunkt. Essen, also etwas Alltägliches, wird da zu etwas Besonderem: Wir sind eingeladen, uns Jesus einzuverleiben. Wir dürfen eine innige Verbindung mit der Person eingehen, die von sich sagt: Das ist mein Leib; Das ist mein Blut. Jesus sagt von diesem Brot und von diesem Wein: Das bin ich – für euch. Unter den Gestalten von Brot und Wein schenkt uns Jesus sich selbst: seine erlösende Liebe, seine Hingabe bis zum Tod, sein unzerstörbares österliches, verherrlichtes Leben.

Das Besondere am Einverleiben des Brotes, das Jesus ist, besteht darin: Es will alle erreichen. Und alle aßen und wurden satt, heißt es im Evangelium. Und weiter: Dieses kleine Stückchen Brot, dieser kleine Schluck Wein ist gar nicht so leicht verdaulich, wie zu vermuten ist. Bedenken wir: Wir verleiben uns die Hingabe Jesu ein! Das verpflichtet uns zu einem Leben für andere. Tut dies zu meinem Gedächtnis, heißt also: Die Liebe, die Christus uns erwiesen hat, haben wir der Welt weiterzugeben.

Wo wir bereit sind, Brot für andere zu sein, verehren wir die heilige Eucharistie.

Fronleichnam – ein Gedanke

Im Hören und Sprechen des Wortes
Schenkt Gott uns gehörigen Zuspruch.
Er, das Wort wird Fleisch
Und geht uns in Fleisch und Blut über.

Im Wandeln des Brotes
Geschieht Wandlung der Welt.
Gott gibt sich uns zum Genuss
Und macht uns für andere genießbar.

Im Aussetzen des Allerheiligsten
Setzt Gott sich uns aus.
Egal wie wir ihn ansehen –
Er gibt uns Ansehen.

Petra Wasserbauer

ALLEIN DIE LIEBE EINT – Predigt

Pater Dr. Clemens Pilar COpÜber die Versuche Einheit/lichkeit im Glauben und in der Kirche durchzusetzen und das, was dabei übersehen wurde, sprach P. Dr. Clemens Pilar Cop in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 7. Sonntag der Osterzeit (01. Juni 2025).


Das Evangelium, das wir nun am letzten Sonntag vor Pfingsten gehört haben, macht uns sehr nachdenklich. Zu Pfingsten feiern wir die Herabkunft des Heiligen Geistes, der die Jünger sofort ermutigt und erweckt hat, zu ihrer Mission aufzubrechen. Die erste große Rede wird von allen verstanden, egal welcher Herkunft die Hörer waren und welches ihre Muttersprache war. Ein hoffnungsvoller Anfang: Durch den Geist Gottes sollen alle den Ruf Gottes hören können, alle sollen zusammenfinden in dem einen Volk, das auf Gottes Stimme hört.

Jesus hat dies auch in seinem großen Gebet am Abend vor seinem Leiden zum Ausdruck gebracht: Indem die Jünger in der Einheit vollendet sind, wird die Welt erkennen, dass er – Jesus – wirklich vom Vater gesandt ist, und dass deshalb seine Offenbarung des Vaters glaubwürdig ist: Gott ist der Gott der Liebe. „Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein.“

Doch ist diese Bitte bis heute nicht erfüllt. Warum? Was macht es den Christen, die doch alle an den Name Jesu glauben, so schwer, diese Einheit zu finden? Die ganze Kirchengeschichte ist durchzogen von Glaubensstreitigkeiten, von Schismen und Spaltungen.

Heuer haben wir einen besonderen Grund, uns mit dieser Frage zu beschäftigen. Feiern wir doch auch das 1700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa, bei dem das Glaubensbekenntnis formuliert und definiert wurde, das wir auch heute noch beten. Grund zum Jubel? Vielleicht, aber ich bin mir da gar nicht immer so sicher. Zumindest lohnt es sich, auch einen kritischen Blick auf die dadurch angestoßene Entwicklung zu werfen.

