In dieser Kategorie befindet sich die Sammlung der Impulsvideos …

Fünf Gründe, warum ich Christ bin

Erstens bin ich Christ, weil ich getauft bin. Das haben meine Eltern entschieden, und ich bin ihnen jeden Tag dankbar, dass sie mich auf diesen Weg gebracht haben.

Zweitens bin ich Christ, weil der Glaube in mir wachsen konnte:

  • durch die Begegnung mit vielen Menschen,
  • durch das kirchliche Leben,
  • durch die hl. Sakramente

Drittens bin ich Christ, weil ich Gott als den absoluten Ursprung des Lebens erfahre. Gott erlebe ich als Anfang und als Ende des Lebens. Von ihm her gibt es die Aufgabe, das Leben zu gestalten.

Viertens bin ich Christ, weil ich an Jesus Christus als den Heiland und Erlöser der Welt glaube; weil die Botschaft Jesu so ganz anders ist, als die Reflexe der Welt. Immer wieder höre ich sein „Ich aber sage euch“. Wer die Bergpredigt in den Evangelien liest, weiß, was ich meine.

Fünftens bin ich Christ, weil in der Kirche Sünder leben, Menschen, die ganz und gar nicht heilig sind. Die, wie ich vieles falsch machen. Die Kirche, so sagte mein Professor für Dogmatik Wolfgang Beinert, „ist nicht das Reich Gottes. Die Kirche ist der steinig-staubige Weg zu diesem Ziel.“ Sie ist ein Werkzeug dazu. Dieses kann stumpf, verbogen oder auch schwerfällig sein. Es kann nur mit meiner Anstrengung weitergehen.

Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.

Gebet aus dem 14. Jahrhundert

Sei ehrlich – Pate zu sein braucht Wissen und Praxis

Jetzt beginnt bald der Frühling. In den Kirchen ist das auch eine Saison für Taufe. Welch schönes Ereignis! 

Doch – und hier kommt das große ABER: Viele Familien finden keine Taufpatin, keinen Taufpaten mehr, weil alle Freunde aus der Kirche ausgetreten sind.

Nun kann man tausend Gründe anführen, warum jemand die kirchliche Gemeinschaft verlässt. Darüber wäre es notwendig zu diskutieren. Heute geht es mir aber um einen anderen Aspekt: Viele möchten in die Kirche wieder eintreten, um Pate oder Patin sein zu können.

Erlaubt mir ein paar Rückfragen:

Möchtest Du ein guter Begleiter, eine Begleiterin für das Kind sein? Das wünschen wir Dir von Herzen! Das ist immer ein nobler Dienst für die Familie und das Kind. Das ist aber noch nicht der Patendienst, das Patenamt. Pate sein ist in der Tradition der Kirche eine Person, die für den christlichen Glauben lebt, eine Person, die die Bibel und das Glaubensbekenntnis kennt und das Kind in die Sakramente der Kirche einführen kann. Eine Person, die in der Glaubensgemeinschaft lebt und das Kind hineinführen will.

Darum die Grundfrage: Bist Du in der Kirche, innerlich? Kennst du dich darin aus? Dann ist es ein Leichtes, äußerlich wieder einzutreten.

Wenn Du Dir aber eingestehen musst, dass Du jahrelang gar nicht in der Kirche warst, dass Du vieles nicht verstehst, dann sei ehrlich: Du kannst nicht jemand in die Kirche führen, wenn Du selber innerlich nicht dabei bist. Es ist ehrlicher zu sagen: Sorry mein Freund, der mich wegen des Patenamts gefragt hat. Ich kann das nicht annehmen, weil ich selber zu wenig davon verstehen. Weil ich die Bibel schon lange nicht mehr gelesen habe, weil ich schon seit langer Zeit kein Sakrament empfangen habe. Das ist eine ehrliche Auskunft. Den Eltern gegenüber, dem Kind gegenüber, dem Priester gegenüber und vor allem Gott gegenüber.

Willst du aber wirklich ein Pate sein, dann beginne zuerst deine Praxis und dein Wissen aufzufrischen. Die Fastenzeit wäre ein guter Anlass. In den nächsten Videos werde ich jede Woche ein Thema erklären. Für jene, die mitmachen, kann es am Osterfest eine Feier der Wiederaufnahme in die Kirche sein.

Servus und Pfiat de!
Pfarrer Martin Rupprecht


Was braucht es, um Patin oder Pate zu sein?

