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Impuls zur 6. Fastenwoche: Sorgen

„Ich wünschte, ich hätte mir nicht so viele Sorgen gemacht!“

Kennen Sie das? Wochenlang sind Sie halbe Nacht wach gelegen und haben darüber nachgegrübelt, wie das geplante Vorhaben (eine Operation, ein Fest, oder was auch immer) verlaufen werde. Und jetzt, da alles gut vorbeigegangen ist, verstehen Sie gar nicht mehr, warum Sie sich im Vorfeld so viele Sorgen gemacht haben.

Menschen, die am Ende ihres Lebens zurückblicken, geht es auch so. Sie erkennen mit Wehmut, wie viel Zeit ihres Lebens sie damit verbracht haben, sich unnötig Sorgen zu machen. Aber wie können wir das Gedankenkarussell, das immer wieder in unserem Kopf im Kreis läuft, stoppen?

Ich muss Sie gleich enttäuschen. Es gibt dafür kein Patentrezept. Wieder einmal geht es um das Thema des Loslassens, von dem wir schon gehört haben, dass es uns Menschen ein Leben lang begleitet. In den letzten Jahren ist das Thema „Achtsamkeit“ in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Es gibt Achtsamkeitsseminare, in denen man lernen kann, den Augenblick bewusster zu leben. Dieses „in-der-Gegenwart-Sein“ ist sicher ein wichtiger Baustein für ein Leben ohne ständige Sorge. Wenn Sie die sorgenvollen Gedanken in sich hochkommen spüren, atmen Sie tief durch! Spüren Sie die Luft, wie sie durch Ihre Nasenlöcher strömt.

Das kommt Ihnen seltsam vor? Für uns Christ*innen ist es das einfachste Gebet. Denn Gott hat uns seinen Geist eingehaucht. Wir dürfen glauben, dass in jedem Atemzug der Geist Gottes in uns wirkt. Dazu können Sie beim Einatmen die Worte meditieren: „Geist Gottes in mir“ und beim Ausatmen „ich vertraue dir!“ Es kann eine Weile dauern bis Sie so in Ihrem Körper und in der Gegenwart angekommen sind – man könnte auch sagen: im Vertrauen zu Gott angekommen sind, dass die Sorgen und Ängste wieder ihre Macht verlieren.

Sie alle kennen das Gleichnis von den Vögeln im Himmel und den Lilien auf dem Feld, für die Gott sorgt. „Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“, schreibt Matthäus im 6. Kapitel.

Corrie ten Boom, eine niederländische Christin, die während der nationalsozialistischen deutschen Besetzung der Niederlande eine Untergrundorganisation gründete, mit der zahlreiche Juden vor dem Holocaust gerettet wurden, brachte es so zum Ausdruck: „Sich zu sorgen nimmt dem Morgen nichts von seinem Leid. Aber es raubt dem Heute seine Kraft!“ Nur durch ihr tiefes Vertrauen konnte sie und konnten viele andere Menschen in großen Nöten zu allen Zeiten trotzdem Großes bewirken.

Das soll nicht heißen, dass unsere kleinen Alltagssorgen nicht sein dürfen oder gar, dass Gott sie nicht ernst nehmen würde. Im Philipperbrief heißt es „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Phil 4,6). Für mich bedeutet das, dass wir uns zwar eigentlich nicht sorgen müssen, aber dass wir immer mit unseren Bitten, mit unseren Sorgen, Ängsten, Nöten, aber auch mit unserem Dank zu Gott kommen dürfen.

In diesem zuletzt genannten „Dank“ liegt vielleicht ein kleiner hilfreicher Hinweis, um das Leben etwas sorgloser zu bestehen: Suchen Sie in ihrem Alltag so oft als möglich Dinge, für die Sie dankbar sind! Ich schreibe z.B. ein „Danke-Tagebuch“ und beginne jede Gebetszeit mit dem Auflisten der Sachen, für die ich Gott danken möchte. Zu sehen, wie viel mir schon geschenkt wurde, hilft mir zu vertrauen, dass Gott auch in Zukunft gut auf mich und meine Lieben schauen wird. Und noch ein kleiner Tipp mit Augenzwinkern: Genießen Sie die Gegenwart! Sie ist die gute alte Zeit von übermorgen!

Welche sorgenvollen Situationen haben sich zum Guten gewendet?

Wofür bin ich dankbar in meinem Leben?

Petra Wasserbauer

Impuls zur 5. Fastenwoche: Mut

„Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie es andere von mir erwarten.“

Das ist einer der häufigsten Sätze, den Sterbebegleiter*innen hören. Warum fällt es uns so schwer, uns selbst zu bejahen?