Wie kam es zu diesem Konzil? Als Kaiser Konstatin das Christentum in seinem Reich erlaubt hatte, hatte er auch gehofft, dass diese neue, junge Religion in seinem Riesenreich eine einheitsstiftende Kraft sein könnte. Doch dann stellt er fest, dass diese Christen auch damals schon in viele Gruppen und Parteien aufgespalten waren, die heftig miteinander um die rechte Auslegung des Glaubens gestritten haben. Es war der noch nicht getaufte Kaiser, der das Konzil einberufen und die Bischöfe mehr oder weniger gezwungen hat, endlich eine gemeinsame, für alle verpflichtende Glaubensformel zu finden.  Er wollte, dass es endlich ein Glaubensbekenntnis gäbe, Sätze, denen alle zustimmen können, bzw. müssen. Und tatsächlich ist die Formulierung solch eines Bekenntnisses gelungen und wurde groß gefeiert. Bloß: Die Einheit hat das nicht gebracht. Es wurde fleißig weiter gestritten. Es gab jene, die den Sätzen zugestimmt haben, und jene, die es nicht getan haben. Der Befehl: „Das muss man jetzt aber so glauben.“ hat wenig gefruchtet, weil eines dabei übersehen wurde (und manchmal bis heute übersehen wird): „Im Glauben gibt es kein Muss!“ Man glaubt, oder man glaubt nicht. Man kann eine äußerliche Unterwerfung erzwingen, nicht aber innere Zustimmung.

Alle Versuche, den Glauben in Definitionen und Sätze zu gießen, haben immer nur weitere Spaltung verursacht. Das liegt einfach daran, dass wir Gott nicht definieren können, und jeder Versuch, Dogmen über Gott festzulegen, erzeugt nur Götzen. Bei Glaubensstreitigkeiten aller Art wird immer um Götzen gestritten. Gottesbilder, Gottesideen, menschliche Versuche, das unfassbare Geheimnis festzulegen. Es ist ja kein Geheimnis: Alles kann zum Götzen werden: sogar die Eucharistie. Woran man das erkennt? Es ist nicht möglich, dass alle Getauften gemeinsam das eucharistische Brot brechen und Mahl halten. Einfach deshalb, weil im Laufe der Zeit theologische Deutungen dieses Geschehens wichtiger wurden als der Auftrag Jesu: „Tut das zu meinem Gedächtnis“.

Wie aber kann endlich die Einheit werden, die Jesus erbeten hat? Durch neue, bessere Sätze, treffendere Dogmen? Sicher nicht. Papst Franziskus hat gesagt, wenn wir auf die Theologen warten, bis wir Christen alle endlich gemeinsam die Eucharistie feiern können, werden wir ewig warten.

Ich denke, es ist nun nach 1700 Jahren Zeit, dass wir umdenken. Vor 1700 Jahren wurde ein Glaubensbekenntnis formuliert, das endlich Einheit unter den Christen bringen sollte. Aber es weist einen entscheidenden Mangel auf. Der Kaiser und die Bischöfe haben damals nämlich auf das Wesentliche vergessen: Das Wort Liebe und das Wort Barmherzigkeit kommen darin überhaupt nicht vor. Es werden aber nicht Sätze sein, die uns einen, sondern allein die Liebe. Das bedeutet nicht, dass wir diese alten ehrwürdigen Traditionen über Bord werfen müssen. Wir betrachten sie als Etappe auf dem Weg. Wir werden auch heute dieses Glaubensbekenntnis beten – die Sätze sind ja nicht falsch. Und an sich ist es ja auch etwas Großartiges, dass man in Konzilien zusammenkommt und wichtige Fragen gemeinsam durchdenkt und gemeinsam zu lösen versucht. Aber wir wissen auch, dass wir dabei nicht stehen bleiben dürfen, sondern einen Weg des Lernens gehen, der uns weiter führt. Es bedeutet auch, dass man lernen muss, was man festlegen kann und was dagegen bleibend ein Fragen und Suchen bleiben muss. Nicht alles kann man in unumstößliche Sätze gießen.