 

Was vor dir liegt, wird niemals größer sein …

… als Gott, der hinter dir steht!

Als ich mich fragte, was ein hilfreicher Impuls für die Fastenzeit sein könnte, ist mir dieser Satz eingefallen: „Was vor dir liegt, wird niemals größer sein als Gott, der hinter dir steht!“ Aber was hat er mit der österlichen Bußzeit zu tun?

Ein zentrales Wort der kommenden Wochen ist das griechische Wort metanoein. Auf Deutsch wird es meistens mit „umkehren“ wiedergegeben, in älteren Übersetzungen mit „Buße (= Umkehr) tun“. Näher betrachtet ist metanoein aus dem Wort noein („denken“) und der Vorsilbe meta („höher, größer“) zusammengesetzt. Es kann also auch sowas bedeuten wie „höher/größer denken“ oder „über das bisher Gedachte und Gewohnte hinausdenken“.

Was heißt es also, wenn uns am Aschermittwoch bei der Auflegung der Asche die Worte aus dem Markus-Evangelium: „Metanoeite, und glaubt an das Evangelium!“ zugerufen werden? Es ist der Aufruf größer/höher von Gott, von uns selbst und voneinander zu denken. Gott, uns selbst und einander mehr zuzutrauen, als wir es gewohnheitsmäßig tun. Ist Gott nicht der Schöpfer von allem? Wie könnte er da nicht alles in seinen Händen halten, auch wenn es derzeit so scheint, als würde die Welt aus den Fugen geraten. Und sind wir nicht seine Abbilder?

Gott traut uns trotz aller menschlichen Untiefen zu, dass wir diese Erde gestalten und zu einem lebenswerten Ort für alle machen. Sollten da nicht auch wir einander und uns selbst zutrauen, dass eine Entwicklung zum Guten möglich ist?

Nicht zuletzt ist „Metanoeite!“ der Verweis auf eine neue, tiefere Sicht von dem, was mit religiösem Leben gemeint ist. „Denkt und lebt meta, denkt und lebt über das hinaus, was ihr früher gedacht und gelebt habt! Sucht immer die Verbindung mit Gott! Fragt nach seinem Willen für euer Leben! Werdet wahrhaft Liebende!“

Manchmal ist es dafür notwendig, dass wir uns „umkehren“, dass wir unseren Blick wenden und zurückschauen. Vielleicht entdecken wir dabei Gott, der hinter uns steht, und wir dürfen erkennen, dass Er größer ist als alle scheinbaren Hindernisse, die vor uns liegen. Vielleicht entdecken wir im Blick zurück auch jene Hindernisse in unserem Leben, die wir schon überwunden haben und können auch darin Gottes Wirken erkennen.

Nutzen wir die 40 Tage der österlichen Bußzeit und wagen wir es wieder neu, uns Gottes Größe, aber auch die große Würde und Aufgabe, die er uns Menschen gegeben hat, bewusst zu machen! Dabei dürfen wir uns immer wieder an den Satz erinnern: Was vor dir liegt, wird niemals größer sein als Gott, der hinter dir steht!

Impuls zur Fastenzeit

Was vor dir liegt, wird niemals größer sein als Gott, der hinter dir steht!

Als ich mich fragte, was ein hilfreicher Impuls für die Fastenzeit sein könnte, ist mir dieser Satz eingefallen: „Was vor dir liegt, wird niemals größer sein als Gott, der hinter dir steht!“

Aber was hat er mit der österlichen Bußzeit zu tun?

Ein zentrales Wort der kommenden Wochen ist das griechische Wort metanoein. Auf Deutsch wird es meistens mit „umkehren“ wiedergegeben, in älteren Übersetzungen mit „Buße (=Umkehr) tun“. Näher betrachtet ist metanoein aus dem Wort noein („denken“) und der Vorsilbe meta („höher, größer“) zusammengesetzt. Es kann also auch sowas bedeuten wie „höher/größer denken“ oder „über das bisher Gedachte und Gewohnte hinausdenken“.

Was heißt es also, wenn uns am Aschermittwoch bei der Auflegung der Asche die Worte aus dem Markus-Evangelium „Metanoeite, und glaubt an das Evangelium!“ zugerufen werden? Es ist der Aufruf größer/ höher von Gott, von uns selbst und voneinander zu denken. Gott, uns selbst und einander mehr zuzutrauen, als wir es gewohnheitsmäßig tun. Ist Gott nicht der Schöpfer von allem? Wie könnte er da nicht alles in seinen Händen halten, auch wenn es derzeit so scheint, als würde die Welt aus den Fugen geraten. Und sind wir nicht seine Abbilder!? Gott traut uns trotz aller menschlichen Untiefen zu, dass wir diese Erde gestalten und zu einem lebenswerten Ort für alle machen. Sollten da nicht auch wir einander und uns selbst zutrauen, dass eine Entwicklung zum Guten möglich ist?