Stellen Sie sich ein Puzzle vor, das alle Facetten Ihres Lebens abbildet – nicht nur Ihr Äußeres, sondern auch Ihre Persönlichkeitsanteile. Beim Zusammenbauen stoße ich immer wieder auf Puzzleteile, die ich nicht an mir mag, z.B. meine Angst, meinen Perfektionismus, meine krumme Nase, usw. Nach einer Weile würde ich mich in dem Puzzle nicht mehr wiedererkennen, weil es nur ein fragmentiertes Bild von mir ist. Oft sind es aber genau diese unliebsamen Aspekte an uns, die uns dabei helfen, anderen Menschen mit Mitgefühl zu begegnen. Wir brauchen die aus der eigenen Verletzlichkeit gewonnene Weisheit, um anderen beizustehen. Um „ganz“ zu sein – und nichts Anderes bedeuten ja die Worte „heil“ und „heilig“, müssen wir alle Teile von uns einbeziehen, akzeptieren und miteinander verbinden. Ganzheit bedeutet nicht Perfektion, sondern: nichts ausgelassen.

Die Philosophin Simone Weil sagte den klugen Satz: „Der Held trägt eine Rüstung, der Heilige ist nackt.“ Die oder der Heilige zeigt sich ganz und macht sich dadurch verwundbar; sie/er wirkt so aber auch heilsam für die Mitmenschen. Wir haben in der 3. Fastenwoche über das Thema „Vergebung“ gesprochen. Oft fällt es uns am schwersten, uns selbst zu vergeben, dass wir so sind, wie wir sind und nicht anders. Das ist der eine Aspekt des Themas: die Selbst-Annahme. An meiner Wand hängt der schöne Spruch „Mit etwas Mut kann man sein, wer man sein möchte. Mit noch etwas mehr Mut kann man sogar sein, wer man ist!“

Der 2. Aspekt ist, dass wir uns selbst treu bleiben dürfen, auch wenn wir damit die Erwartungen anderer enttäuschen. Das Wort „Ent-Täuschung“ ist für uns negativ besetzt, bedeutet aber eigentlich etwas Positives: Ich zeige eine Täuschung auf und trage dadurch zur Wahrheitsfindung bei. Die andere Person hatte vielleicht ein falsches Bild von mir. Wenn ich sie „ent-täusche“, sieht sie mehr von dem, wie ich wirklich bin. Tragfähige, gute Beziehungen halten Enttäuschungen aus und werden dadurch sogar wahrhaftiger.
Jahrhunderte lang wurde die Bibelstelle „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22,39) einseitig zitiert und der erste Teil des Satzes betont. Das „wie dich selbst“ wurde unter den Tisch gekehrt. Erst in der letzten Zeit erkennt man die Wichtigkeit der Selbstfürsorge: Nur wer für sich selbst gut sorgt, kann auch für andere da sein.

Ähnlich war es mit dem Begriff der „Demut“: Oft wurde sie mit Selbstverleugnung gleichgesetzt. Mir kam kürzlich folgende Deutung unter: „Demut ist, nicht weniger von sich zu denken, sondern weniger an sich zu denken!“ Wenn ich um meine Größe weiß, wenn ich wirklich glauben kann, dass Gott mich gut geschaffen hat, dass er sich an mir freut, dann werde ich im Alltag nicht Angst haben, zu kurz zu kommen oder von anderen übersehen zu werden. Und ich werde gut für mich selbst sorgen, weil ich erkannt habe, dass Gott ein Leben in Fülle für mich will. Ich werde meine Stärken zeigen und einsetzen, anstatt mich in falsch verstandener Demut klein zu machen. Ich werde meine Meinung sagen und manchmal auch gegen gesellschaftliche Konventionen handeln, weil ich innerlich frei bin vom Urteil der anderen. Was zählt ist, was Gott von mir denkt.

Kann ich glauben, dass Gott mich gut findet, so, wie ich bin?
Welche Seit von mir versuche ich vor anderen zu verbergen?
In welchen Lebensbereichen kostet es Mut, mir selber treu zu bleiben?

Petra Wasserbauer

Weihnachten und Neujahr in der Pfarre Hildegard Burjan

Feiern Sie Weihnachten mit uns!

In unseren drei Kirchen bieten wir zu Weihnachten Beichtgelegenheiten, Andachten und viele Heilige Messen in verschiedenen Sprachen an. Wir geben Ihnen hier einen kurzen Überblick.

Impuls zur 4. Fastenwoche: Leistung

„Ich wünschte, ich hätte weniger gearbeitet!“

Dies ist eine der häufigsten Antworten auf die Frage an Sterbende, was sie in ihrem Leben bereuen.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft: Beruf, Freizeit, Familienleben: alles ist auf Leistung und Optimierung ausgelegt. Wir machen unser Glück vom Ergebnis abhängig und vergessen dabei, dass wir auch glücklich sein dürfen, ohne es uns zu verdienen. Und wieder kommt das Thema „Loslassen“ ins Spiel, von dem wir schon in den anderen Impulsen gesprochen haben. Oft erst in Krankheit machen Menschen die schmerzliche, aber auch heilsame Erfahrung, dass ihr Leben auch lebenswert ist, wenn ihr Alltag nicht mit Aktivitäten vollgepackt ist.