Aber was macht den Christen dann aus, was ist das Einende? Jesus ist der Mittelpunkt. Jesus ist der Weg zum Vater – aber wer durch diese Türe geht, die Jesus ist, wird immer tiefer die Herrlichkeit schauen, von der er in seinem Gebet gesprochen hat. Jeder wird diese Herrlichkeit anders wahrnehmen, jeder wird sie in einzigartiger Weise erleben (ich denke da z.B. an die Erfahrung im Rahmen des Medizinstudiums, bei der meine Kollegin und ich feststellen mussten, dass wir Farben in unterschiedlicher Intensität wahrgenommen haben). Darum ist es ja auch so genial, dass wir vier verschiedene Evangelien haben, die wir nicht auf einen Nenner bringen können. So halten uns die ersten Zeugen offen für weiteres Fragen und Suchen. Das ist der Weg, die Herrlichkeit Gottes zu schauen. Und diese Herrlichkeit dürfen die Christen dann einander bezeugen, in der Freude über die Fülle und Unterschiedlichkeit der Erfahrungen. Ob diese Erfahrungen authentische Gotteserfahrungen sind, kann man daran erkennen, wie sehr jemand in der Liebe wächst, bis zur Gleichgestaltung, mit der Jesus seine Jünger geliebt hat. Und diese Erfahrung kann man nicht einfach weitergeben. Man kann sie bezeugen und bei anderen die Sehnsucht erwecken, selber in die Freundschaft mit Jesus einzutreten und durch ihn in das Haus des Vaters geführt zu werden.

Komm zu mir, Heiliger Geist

Gebet zu Pfingsten

Wenn ich Menschen in Schubladen stecke,
komm zu mir Heiliger Geist,
öffne die Schubladen,
und hilf mir, den einzelnen Menschen zu sehen.
Komm zu mir Heiliger Geist!

Wenn ich in Vorurteilen gefangen bin,
komm zu mir Heiliger Geist,
kläre meinen Blick,
und hilf mir, Vorurteile zu überwinden.
Komm zu mir Heiliger Geist!

Wenn ich nur noch auf mich selbst schaue,
komm zu mir Heiliger Geist,
lenke meinen Blick in die Weite,
damit ich meine Mitmenschen in den Blick nehme.
Komm zu mir Heiliger Geist!

Wenn mir die Worte fehlen,
komm zu mir Heiliger Geist,
lass mich mutig werden,
und darauf vertrauen, die richtigen Worte zu finden.
Komm zu mir Heiliger Geist!

Wenn ich nicht mehr weiter weiß,
Komm zu mir Heiliger Geist,
schenk mir den Mut,
neue Wege zu gehen.

Komm zu mir Heiliger Geist,
damit ich ein Leben
in der Liebe zu Gott und den Menschen
leben kann.

Edith Furtmann

Mehrere Blicke – Predigt

Arthur SchwaigerAuf verschiedene Aspekte dieses Sonntags (24.04.2025) ging Diakon Mag. Arthur Schwaiger in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark ein.


Ich lade ein, drei Blicke auf den 2. Sonntag in der Osterzeit zu werfen!

Blick 1 – Beiname WEISSER SONNTAG

Die in der Osternacht getauften Erwachsenen gaben ihre Taufkleider eine Woche später zurück. Das war gängige Praxis in der Urkirche. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage nach dem Pro und Contra der Kindertaufe, auf die hier nicht eingegangen werden soll.

Blick 2 – DER ZWEIFELNDE THOMAS

Alle Jahre wieder werden wir mit Thomas konfrontiert und alle Jahre müssen wir uns eingestehen, dass wir Zwillingsgeschwister des Thomas sind.

Aber: Glaube und Zweifel gehören zusammen in einem Miteinander und auch in einem Gegeneinander. Der große tschechische Theologe Tomas Halik (*1948) schreibt immer wieder darüber.

