Die Pfarre als Wärmestube

Die Wärmestuben-Saison hat wieder begonnen. Am vergangenen Sonntag war auch in Schönbrunn-Vorpark zum ersten Mal in diesem Winter die Wärmestube geöffnet. Ein Team von Ehrenamtlichen arbeitete ganzen Tag daran, dass Menschen sich bei gutem Essen aufwärmen und den Tag in Gesellschaft verbringen konnten. Den Gastgeber*innen unter der Leitung von Georg Fuchs ein herzliches Dankeschön! Dazu fiel mir eine Begebenheit ein:

Vor ein paar Jahren, es war auch im Advent, übernachteten wir mit der Firmgruppe in der Kirche. Die Kids hatten eine Menge Spaß dabei, mitten in der Nacht im dunklen Pfarrhaus Verstecken zu spielen. Wir schliefen nur wenige Stunden auf Matten in Schlafsäcke gehüllt. Trotzdem mussten wir am nächsten Morgen früh raus. Wir wollten bei der Wärmestube mitarbeiten, die an diesem Sonntag in Schönbrunn-Vorpark stattfand. Außerdem wurden die Firmkandidat*innen im Rahmen der Sonntagsmesse vorgestellt.

Der Gottesdienst wurde vom Kinder-Instrumental-Ensemble mitgestaltet und auch der Chor trällerte wunderschöne Adventlieder. Für die Firmlinge war die anschließende Mitarbeit bei der Wärmestube eine tolle, horizonterweiternde Erfahrung. Nach der Mittagsschicht durften wir den Heimweg antreten, da die Nacht kurz und der Morgen anstrengend gewesen war.

Ich packte also alles, was ich in den Stunden davor gebraucht hatte, in mein Einkaufswagerl, das ich vorsorglich dabei hatte: Schlafsack, Matte, Toilettzeug und auch das Akkordeon, auf dem meine Tochter in der Messe gespielt hatte und das ihr zu schwer zum Heimtragen war. Als ich müde von der durchwachten Nacht und dem bereits Erlebten mein Wagerl bei der Tür hinaus manövrierte, auf der groß „Heute WÄRMESTUBE!“ stand, ging am Gehsteig ein Grüppchen von Menschen vorüber, die mich mit großen, neugierigen Augen anstarrten. Ich war mir sicher, „Die denken jetzt, ich war in der Wärmestube zu Gast, so wie ich unterwegs bin!“ Es war mir unangenehm. Ich spürte den Wunsch aufzuklären, dass ich hier ja Mitarbeiterin war. Doch da war die Gruppe schon dahin.

Und während ich langsamen Schrittes mein Einkaufswagerl vor mir herschob, kam mir der Impuls:

Es stimmt doch! Ich war doch heute tatsächlich zu Gast. Ich bin doch Sonntag für Sonntag Gast in der Wärmestube, die Sonntagsgemeinschaft heißt! Schon am Sonntag davor werde ich freundlich für die kommende Woche eingeladen. Wenn ich die Kirche betrete, strahlen mich die Gesichter von Menschen an, die sich freuen, dass ich da bin. Alles ist liebevoll und bis ins Detail vorbereitet: der Kirchenraum, die Blumen, die Musik, die Liturgie. Wir singen miteinander, schütteln uns die Hände, fragen einander ehrlich, wie es denn so geht.

Alle sind wir Ehrengäste und es gibt keine billigen Plätze. Wir hören Worte, die den Hunger und Durst nach Leben in Fülle stillen und wachsen zusammen durch das gemeinsame Gastmahl. Wir greifen dem Gastgeber hie und da unter die Arme und bringen unsere Talente ein, wie wir es bei jeder Feier von Vertrauten machen, die uns eingeladen haben. Und trotzdem dürfen wir ruhigen Gewissens die Gäste sein. Denn eingeladen hat uns Gott, der Gastgeber. Er ist der Grund für unser Zusammenkommen.

Und wie bei der Wärmestube der Caritas, wo man sich nicht nur vor Ort sättigt, sondern auch Essen für später mitbekommt, gehen wir reich beschenkt nach Hause. Der Proviant an Herzenswärme, die wir getankt haben, reicht mindestens für eine Woche. Und dann öffnet die Wärmestube namens Sonntagsgemeinschaft ohnehin wieder ihre Pforten.