Jedes Leben hat vor Gott seine eigene Würde, seinen Wert – unabhängig von unserer „Leistung“. Die Fastenzeit ist eine Einladung, das Leben wieder neu als Geschenk wahrzunehmen. Das christliche Wort dafür ist „Gnade“. Allein, dass wir atmen, dass wir jeden Morgen aufwachen, ist nicht unsere Leistung. Religionen haben Rituale, um den Geschenkcharakter unseres Lebens zum Ausdruck zu bringen. Denken wir an den arbeitsfreien Sonntag. Wir dürfen ruhen, auf unser Leben blicken und sehen, wie viel Gutes darin ist. Schon in der Schöpfungsgeschichte ist die Ruhe ein unverzichtbarer Teil. Gott schafft die Menschen am sechsten Tag und noch bevor sie einen Handgriff machen, sagt Gott quasi: „Und morgen früh, wenn ihr wach werdet, ist hier übrigens Feiertag!“ Das Erste, was sie „tun“ sollen (nämlich am 7. Tag der Schöpfung), ist ruhen, so wie es auch von Gott selbst heißt, dass er am 7. Tag ruhte. „Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun“, heißt es in den 10 Geboten.

Gott hat die Menschen aus der Sklaverei Ägyptens geführt, wo sie Tag und Nacht schuften mussten und will sie nun mit Hilfe der 10 Gebote davor bewahren, dass sie sich selber wieder unfrei machen, indem sie die Arbeit über alles andere stellen.

Das alte Wort für Erholung, „Rekreation“, bedeutet wörtlich „neu schaffen“. Diese Neuschöpfung geschieht, was den Körper angeht, im Schlaf, was die Seele angeht im Zustand des wachen Ruhens. Wenn wir uns für das Ruhen entscheiden, kann also Neues wachsen. Ruhen ist nicht dasselbe wie Passivität. „Das, was passiert, während man nichts tut, passiert nicht, wenn man aufs Nichtstun verzichtet“, schreibt Tomas Sjödin in dem wunderbaren Buch „Warum Ruhe unsere Rettung ist“. Beim Ruhen geht es nicht um eine „Turbo-Pause“, damit unsere Batterien schnell wieder aufgeladen sind. Es geht nicht um einen Wellness-Urlaub, den wir uns gönnen, um dann wieder voll leistungsfähig zu sein. Die Ruhe ist auch keine Belohnung, die man sich verdienen muss. Sie ist Voraussetzung für ein gesunden Leben. Anstatt vom Arbeits-Stress in den Freizeit-Stress zu wechseln, kann Ruhe bedeuten, „gute Sachen in der richtigen Reihenfolge zu versäumen“, wie es Tomas Sjödin ausdrückt.

Ich habe mir für die Fastenzeit eine „Not-to-do-List“ angelegt. Es gibt so viel, was man nicht muss, obwohl es unser innerer Antreiber einfordert. Je nach unserer Lebenssituation sind es andere Dinge, von denen wir im Alltag denken, dass wir sie tun müssen und mit etwas Besinnung erkennen, dass wir sie getrost auch sein lassen können. Ich muss nicht jederzeit erreichbar sein. Ich muss nicht bis zur Erschöpfung arbeiten. Ich muss nicht bei jeder Veranstaltung dabei sein. Ich muss nicht immer eine aufgeräumte Wohnung haben. Und so weiter.

Welche ungesunden Leistungs-Zwänge habe ich verinnerlicht?
Wie kann ich in meinem Alltag der Ruhe einen fixen Platz geben?
Welche Punkte kämen auf meine „Not-to-do-Liste“?

Petra Wasserbauer

Impuls zur 3. Fastenwoche: Vergebung

„Ich wünschte, ich hätte nicht bis zum Schluss damit gewartet!“, sagen Menschen oft am Sterbebett.

Worauf sich das nicht-bis-zum-Schluss-Warten bezieht, ist sehr unterschiedlich. Oft aber geht es darum, dass Sterbende merken, dass sie sich in ihrem Leben so an ihre Arbeit, den Besitz, bestimmte Menschen, Situationen oder Gefühle gekrallt haben, dass sie unfrei und damit unglücklich wurden. Je mehr wir im Leben das Loslassen üben, desto leichter wird das „große Loslassen“ am Ende sein. Alle großen Religionen sehen das Loslassenkönnen als das wichtigste Ziel des Lebens. Die klassischen spirituellen Disziplinen Gebet, Fasten und Almosengeben sind Einübung ins Loslassen – und damit Einübung ins Sterben. Zugleich ist Loslassen etwas sehr Lebenszugewandtes. Es ist die Bereitschaft zu Neuem. Ins Staunen kommen, Neues entdecken kann ich nur, wenn ich Altes, Liebgewordenes loslasse, nicht nur Materielles.

Und genau dazu lädt uns ja die Fastenzeit mit ihrer Aufforderung zum Verzicht ein: Nichts festhalten wollen. Sich nicht festkrallen im Haben.

Diese Woche wollen wir vor allem in den Blick nehmen, wie wir innerlich frei werden, wenn wir unseren Groll über erlebtes Unrecht loslassen. Oft kehrt man die eigene Wut, Zort, Ärger lieber unter den Teppich als sich ihnen zu stellen. Über Jahrzehnte decken wir wegen der unangenehmen Gefühle Konflikte zu anstatt sich ihnen zu stellen, unsere Wunden freizulegen und damit heilen zu lassen.