Blick 3 – DER SONNTAG DER GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT

Papst Johannes Paul II. hat diesen zweiten Sonntag in der Osterzeit zum Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit erhoben in Erinnerung an die polnische Mystikerin Sr. Faustyna (1905-1938), die die Botschaft der Barmherzigkeit Gottes in ihren Visionen hervorgehoben hat. Es liegt an uns, ihre Sprache – als Kind ihrer Zeit – zu übersetzen, um die Modernität dieser Botschaft zu er- und zu begreifen. Ebenso gilt es, das Bild – entstanden nach ihren Visionen – neu zu deuten.

Der am Ostermontag verstorbene Papst Franziskus hat nicht umsonst immer wieder verkündet: DER NAME GOTTES IST BARMHERZIGKEIT!

Amen!

Christ:innen brauchen Mut – und können sich dabei auf den Heiligen Geist verlassen – Predigt

Dr. Hans PockDarüber, dass heute so viel Angst existiert, sprach Dr. Johann Pock in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 6. Sonntag der Osterzeit (25. Mai 2025). – Und v.a. darüber, dass wir in dieser Situation Mut brauchen in unserem Leben, und wie wir dazu kommen.


„Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ – Das ist einer der Abschiedssätze Jesu an seine Jünger. Er möchte die Jünger ermutigen, stärken; er gibt Ihnen Hoffnung und Kraft für die Zukunft mit.

Vor allem aber gibt er ihnen auch seinen Geist mit – den „Heiligen Geist“.

Und das ist es, was wir heute vor allem brauchen: Hoffnung, Geist und Mut!

 

1. In Zeiten von Angst braucht es mutigen Glauben

Viele beschreiben heute, dass wir in einer Phase der Angst leben – Angst aber ist ein schlechter Ratgeber. Mit Angst versuchen populistische Personen Menschen zu verwirren. Mit Angst hat auch unsere Kirche über Jahrhunderte versucht, die Gläubigen bei der Stange zu halten: Angst vor der Hölle; Angst vor einem Gott, der in jeder Sekunde alles sieht; Angst vor noch so kleinsten Sünden.

Ich brauche aber keinen Glauben, der aus der Angst erwächst – sondern einen, der mir Kraft gibt; einen Glauben, mich wachsen lässt und nicht kleiner macht. Persönlich kann ich sagen, dass ich in meiner Familie einen solchen Glauben kennenlernen durfte, und ich bin dankbar dafür.

Was es heute braucht, ist Mut – und das ist genau die Botschaft der Evangelien in der Osterzeit; eigentlich ist es im Zentrum der Botschaft Jesu überhaupt: Habt Mut, fürchtet euch nicht!

Wobei der Mut in unterschiedlichen Zeiten sehr unterschiedlich sein kann.

 

2. Der Mut zum Widerstand gegen Unrecht

Wir feiern heuer 80 Jahre Kriegsende. Ohne den Mut einzelner, sich gegen Unrecht aufzulehnen, wäre es anders ausgegangen. Und diesen Mut brauchte es seit damals bis heute.

Jesus war nicht systemkonform: Er hat Widerstand geleistet, wo es gegen Schwache ging. Mit seiner Botschaft hat er angeeckt und wurde dafür gekreuzigt – wie danach so viele Apostel und Märtyrer des Glaubens:

Auch heute noch sterben täglich Menschen für ihren Glauben – wie glücklich dürfen wir sein, in einem Land zu leben, wo unterschiedliche Religionen friedlich nebeneinander und miteinander leben können.

Jesus hatte den Mut, gegen religiöse und politische Führer aufzutreten, wo es Unrecht und Unterdrückung gab.

Der Mut unserer Vorfahren – und der Mut von Menschen heute ist es, dass wir die längste Friedensperiode bei uns erleben seit Jahrhunderten.

 

3. Der Mut zu Umkehr und Neuanfang

Jesus gibt den Jüngern aber auch den Mut zum Neuanfang. Das ist es, was wir in den Ostertagen und dann vor allem zu Pfingsten feiern: Voll Begeisterung etwas Neues wagen. Hinauszugehen in die Welt – und das Verständnis mit den anderen zu suchen.