Nicht zuletzt ist „Metanoeite!“ der Verweis auf eine neue, tiefere Sicht von dem, was mit religiösem Leben gemeint ist. „Denkt und lebt meta, denkt und lebt über das hinaus, was ihr früher gedacht und gelebt habt! Sucht immer die Verbindung mit Gott! Fragt nach seinem Willen für euer Leben! Werdet wahrhaft Liebende!“

Manchmal ist es dafür notwendig, dass wir uns „umkehren“, dass wir unseren Blick wenden und zurückschauen. Vielleicht entdecken wir dabei Gott, der hinter uns steht und dürfen erkennen, dass Er größer ist als alle scheinbaren Hindernisse, die vor uns liegen. Vielleicht entdecken wir im Blick zurück auch jene Hindernisse in unserem Leben, die wir schon überwunden haben und können auch darin Gottes Wirken erkennen.

Nützen wir die 40 Tage der österlichen Bußzeit und wagen wir es wieder neu, uns Gottes Größe, aber auch die große Würde und Aufgabe, die er uns Menschen gegeben hat, bewusst zu machen!

Dabei dürfen wir uns immer wieder an den Satz erinnern: Was vor dir liegt, wird niemals größer sein als Gott, der hinter dir steht!

 

Neujahrssegen

Ein neues Jahr beginnt
ein neuer Weg
durch 365 Tage.
Auch du machst dich wieder
auf deinen Weg.

Mit ein paar guten Wünschen
möchte ich dich begleiten
und stets bei dir sein
auch wenn ich weit weg
von dir bin.

Ich wünsche dir
ein Herz voll Mut
und voller Hoffnung
das dir hilft
die ersten Schritte zu gehen
und das dich
auf deinem Weg vorantreibt.

Ich wünsche dir Schuhe
die die Halt geben
die dir helfen
den richtigen Weg zu finden
und auch die größten
Hindernisse zu überwinden.

Ich wünsche dir
eine warme Jacke
die alles abhält
was dein Herz
zum Frieren bringen könnte.

Ich wünsche dir einen Hut
der die sengende Hitze
von deinem Gesicht abhält
aber trotzdem den Blick
nach vorne freihält.

Ich wünsche dir einen
Rucksack voller Freude
voller guter Erinnerungen
und Erfahrungen.

Ich wünsche dir Zeit
dich zwischendurch
hinzusetzen und auszurasten
in Ruhe diesen Rucksack auszupacken
und von seinem Inhalt
zu zehren.

Ich wünsche dir Augen
die offen sind für all
das um dich herum.

Ich wünsche dir Ohren
die die vielen guten Worte
in sich aufnehmen
die aber auch harte Worte
richtig verstehen.

Ich wünsche dir Arme
die offen und bereit sind
einen Menschen zu umarmen
der deinen Halt
und deine Zärtlichkeit braucht
und ich wünsche dir
dass auch du dich bei ihm geborgen fühlst.

Ich wünsche dir Berge
auf deinem Weg
Höhepunkte
die dich leben lassen
aber auch Täler
in denen du vielleicht manchen Menschen
näher sein kannst
als auf einem Berg.

Neujahrssegen aus der Werkmappe Jugend-Gottesdienste der Katholischen Jungschar Innsbruck, 1997. G.S.

Weihnachtsfragen

Maria fragt verwundert
nach dem „Wie“ des Geschehens.

Josef fragt nicht viel,
er handelt.

Die Hirten fragen ängstlich
nach dem Grund für die Aufregung.

Die Weisen fragen neugierig
nach dem Weg zum neuen König.

Ochs und Esel
sind fraglos zufrieden.

Und meine Fragen,
angesichts von 
Freuden und Hoffnungen,
Trauer und Ängsten?

Die Antwort von Weihnachten
auf alle Fragen
ist ein Kind.