Aber spätestens am Ende des Lebens drängen sie an die Oberfläche und wollen zugelassen werden. Frank Ostaseski hat es in seiner jahrzehntelanger Hospizarbeit unzählige Male erlebt. Seine Einladung an uns, die wir mitten im Leben stehen: „Warten Sie nicht bis zum Ende damit, Ihren Groll loszulassen!“ Er zitiert Martin Luther King jr., der sagte: „Vergebung ist keine einmalige Sache, Vergebung ist ein Lebensstil.“ Vergebung meint nicht vergessen, es heißt auch nicht etwas gut zu heißen, dass mir angetan wurde. Im Gegenteil: Damit ich vergeben kann, muss ich den Schmerz zuerst zulassen und anschauen, vielleicht auch ansprechen. Dann erst kann Heilung geschehen.

Vergebung heilt uns, weil sie uns ermöglicht alten Schmerz abzulegen und sie hilft uns, uns für die Liebe zu öffnen. Es dient nicht unserem Wohl, wenn wir an unserem Schmerz festhalten. Wenn ich nachtragend bin, dann schleppe ich ja die schwere Last und trage sie dem anderen nach.

Oder in einem anderen Bild gesprochen: Sich gegen die Vergebung zu sträuben ist, als würde man sich ein Stück heiße Kohle nehmen und zu ihr sagen: „Ich lasse dich nicht los, bis du dich entschuldigst und für das bezahlst, was du mir angetan hast!“ Während wir andere strafen wollen, verbrennen wir uns selbst. Somit ist alle Vergebung Selbstvergebung. Es ist eine bemerkenswerte Form der Selbstakzeptanz, die uns ermöglicht, Schmerz loszulassen, um im Bild zu bleiben: die heiße Kohle unserer Wut, unseres Grolls loszulassen oder den schweren Stein, den wir anderen nachtragen. Was hier in ein paar Sätze abgehandelt wird, kann oft Jahrzehnte dauern.

Wenn Jesus uns auffordert, siebzigmal siebenmal zu vergeben, dann zeigt das seinen Realismus: Ein einmaliger Akt der Vergebung wird nicht reichen. Der Groll kommt immer wieder hoch, aber je öfter wir ihn wahrnehmen, zulassen, aber dann auch wieder bewusst loslassen und dem Menschen, der uns verletzt hat, innerlich Vergebung zusprechen, desto besser können unsere Wunden heilen. Dann erst werden wir frei. Warten wir damit nicht bis zum Sterbebett!

Wer hat mich in meinem Leben verletzt?
Welchen Schmerz möchte ich loslassen und einen Akt der Vergebung setzen?
Bin ich schuldig geworden und wünsche mir Vergebung?

Petra Wasserbauer

Impuls zur 2. Fastenwoche: Loslassen

„Die Verabredung in Samarra“ ist eine alte arabische Anekdote:

In Bagdad lebte ein Kaufmann, der seinen Diener auf den Markt schickte, um Vorräte zu kaufen. Nach kurzer Zeit kam der Diener zurück, weiß im Gesicht und zitternd. Er sagte: „Herr, gerade eben, als ich auf dem Marktplatz war, wurde ich im Gedränge von einer Frau angerempelt und als ich mich umdrehte, sah ich, dass es der Tod war, der mich angerempelt hatte. Sie sah mich an und machte eine bedrohliche Geste. Herr, leihe mir dein Pferd und ich werde nach Samarra reiten und dem Tod entkommen.“ Der Kaufmann lieh ihm sein Pferd und der Diener ritt davon. Am Marktplatz sah der Kaufmann dann mit eigenen Augen die Frau, die der Tod war und fragte sie: „Warum hast du meinen Diener bedroht, als du ihn getroffen hast?“ „Das war keine bedrohliche Geste.“, antwortete der Tod. „Es war ein überraschtes Zusammenzucken. Ich war erstaunt ihn hier in Bagdad auf dem Markt zu sehen, wo ich doch eine Verabredung mit ihm habe, heute Abend in Samarra!“

Diese Anekdote führt uns vor Augen, dass wir dem Tod nicht entkommen können.

Die Kunst zu leben ist immer auch die Kunst, sterben zu lernen – und umgekehrt. Beides zusammen erst macht gutes Leben aus. Jeder bewusst erlebte Augenblick, auch Abschied und schmerzhafter Verzicht, hat eine eigene wertvolle Qualität. Durch Verdrängung, Zerstreutheit und Oberflächlichkeit geht das verloren. Es geht um bewusstes Erleben. Und das kann man lernen – und üben. Der hl. Benedikt rät den Mönchen, sich jeden Tag den Tod vorzustellen und so bewusster zu leben. Der hl. Franziskus spricht im Sonnengesang von „Bruder Tod“. Vom Schweizer Mystiker Bruder Klaus (1417-1487) ist der weise Satz überliefert: „Wer nicht stirbt, eh er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt.“

Die alte Kultur der Kunst des Sterbens (ars moriendi) als Kunst des Lebens (ars vivendi) hat im europäischen Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert hinein eine große Rolle gespielt. Natürlich waren die Lebensbedingungen damals anders: Andauernde Kriege, Seuchen (Pest) und eine insgesamt kürzere Lebenserwartung ließen den plötzlichen und massenhaften Tod im Leben allgegenwärtig sein. Die Menschen wollten jedoch nicht vom Tod überrascht werden und unvorbereitet vor ihren Schöpfer treten. Deshalb gab es eine Reihe von geistlichen Ratgebern, die anleiteten, wie man sich gut auf das letzte Stündlein einstellt.