Österreich musste vor 80 Jahren neu anfangen – der Mut zur Umkehr und zum Bekennen auch eigener Schuld hat jedoch teilweise viele Jahrzehnte gedauert.

Umkehr ist nicht einfach, wenn das eigene Navi einen in eine Sackgasse manövriert hat im Leben. Und auch jeder Neuanfang braucht Mut: die Entscheidung zu einem Beruf – oder einem beruflichen Wechsel; die Entscheidung zu einer Partnerschaft, zu einer Ehe, zu Kindern – all das braucht Mut zu einem Neuanfang, weil sich vieles ändert.

Weiterzumachen, wenn ein Partner stirbt, und dabei nicht aufzugeben – es braucht Mut, dabei Hoffnung und Fröhlichkeit nicht zu verlieren.

Und auch in all diesen Fällen kann der Glaube, kann die Kirche helfen: ich bin dabei nicht allein; Gott ist bei mir mit seinem Geist; und die Menschen in der Kirche, meine Mitchristinnen und Mitchristen sind bei mir.

 

4. Der Mut, für die Kirche und für den Glauben einzustehen.

„Der Friede sei mit euch!“ – Mit diesem Wort hat der neue Papst Leo XIV. die Menschen nach seiner Wahl begrüßt. Und er hat seither vor allem Mut gemacht, einzustehen für den Glauben. So viele Hoffnungen legen sich aktuell auf ihn – das könnte ein Mensch allein nicht tragen. Aber gemeinsam, als Kirche, im Vertrauen auf den Heiligen Geist: Da ist es möglich, an eine Kirche zu glauben, die Heimat ist für die Menschen.

Konflikte gab es von Anfang an in der Kirche – wie die Texte der Apostelgeschichte eindrücklich zeigen. Jede Zeit hat ihre eigenen großen Fragen und Konflikte. Umso wichtiger ist immer die Rückversicherung: Was würde Jesus tun?

Je mehr man sich mit der Kirche, mit ihrer Geschichte, mit den Menschen in ihr beschäftigt – umso mehr findet man, was man kritisieren könnte. Weil es eben Menschen mit ihren Stärken und Schwächen sind, die sie prägen.

Zugleich aber finde ich darin so vieles, was mir Mut macht:

  • Biografien wie jene der Hildegard von Burjan, aber auch einfacher Frauen und Männer, die aus ihrem Glauben heraus gelebt haben und leben.
  • Hilfeleistungen in der Kirche, wie eine Wärmestube, wie so viel an Caritas, an Liebe zu Menschen in Notsituationen, kleinen oder großen.
  • Die Freude bei Taufen oder Trauungen; die Hoffnung und das Vertrauen bei Begräbnissen, dass die Liebe stärker ist als der Tod.

Ich bin froh, in dieser Kirche sein zu können und in diesen christlichen Glauben hineingeboren worden zu sein. Und ich bin dankbar für all die Menschen, die diesen Glauben hoffnungsvoll, fröhlich und mutig leben und bekennen.

Gedanken zum Evangelium von Christi Himmelfahrt

Arthur SchwaigerDiakon Mag. Arthur Schwaiger erklärt uns, was wir aus dem Evangelium von Christi Himmelfahrt herauslesen können:
Lukas 24,46-53


Dieser Text fängt an mit dem Erinnern, dass in den alttestamentlichen Schriften bereits erkennbar ist, dass Gottes Gesalbter als ein Dienender kommt: „Der Messias wird leiden…“

Zugleich wird an die Treue Gottes erinnert, denn er wird „von den Toten auferstehen…“: Hingabe und Auferstehung gehören zusammen!

In diesem Namen wird ein neuer Anfang verkündet werden, der sich durch die Sündenvergebung zeigt.

Aber auch für die nun anbrechende Zeit der Kirche, in der die Jüngerinnen und Jünger Zeugnis geben, hat das Empfangen den Charakter eines Grundgesetzes. Die Christinnen und Christen können aber nur dann Kirche Jesu sein, wenn die Geistkraft aus der Höhe gesendet wird.