Johann Pock, Weihnachten 2023

Weihnachten gut sein lassen

Rindsuppe mit Leberknödel und Tafelspitz oder doch Bratkartoffeln mit Butter? In meiner Familie wurde jedes Jahr aufs Neue diskutiert, ob der 24. Dezember ein Fasttag sei oder nicht und wann eigentlich Weihnachten beginnt.*

Da haben es Jüdinnen und Juden in Israel bei der Frage, wann der Sabbat beginnt, schon einfacher. Sie brauchen nur die Tageszeitung aufschlagen. Dort steht auf die Minute genau, wann der Sabbat startet. Dann hat man noch genau 18 Minuten, um das, was man gerade tut, abzuschließen. Danach darf nichts mehr „geschafft“ werden. Die Sabbat-Ruhe ist nicht dazu da, dass die Gläubigen noch mehr schaffen. Sondern sie will den Menschen neu erschaffen. Die Sabbat-Liturgie unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von der Liturgie der anderen Tage: Am Sabbat bittet man um nichts. Weder für sich selbst noch für andere. Es gibt Anbetung und Lobgesang, aber die Fürbitte darf ruhen.

Wenn Sie sich nun fragen, warum ich beim Blick auf Weihnachten über den Sabbat schreibe, dann ist es dieser Aspekt, der mir in diesem Advent so bewusst geworden ist:

Zu Weihnachten dürfen wir es „einfach gut sein lassen“. So wie es ist, ist es gut.

Der Braten etwas verbrannt, das Badezimmer noch nicht fertig geputzt, angespannt nervöse Stimmung in der Familie, ein Geschenk noch ausständig. Eigentlich wollte man vor dem Fest noch zum Frisör, die Finger schmerzen vom Keksteigkneten, ein Kind ist beleidigt, weil es sich den Heiligen Abend anders vorgestellt hat. Zum Üben der Weihnachtslieder mit den Instrumenten war wie jedes Jahr keine Zeit mehr, der Christbaum steht schief und sein Schmuck passt nicht zur Raumdeko. Im Vorraum stehen noch die leeren Schachteln von der Krippe herum. Der Esel fehlt. Aber das Jesus-Kind liegt seelenruhig in der Krippe.

Vielleicht konnten Sie es schon einmal erleben: Ein neugeborenes Kind anschauen oder sogar in Händen halten zu dürfen – das ist wie ein Moment Ewigkeit. Alles rundherum wird unwichtig. Es ist, als würde der Himmel die Erde berühren. Das feiern wir zu Weihnachten: Gott kommt als Neugeborenes zur Welt, hat Händchen und Füßchen und riecht nach Baby. Und auch, wenn wir ihn noch nicht wie die Hirten und Weisen damals von Angesicht zu Angesicht, Wange an Wange sehen, riechen und spüren können, so sind wir doch eingeladen, uns von diesem Kind in der Krippe berühren zu lassen. Alles andere gut sein lassen, um Weihnachten für uns gut sein zu lassen.

Selten werden wir in süßer Verklärung stundenlang den Weihnachtsfrieden genießen. Welchen Frieden denn überhaupt? Aber es können Momente sein – Momente, in denen uns ein Licht aufgeht, wie wir es im Advent singen: „Mir ist ein Licht aufgegangen. Gott spricht: „Ich werde mit dir sein“. In diesem Kind in der Krippe ist Er „Immanuel“, der „Gott mit uns“. Das ist die Botschaft von Weihnachten. Wir haben mindestens 8 Tage Zeit, um das zu „begreifen“. Die Weihnachtsoktav dauert bis zum Neujahrstag. Und wenn wir es am 1. Jänner immer noch nicht gut sein haben lassen, dann bleibt uns auch noch das ganze Jahr 2024, um die Botschaft wirken zu lassen, dass Gott mit uns ist, auch im Streit mitten in einer unaufgeräumten Wohnung. Und dann, wenn uns dieser himmlische Moment geschenkt wird, in dem wir verstehen, dass Er da ist, dann ist Weihnachten!

Achtung! Dieses Ereignis könnte auch auf einen Fasttag fallen!

*„Der 24. Dezember ist kein Fasttag. Abstinenz und Fasten ist zu halten an Aschermittwoch und Karfreitag“, so heißt es in Can. 1251 des Kirchenrechts. Aber der Gedanke, sich im Advent mit Gaumenfreuden zurückzuhalten, um es sich zu Weihnachten dann so richtig schmecken zu lassen, ist durchaus sinnvoll. Das offizielle Weihnachtsfest beginnt mit dem Gebet der 1. Vesper (in Schönbrunn-Vorpark mit der Kindervesper mit Krippenspiel um 15.30 Uhr, in Rudolfsheim mit der Krippenandacht um 16 Uhr und in Neufünfhaus mit der Kindermette um 16 Uhr. Hier geht’s zu allen Terminen).