Heutzutage, so scheint es, haben wir die Endlichkeit des Lebens aus den Augen verloren. Schließlich leben wir im Durchschnitt wesentlich länger. Ganze Industriezweige sind damit beschäftigt, den Menschen bis ins hohe Alter jugendlich und fit zu erhalten. Ein Narr, wer da ans Sterben denkt! War der Tod einstmals ein vertrauter Gast in den Familien, bricht er heute als Katastrophe in das Leben ein. „Das ganze Leben lang muss man sterben lernen“, hatte schon der römische Philosoph Seneca erkannt. Aber kann man das wirklich lernen? Es geht, wenn man beizeiten damit beginnt. Und ein erster Schritt könnte sein, den Tod nicht als Super-GAU des Lebens zu sehen, sondern ihm die Stellung einzuräumen, die ihm gebührt: als Teil des Lebens. Manche „kleinen Tode“ des Lebens helfen bei der Annäherung an das Unbegreifliche. Beispielsweise der schmerzliche Abschied von einem Menschen, die bittere Trennung vom Ehepartner, die tiefe Enttäuschung über einen guten Freund oder eine durchstandene schwere Erkrankung. All diese Erfahrungen zeigen, wie zerbrechlich und endlich unser Leben sein kann.

Wen oder was musste ich schon aus meinem Leben verabschieden?
Habe ich etwas erlebt, das mich innerlich „sterben“ ließ?
Bin ich „kleine Tode“ gestorben, die mich stärker gemacht haben?

Petra Wasserbauer

Du sollst ein Segen sein!

Dr. Hans PockWir haben Segen empfangen und sind daher verpflichtet, andere zu segnen. Das bedeutet z.B. sich für sie einzusetzen. Das stellte Univ. Prof. Dr. Johann Pock ins Zentrum seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 2. Sonntag der Fastenzeit.

Predigt zu: Gen 12,1-4a; Mt 17,1-9


„Du sollst ein Segen sein!“

Das ist mein Primizspruch – und dieser Auftrag, nicht nur Segen zu spenden, sondern selber ein Segen zu sein – er begleitet mich seit langem.

Die aktuellen Entwicklungen um uns herum, in unserer Welt und in unserer Nähe lassen es nicht zu, einfach und nett eine Sonntagspredigt zu halten. Um uns herum sterben Menschen: weil sie verhungern; weil sie in Kriegen sterben; weil sie als Spielball von Mächtigen missbraucht werden.
Und zugleich sind wir alle: Juden, Christen und Muslime, Kinder Abrahams. Denn so erzählt es die Bibel:

Abraham wurde von Gott gesegnet – und er bekam Nachkommen, so zahlreich wie die Sterne am Himmel. Ja, darauf beziehen wir uns auch als Christen: Wir sind Kinder Abrahams. Und doch bringen sich seit Jahrtausenden Menschen um – die sich alle auf denselben Urvater beziehen. Sie verfolgen sich – weil nicht alle gleich sind. Muslime verfolgen andere Muslime – Sunniten die Schiiten und umgekehrt; Christen verfolgten andere Christen; Juden wurden verfolgt – und müssen bis heute Verfolgung aufgrund des Glaubens erdulden.

Zugleich richten wir langsam aber sicher unsere Welt zugrunde – und die Verantwortlichen schaffen es nicht, sich auf kleinste gemeinsame Nenner zu einigen.

Gut – Sie können zu Recht fragen: Aber was können wir da tun? Wie können wir hier, in dieser Pfarre, einen Beitrag leisten in diesen großen Zusammenhängen? Sind wir da nicht hilflos?

Ich glaube nicht. Wir stehen in der Fastenzeit – und wir nennen sie die „Zeit der Umkehr“. Es geht dabei um Veränderung. Keiner von uns kann die ganze Welt verändern. Wir können oft nicht einmal die Menschen neben uns verändern, auch wenn wir wollten. Was aber jeder und jede von uns in der eigenen Hand hat: Ich kann mich selbst ändern. Jeder und jede von uns kann einen kleinen Schritt tun, um diese Welt ein wenig besser zu machen; ein wenig sicherer.

Die Fastenzeit erinnert uns mit den Sonntagstexten an unsere Taufe – und daran, dass wir mit der Taufe Christen geworden sind. So auch das heutige Evangelium. Es ist die Szene von der Verklärung Jesu am Berg. Wie schon am letzten Sonntag, wo es um die Versuchungen Jesu ging, zieht er sich aus dem Trubel zurück. Er geht in die Einsamkeit – diesmal nicht in die Wüste, sondern auf einen Berg. Und er nimmt einige Jünger mit.

Dies ist ein wesentlicher Punkt für christliches Leben: Ab und zu innezuhalten; den Trubel zu verlassen – und zur Ruhe zu kommen. Die beiden Besinnungszeiten (Advent und Fastenzeit) geben uns dazu die Möglichkeit. Oder Zeiten der Exerzitien, des Sich-Einübens in den Glauben.