Diese Geistkraft aus der Höhe ist erst die Ermächtigung zur Nachfolge. Erst dann, und nur erst dann, fasst das Lukasevangelium den Abschluss des Wirkens Jesu in Worte mit dem Bild der Aufnahme in den Himmel.

Segnend wird Jesus von seinem Vater aufgenommen. Vorher hat er aus dem Empfangen gelebt.

Jesu Menschenkenntnis – Predigt

Dr. Christoph BenkeMit der Frage, woher Jesus seine Menschenkenntnis hat und wie sich diese entwickelt hat, beschäftigte sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 4. Sonntag der Osterzeit (11.05.2025).


Manchmal sagen wir von jemandem: ‚Er hat eine gute Menschenkenntnis.‘ Das ist jemand, der ohne Vorurteil einen anderen Menschen gut einschätzen kann, obwohl man einander vielleicht noch nicht lange kennt. Menschenkenntnis kommt aus einer gewissen Lebenserfahrung. Auch Empathie und Intuition wird dabei sein.

Woher hat Jesus, der Auferstandene, seine Menschenkenntnis? Es heißt ja: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. (V 27)

Jesus lebte von Beginn an unter Menschen. Währenddessen hat er mit Menschen Erfahrungen gemacht. Schon damals hieß es: Er wusste, was im Menschen ist (Joh 2,25). Gleich zu Beginn erfuhr er Ablehnung. Später da und dort Zuspruch. Dieser Zuspruch vonseiten vieler führte Jesus in den Konflikt mit den Verantwortlichen. Der Konflikt endete tödlich. Und dies, also sein Leiden und sein Sterben, ist wichtig für seine Menschenkenntnis. Jetzt, aus der Sicht von Ostern, also nach seinem Hinübergang zum Vater, hat sich seine Menschenkenntnis noch einmal vertieft. Denn der, der sagt Meine Schafe hören auf meine Stimme, ist selbst gezeichnet – ein verwundetes Lamm. Der Auferstandene trägt die Wundmale. Das Leid machte Jesus nicht bitter – im Gegenteil, noch empathischer mit allen, die so wie er verwundet wurden und verwundet sind, wodurch auch immer. Wohl deshalb heißt es in der Lesung: Das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird die Bedrängten weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. (Offb 7,17)

Gute Worte

Dr. Nikolaus KrasaAusgehend vom Licht, das uns (er)leuchtet, werden uns in dieser Feier der Auferstehung viele gute Worte zugesagt, die uns leben lassen. Das führte Delegat Dr. Nikolaus Krasa in seiner Predigt bei der Auferstehungsfeier (20.04.2025) in Schönbrunn-Vorpark aus.


Was lässt mich leben? (Beginn als kurze Dialogpredigt mit den Kindern: Steine, leuchten, ohne Licht, nur dunkel und hässlich)

Was bringt unsere Augen, unser Leben zum Leuchten? Was macht mich von innen her froh? Vor allem dann, wenn unsere Augen nicht leuchten, weil das Leben mühsam ist, weil es zu viele schlechte Nachrichten gleichzeitig gibt, weil die große Weltgeschichte im Moment alles andere als lustig ist. Ein Geschenk, die Aussicht auf Urlaub, ein neuer Job, eine Gehaltserhöhung? Vielleicht ein bisschen, ich glaube aber mehr als alles andere ist das ein gutes Wort, jemand, der uns sagt: ‚Das hast du gut gemacht, ich schätze dich, du kannst etwas, ich habe dich lieb.‘ Was uns von innen her leuchten lässt, sind, so glaube ich, vor allem solche Worte. 