Die Pfarre als Wärmestube

Die Wärmestuben-Saison hat wieder begonnen. Am vergangenen Sonntag war auch in Schönbrunn-Vorpark zum ersten Mal in diesem Winter die Wärmestube geöffnet. Ein Team von Ehrenamtlichen arbeitete ganzen Tag daran, dass Menschen sich bei gutem Essen aufwärmen und den Tag in Gesellschaft verbringen konnten. Den Gastgeber*innen unter der Leitung von Georg Fuchs ein herzliches Dankeschön! Dazu fiel mir eine Begebenheit ein:

Vor ein paar Jahren, es war auch im Advent, übernachteten wir mit der Firmgruppe in der Kirche. Die Kids hatten eine Menge Spaß dabei, mitten in der Nacht im dunklen Pfarrhaus Verstecken zu spielen. Wir schliefen nur wenige Stunden auf Matten in Schlafsäcke gehüllt. Trotzdem mussten wir am nächsten Morgen früh raus. Wir wollten bei der Wärmestube mitarbeiten, die an diesem Sonntag in Schönbrunn-Vorpark stattfand. Außerdem wurden die Firmkandidat*innen im Rahmen der Sonntagsmesse vorgestellt.

Der Gottesdienst wurde vom Kinder-Instrumental-Ensemble mitgestaltet und auch der Chor trällerte wunderschöne Adventlieder. Für die Firmlinge war die anschließende Mitarbeit bei der Wärmestube eine tolle, horizonterweiternde Erfahrung. Nach der Mittagsschicht durften wir den Heimweg antreten, da die Nacht kurz und der Morgen anstrengend gewesen war.

Ich packte also alles, was ich in den Stunden davor gebraucht hatte, in mein Einkaufswagerl, das ich vorsorglich dabei hatte: Schlafsack, Matte, Toilettzeug und auch das Akkordeon, auf dem meine Tochter in der Messe gespielt hatte und das ihr zu schwer zum Heimtragen war. Als ich müde von der durchwachten Nacht und dem bereits Erlebten mein Wagerl bei der Tür hinaus manövrierte, auf der groß „Heute WÄRMESTUBE!“ stand, ging am Gehsteig ein Grüppchen von Menschen vorüber, die mich mit großen, neugierigen Augen anstarrten. Ich war mir sicher, „Die denken jetzt, ich war in der Wärmestube zu Gast, so wie ich unterwegs bin!“ Es war mir unangenehm. Ich spürte den Wunsch aufzuklären, dass ich hier ja Mitarbeiterin war. Doch da war die Gruppe schon dahin.

Und während ich langsamen Schrittes mein Einkaufswagerl vor mir herschob, kam mir der Impuls:

Es stimmt doch! Ich war doch heute tatsächlich zu Gast. Ich bin doch Sonntag für Sonntag Gast in der Wärmestube, die Sonntagsgemeinschaft heißt! Schon am Sonntag davor werde ich freundlich für die kommende Woche eingeladen. Wenn ich die Kirche betrete, strahlen mich die Gesichter von Menschen an, die sich freuen, dass ich da bin. Alles ist liebevoll und bis ins Detail vorbereitet: der Kirchenraum, die Blumen, die Musik, die Liturgie. Wir singen miteinander, schütteln uns die Hände, fragen einander ehrlich, wie es denn so geht.

Alle sind wir Ehrengäste und es gibt keine billigen Plätze. Wir hören Worte, die den Hunger und Durst nach Leben in Fülle stillen und wachsen zusammen durch das gemeinsame Gastmahl. Wir greifen dem Gastgeber hie und da unter die Arme und bringen unsere Talente ein, wie wir es bei jeder Feier von Vertrauten machen, die uns eingeladen haben. Und trotzdem dürfen wir ruhigen Gewissens die Gäste sein. Denn eingeladen hat uns Gott, der Gastgeber. Er ist der Grund für unser Zusammenkommen.

Und wie bei der Wärmestube der Caritas, wo man sich nicht nur vor Ort sättigt, sondern auch Essen für später mitbekommt, gehen wir reich beschenkt nach Hause. Der Proviant an Herzenswärme, die wir getankt haben, reicht mindestens für eine Woche. Und dann öffnet die Wärmestube namens Sonntagsgemeinschaft ohnehin wieder ihre Pforten.             