Und auf diesem Berg erscheinen Jesus Mose und Elia: Und damit erscheinen das Gesetz (in Gestalt des Mose) und die Propheten (in Gestalt des Elia). Jesus steht also inmitten des ganzen Alten Bundes. Er steht auf dem Boden der Tradition. Interessant ist dann auch die Reaktion des Petrus: „Wir wollen 3 Hütten bauen!“ – Er möchte den Augenblick festhalten. – Wie es in Goethes Faust heißt: Zum Augenblick zu sagen: „Verweile doch, du bist so schön!“

Genau das aber geht nicht – wir leben noch nicht im Paradies, in der Vollendung. Unser Leben spielt sich nicht nur auf Höhepunkten ab. Eine große Versuchung ist es immer, etwas festzuhalten, wenn es am schönsten ist – Leben aber kann man nicht festhalten, nicht fixieren – dann wäre es tot. Zugleich leben wir aber von solchen Momenten des Glücks, von Verklärungsmomenten des Lebens.
Und daher geht die Erzählung weiter: Jesus steigt mit den Jüngern wieder ins Tal zurück. Sie können das Erlebte nicht festhalten – aber ihr Leben im Tal ist damit geändert: Die Erfahrung kann ihnen niemand nehmen – ja, sie brauchen sie, um Jesu Kreuz und Sterben verstehen zu können; um im Leid nicht unterzugehen.

Erfahrungen von verklärten Momenten in unserem Leben braucht es, um auch leidvolle Stunden durchtragen zu können. Das Leben ist nicht geradlinig – es geht auf und ab, es gibt schöne und schwere Stunden. Das ist keine Frage von Schuld oder Versagen, sondern es ist menschlich: Wir leben eben in der Vorläufigkeit.

Und vor diesem Hintergrund nochmals zurück zur Situation, in der wir uns befinden: Langjährige Sicherheiten sind in Frage gestellt – und genau deshalb werden auch die Ängste größer: Angst aber ist ein schlechter Ratgeber – und genau das sehen wir angesichts von Migrationen, Kriegen und Coronavirus.

Denken wir bei der heutigen Lesung im Blick auf Abraham daran, dass Gott zu ihm gesagt hat: Mache dich auf; lass alles hinter dir; fange neu an! 

Abraham wird geschildert als heimatloser Aramäer, der sich ganz in die Hände Gottes gibt. Das Einzige, was er mit hat, ist die Verheißung Gottes: „Ich werde dich segnen“. Segen ist gewissermaßen Reisegepäck, das Gott dem Abraham mit auf den Weg gibt.
In der Taufe erhalten wir diesen Segen – die Zusage, dass Gott mit uns unterwegs ist. Der Auftrag der Taufe lautet aber auch: Du, mein Kind, sollst selbst zum Segen werden. Du sollst von mir Zeugnis ablegen; du lebst nicht nur für dich, sondern auch für die Menschen um dich herum.

Ich hatte ursprünglich vor, die Predigt mit dem netten Verweis darauf zu schließen, dass Segen auch bedeutet: Letztlich ist es Gott, der handelt, und wir können uns auf ihn verlassen.

Aber die vielen Bilder von Panik, von Menschen in Not, auf der Flucht; die Bilder, wie Frauen und Kinder grausam in Kriegen und an den Grenzen Europas sterben – sie lassen mich heute nicht nett schließen, sondern mit dem Appell: Christsein heißt auch, sich für diese Menschen, für die Ärmsten, für Menschen in Not einzusetzen. Es braucht das Gebet – aber es braucht auch die gute Tat. Damit wir selbst zum Segen werden können.

Johann Pock

Pfarrcaritas Tätigkeitsbericht 2022

Im Jahr 2022 wurden aus unserer Pfarre Hildegard Burjan insgesamt 134.036,74 Euro an Hilfen weitergegeben! Von Herzen danken wir allen Spenderinnen und Spendern; allen, die in irgendeiner Weise mitgeholfen haben, die uns anvertrauten Güter gut zu verteilen. Diese große Summe gliedert sich auf in:

Einzelhilfe in Wien und für ukrainische Familien

Im vergangenen Jahr war neben den vielen Einzelhilfen ein zusätzlicher Schwerpunkt die Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine. Dazu gab es auch extra Spendeneinnahmen. So konnten wir mit insgesamt 23.242,– Euro helfen. Das ist fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor.

Sammlungen für kirchliche Hilfswerke im In- und Ausland

Neben der Caritas gibt es andere kirchliche Hilfswerke, für die in der Pfarre gesammelt wird: Die Sternsingeraktion, die Aktion „Sei so frei“, die Elisabeth Stiftung für Frauen in Not, Missio, die Frauenbewegung, MIVA, die Gruppen der Selbstbesteuerung und viele mehr. Im vergangenen Jahr haben wir für diese Hilfswerke insgesamt 38.507,81 Euro gesammelt.

Selbstbesteuerungsgruppen

In unserer Pfarre Hildegard Burjan gibt es zwei Selbstbesteuerungsgruppen und eine Stiftung, die zu konkreten Projekten einladen.