Warum ich damit in der Osternacht anfange? Weil, so scheint mir, genau das in der letzten Stunde passiert ist. Wir sind viel zu früh aufgestanden, sind vielleicht noch müde und dann noch eine ordentliche Zeit im Dunkel gesessen. Und all das letztlich, um in uns solche Erfahrungen nochmals anklingen zu lassen. Das ist eben bei uns Menschen so, oft geht uns das innere Feuer verloren, leuchten unsere Augen nicht, sind wir müde angesichts der Last des Lebens. Na wunderbar, könnte man sagen, und das tun wir uns dann noch extra an? Christsein hat also offenbar doch auch etwas mit Masochismus zu tun. Wenn es bei der Erfahrung des Dunkels bliebe, ja, aber das tut es eben nicht. Christsein ist realistisch, ja, deshalb die Erfahrung des Dunkels. Aber: In diesem Dunkel bleiben wir nicht allein, in dieses Dunkel hinein haben wir in der vergangenen Stunde gute Worte gehört, Worte, die letztlich keine andere Funktion haben, als unser Inneres hell zu machen. Als unsere Augen, vielleicht sogar unser ganzes Leben leuchten zu lassen. Es wäre eine spannende Frage, was da bei ihnen noch nachklingt. Ich erzähle ihnen kurz meine Worte (wobei, ich gesteh’s, ich den Vorteil habe, mir das vorher schon gut angeschaut zu haben)… meine „Lichtworte“, die mich in dieser Nacht anleuchten, sodass ich von innen her leuchten kann…

Die erste Lesung, das finde ich, ist ganz einfach, fast schon repetitiv: Gott sah, dass es gut war… egal was ist, es ist gut, sogar sehr gut, Gott schaut auf mich, auf mein Dunkel, und er sagt zu mir: ‚Sehr gut, du bist mein Ebenbild, mein Bild und Gleichnis, wie wir es gehört haben, es ist gut, dass du bist.‘

Die zweite Lesung, eigentlich auch nicht so kompliziert. Wieder das Bild der Nacht, aber auch scheinbar unüberwindbare Hindernisse, Schwierigkeiten, Gegner (ob innere oder äußere, ganz egal). ‚Der Herr rettet mich.‘, könnte ein Wort aus diesem Text sein, er handelt, wie es wenig später im Text heißt, mit mächtigem Arm. Er sagt also nicht nur: ‚Gut, dass du da bist.‘, und kümmert sich nicht weiter um mich, er bahnt mir einen Weg durch die Nacht, durch die Schwierigkeiten. 

Die dritte Lesung, ganz leicht, die war voll mit Worten, die uns leben lassen (können). ‚Der Herr, der dich schon gerufen hat, vergisst dich nicht, im Gegenteil: „mit ewiger, Huld habe ich mich deiner erbarmt“.‘ – eigentlich ist das mein Lieblingssatz, vielleicht in eine etwas modernere Sprache gebracht: ‚Ich habe nie aufgehört, dich liebzuhaben (auch wenn du das vielleicht nicht immer gespürt hast).‘ 

Und die vierte Lesung? „Er hat den Weg der Erkenntnis erkundet, sie Jakob seinem Diener verliehen, Israel, seinem Liebling“, ich Jakob, sein Diener, bin Liebling Gottes (ein schon vertrautes Thema“, und das ist kein Zufall, da gibt es einen Weg der Erkenntnis, vielleicht besser, der Beziehung, der liebenden Beziehung zu ihm…

Jetzt könnte man einwenden, schöne Worte, aber wo bleiben die Taten, das eine ist, vom Licht zu reden, das andere ist, das Licht anzudrehen. Und genau davon, das ist das letzte Wort, das ich ansprechen möchte, das uns in dieser Nacht aufleben lassen könnte, das unsere Augen leuchten lassen könnte, die Epistel. Christus ist auferstanden. In ihm wird der Weg der großen Worte konkret: Gott sagt zu ihm; es ist sehr gut, dass du bist, Gott führt ihn durch das Meer des Todes, weil Gott nicht aufhört, ihn zu lieben, weil er zu ihm als dem Sohn eine ganz enge, liebevolle Beziehung hat, die stärker ist als der Tod. Aber die Epistel sagt noch mehr: nicht nur in Jesus wird der Weg der Worte, die uns leben lassen, konkret, wenn wir durch die Taufe mit ihm verbunden sind, auch in uns, wir leben mit ihm.