Heute hab ich Jesus getroffen…

Glaubst du nicht?

Ja, mir kam es auch seltsam vor – so unerwartet. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Er es war. Ich war gerade beim Kochen, es duftete nach dem Curry, das am Herd brodelte. Da wollte ich nur schnell was vom Keller holen. Mit Schwung öffnete ich die Wohnungstür. Da kniete Er vor mir.

Ungewöhnlich, oder? Normal bin ich es, die kniet, wenn wir uns treffen, meist sonntags, manchmal auch mittwochs am Abend. Heute war zwar Mittwoch, aber es war gerade mal 10 Uhr vormittags. Da hatte ich wirklich noch nicht mit Ihm gerechnet. Jedenfalls kniete er vor meiner Wohnungstür und schrubbte den Boden. Er wischte den Dreck weg, den wir in den letzten Tagen von der vom Schnee matschigen Straße mit unseren Schuhen ins Haus getragen hatten.
Wir lächelten einander an. Es war mir etwas unangenehm, dass Er sich durch Berge von Stiefel, Schlitten, Handschuhe kämpfen musste, um die Arbeit zu erledigen. Also raffte ich alles zusammen und hievte es in unseren engen Wohnungsvorraum. Dann kurz überlegen… was tue ich jetzt? Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass du Jesus vor der Tür hast. Also fragte ich Ihn, ob Er einen Kaffee wolle. Da merkte ich, wir zwei, wir sprechen noch nicht dieselbe Sprache. Aber mit Händen und Füßen ging es ganz gut. Ja, gerne einen Kaffee mit Milch und Zucker, so meinte ich zu verstehen. Gut zu wissen, wie Jesus seinen Kaffee trinkt. Dann bin ich fürs nächste Mal schon gewappnet.

Da ich ja eigentlich zu einem Termin eilen musste, drehte ich den Herd ab, packte den Kaffee samt Weihnachtskeksen auf ein Tablett und drückte es Jesus in die Hand. Er deutete, ob ich eventuell auch eine Zigarette für Ihn hätte. Ich war etwas irritiert. Dass Jesus Raucher ist, hätte ich nicht gedacht. Aber so ist das mit den vorgefertigten Bildern, die man von anderen hat. Nein, mit einer Zigarette kann ich leider nicht dienen. Er war trotzdem sichtlich erfreut, schnappte den Kaffee und ging damit in den Garten. Ich rief ihm noch ein „Danke fürs Putzen!“ nach, hüpfte in meine Schuhe und machte mich auf den Weg. Vielleicht steht Er ja nächsten Mittwoch wieder vor meiner Tür. Ich bin gewappnet mit Kaffee und Keksen. Und wenn es mir gelingt den Advent etwas besinnlicher zu gestalten, werde ich Ihn sogar zu uns einladen.

Du fragst dich, wie ich Ihn erkannt habe? Es war seine Putztechnik – einfach göttlich!

Warum beginnt für Christen das Neue Jahr früher als am 1. Jänner?

Mit dem 1. Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Advent heißt Ankunft. Wir bereiten uns auf die Ankunft unseres Erlösers vor: Jesus Christus.

Diese Vorbereitung ist für Christen der Anfang einer neuen Zeit. Denn wer an Christus glaubt, denkt in einem anderen Schema als der jährliche Kreislauf, in dem sich alles wiederholt. Der christliche Glaube geht davon aus, dass wir mit Hilfe des Hl. Geistes an einer Verbesserung der Lebenssituation arbeiten können; dass aber eine Vollendung der Zeit, eine „perfekte“ Zeit erst mit dem Wiederkommen Christi anfängt.

Der Advent ist also eine Wartezeit. Ein Ausschau-Halten, wo Gott ist. Wie Gott ist. Wie Gott rettet.

Selbst Menschen, die nicht den christlichen Glauben leben, feiern zu Weihnachten ein Familienfest. Instinktiv spüren alle: Eine Verbesserung der Menschheit fängt in der Familie an. Da braucht es Freude, beschenkt werden, neu anfangen, verzeihen, heilen, segnen!

Deshalb fasten auch viele Christen im Advent. Darum werden die Rorate-Gottesdienste frühmorgens gehalten. Sie erfordern ein Auf-Brechen, ein Auf-Stehen, ein Durch-Brechen des Alltags.

Ein gutes, gesegnetes Neues Jahr!

Pfarrer Martin Rupprecht