Eine-Welt-Gruppe / Selbstbesteuerungsgruppe Neufünfhaus

Seit 1987 unterstützt die Gruppe Projekte, die Frauen in Indien in ihrem Selbstbewusstsein stärken und ihnen eine Ausbildung ermöglichen, in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungshilfeclub. Die Einnahmen aus 2022 werden erst im Jahr 2023 ausbezahlt. Konto: Selbstbesteuerungsgruppe Kontakt: Christine Hareter-Langer, IBAN: AT13 1100 0094 8313 3600.

Eine-Welt-Gruppe / Selbstbesteuerungsgruppe Schönbrunn-Vorpark

Diese entscheidet jährlich die Vergabe an verschiedene Projekte. Im Jahr 2022 hat die Gruppe 3.800,– Euro an Projekte in Indien, Brasilien, Tansania und ukrainische Geflüchtete ausbezahlt. Kontakt: Pfarrkanzlei Schönbrunn-Vorpark Konto: r.k. Pfarre Hildegard Burjan Selbstbesteuerungsgruppe IBAN: AT58 2011 1000 0422 3470.

Stiftung Jugend fördern – Grenzen überspringen

Schwerpunkte sind Schulausbildung in Pakistan, Äthiopien und Tansania. Die Stiftung hat im Jahr 2022 insgesamt 67.300,– Euro verschiedenen Schulprojekten in Pakistan, Äthiopien und Tansania zukommen lassen. Kontakt: Martin Rupprecht, 0699 1 882 22 41 www.stiftungjugendfoerdern.de

Struktur und Verwaltung der Pfarre

Die Pfarre ermöglicht all diese Projekte durch das ehrenamtliche Engagement von vielen Einzelpersonen, durch ihre Räumlichkeiten, ihre Verwaltung, ihre technische Einrichtung und nicht zuletzt durch ihre Verkündung des Wortes Gottes! Die Hilfe ist ein Ausdruck unseres Glaubens!

Weitere Tätigkeiten sind die:

Lebensmittelverteilung Le+O

Jede Woche werden ca. zwei Tonnen Lebensmittel in unserer Pfarre verteilt. Das macht ca. 96 Tonnen im Jahr. 20 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen helfen jeden Freitag für drei bis vier Stunden mit. Das sind mehr als 3.000 Stunden im Jahr.

Wärmestube

2.075 Personen konnten sich von Jänner bis Juni für einen Tag im Pfarrsaal aufhalten und wurden bekocht. Insgesamt waren das ca. 1.920 ehrenamtliche Stunden. Weil so viele Sachspenden abgegeben wurden, musste die Pfarrcaritas nur 1.186,93 Euro dafür ausgeben.


Woher kommt das Geld?

Der Erlös aus dem Opferstock beim Hl. Antonius in unseren drei Kirchen gehört ganz der Pfarrcaritas. Das waren im vergangenen Jahr 1.200,– Euro. Dazu kommen unsere Flohmärkte. Darüber hinaus gibt es Einzelspender/innen, die anlässlich ihrer Geburtstage, Jubiläen oder persönlicher Anlässe speziell der Pfarrcaritas spenden. 2022 waren das 13.469,– Euro. Bei speziellen Notlagen wird aus dem normalen Pfarrbudget geholfen. Die Pfarre sichert die Gesamtstruktur für die Hilfe. Auch die Heizungs-, Reinigungs- und Energiekosten bei Wärmestube und Le+O übernimmt die Pfarre.

Neben diesen Spenden werden bestimmte Sammlungen in den Sonntagsgottesdiensten den kirchlichen Hilfswerken zugeführt, und natürlich ist die größte Hilfe die Sternsingeraktion. Im Jahr 2022 haben insgesamt 81 Kinder und Jugendliche den Erlös von rund 27.000,– Euro gesammelt.

Unsere Pfarrpatronin Hildegard Burjan ist uns Vorbild: Sie hat Not gesehen, analysiert und sich für die Schwachen in der Gesellschaft eingesetzt. Sie hat nicht gefragt, was Andere tun könnten oder die Politik übernehmen sollte. Selige Hildegard Burjan bitte für uns!

 


 

Aus der Zeit, als ich mit meinem Bruder auf dem Traktor unsere Wiesen und Felder bearbeitete, sind mir die Trafohäuschen in Erinnerung geblieben. An vielen Feldrändern stehen sie. Viele Stromleitungen gehen da hinein. Drinnen werden sie verteilt und die Energie wird dorthin geleitet, wo sie nötig ist.

Die Pfarre ist so ein Trafohäuschen. Vieles wird gebracht: Kleidung, Möbel, Essen, Schreibsachen, Enthusiasmus, Mitarbeit, Spielzeug und Geldspenden. Wir verteilen, wohin wir meinen, dass es notwendig ist. Darum nehmen wir alles gerne entgegen und verteilen und verteilen. Danke für das Bringen!“

Pfarrer Martin

Versuchungen bestehen

Dr. Christoph BenkeUnter Versuchungen verstehen wir heute anderes als die Menschen in vergangenen Zeiten. Wie Jesus seine existentiellen Versuchungen bestand, so müssen auch wir uns bemühen, unseren Versuchungen standzuhalten.

Das stellte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt zu Mt 4, 1-11 am 1. Fastensonntag 2023 in Schönbrunn-Vorpark ins Zentrum.


Die zarteste Versuchung? Sie wissen sicher, worin sie besteht. Ja, richtig: Schokolade. Die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt: Fast vierzig Jahre prägte dieser Slogan das Markenbild von Milka. Bis heute ist er fest in den Köpfen der Konsumenten verankert. – Dass Versuchung etwas mit Sünde zu tun hat, weiß dann auch die Diätsünde. In ihr landet, wer zuviel Schokolade isst und das nicht tun sollte.

Meistens wissen wir, was wir tun sollten. Wir kennen das Gute, wir ahnen das Böse. Die Versuchung spielt mit uns, verspricht uns etwas, gaukelt uns ein Trugbild vor. Und häufig geben wir ihr nach.

Heute hörten wir im Wort Gottes von der Versuchung. Die Versuchung des Adam im Paradies steht neben der Versuchung Jesu in der Wüste. Das Paradies der Genesis meint die Welt, wie sie sein könnte, wenn sie die Gebote Gottes befolgen würde. Im Kern geht es um das Vertrauen, dass Gott es gut mit uns meint.

Jesus tut das, was der erste Adam nicht getan hatte: Er traut Gott – ganz. Er entscheidet sich ganz für ihn, bis zur letzten Faser seines Wesens. In dem Augenblick kommen Engel und dienen ihm. Das heißt: In diesem Moment beginnt auf Erden das Paradies.

Doch vorher wird Jesus versucht, nicht zart, sondern brutal und fundamental – wie alle, die Gott dienen. Er wird versucht, nicht dem Plan des Vaters zu dienen, sondern sich selbst; nicht für die Sache Gottes zu leben, sondern für die eigene Sache. Jesus siegt im Kampf. Er vertraut Gott und besteht die Versuchung Israels und des Menschen.

Der Herr schenke uns die Kraft in der Versuchung zum Misstrauen. Er stehe uns bei in den Kämpfen, er stärke unseren Willen zum Guten.

Christoph Benke

Impuls zur 1. Fastenwoche: Staub

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst!“

So lautet in Anlehnung an Genesis 3,19 eine der gängigen Aufforderungen, die uns bei der Spendung des Aschenkreuzes zugesagt wird.

Ich konnte mit dieser Aufforderung früher nicht so viel anfangen. Das änderte sich, als im Sommer im Freibad mein Blick auf das Tattoo einer jungen Frau fiel. „Ich lebe, wofür es sich zu sterben lohnt“, war in ihre Haut tätowiert. Der Spruch ließ mich nicht mehr los. Mitten in der Hitze und Leichtigkeit des Sommers dachte ich an Aschermittwoch und dessen Erinnerung, dass wir alle einmal sterben werden. Was zählt am Ende im Rückblick auf das Leben? Wofür wollen wir leben? In der Auseinandersetzung mit dem Thema stieß ich auf verschiedene Artikel und Bücher. An meinen Erkenntnissen daraus möchte ich Sie/Euch in diesen Wochen der Fastenzeit teilhaben lassen.

Das Erstaunlichste im Leben ist, dass die Menschen wissen, dass sie sterben, und trotzdem so leben, als sei das nicht so. Psalm 90 sagt: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben werden, damit wir klug werden.“

Adelheid Rieffel ist Hospizmitarbeiterin und hat aus vielen Sterbebegleitungen intensiv für ihr eigenes Leben gelernt. Welchen Rat kann sie geben?

  • Immer wieder (Zwischen-) Bilanz im Leben ziehen und dann innerlich und äußerlich das Leben (neu)ordnen.
  • Sich die Frage stellen: Was tue ich in und mit meinem Leben und will ich das auch weiterhin so tun? Notfalls eine Kurskorrektur vornehmen, auch wenn es weh tut.

Die Vergänglichkeit ist der Zugang zu den Möglichkeiten. Wenn wir sie bejahen, finden wir wahre Freiheit! Wer sich mit der spirituellen Dimension des Abschieds befasst, begegnet dem letzten Abschied, dem Tod, später vielleicht vertrauensvoller. Wer sein Leben schon früh in einen größeren Zusammenhang stellt und seiner Seele Raum gibt für den Abschiedsschmerz, der findet einen natürlichen Umgang mit der Endlichkeit.

Wenn ich das Aschenkreuz empfange, bittet ich Gott, dass die Tage der österlichen Bußzeit für mich eine Zeit der Umkehr, der Läuterung und der geistlichen Fruchtbarkeit werden mögen. Ich bedenke den Tod, aber noch vielmehr das Leben – ein Leben, das reiche Frucht bringen soll und das von Jesus Christus zur Auferstehung gerufen wird: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25) – „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ (Johannes 15,5).

Der Aschermittwoch und die ganze Fastenzeit erinnern daran: Wir gehen Ostern entgegen, nicht nur in einer bestimmten Zeit des Kirchenjahres, sondern immer – mit unserem ganzen Leben.

Wofür möchte ich in meinem Leben aufstehen?
Welche Früchte darf ich schon jetzt ernten?
Wo möchte ich noch etwas pflanzen?

Petra Wasserbauer