Selbstbesteuerung – ist es dumm, freiwillig etwas herzugeben?

Die Idee der Selbstbesteuerung hat eine lange Geschichte. Vor ca. 50 Jahren kam sie erneut auf, als in Europa der Wohlstand zunahm und zugleich sichtbar wurde, dass das Vermögen sehr ungerecht verteilt ist. Bis heute gibt es weltweit die himmelschreiende Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Mächtigen und Entrechteten.

In vielen christlichen Gemeinden ergaben sich Kontakte zu den benachteiligten Gebieten. Persönliche Kontakte und Besuche bei Hilfsprojekten haben viele Personen motiviert, sich einer Selbstbesteuerung zu verpflichten. Das bedeutet: Jede/r überweist monatlich per Dauerauftrag einen frei gewählten Betrag auf das Konto eines selbst gewählten Projekts. Niemand erfährt, wer wie viel überweist.

Wer eine Hochzeit feiert, eine Taufe, einen Geburtstag, ein Jubiläum, den Pensionsantritt: Für die Feiern gibt es eine unüberschaubare Auswahl. Es fällt schwer, sich zu begrenzen. Reflexhaft kommt der Gedanke: „Das habe ich mir verdient; ich will mir etwas Gutes tun …“ Da kann bei der Planung eine Selbstverpflichtung helfen: 1, 3 oder 5 Prozent der Ausgaben meiner Feier sollen einem Hilfsprojekt zugutekommen.

Trotzdem verstehen wir die Spenden nicht als Almosen von uns Reichen an die Armen. Die Weltwirtschaftsordnung ist nicht gerecht und darum geben wir nur etwas zurück, was wir mit jeder Tasse Kaffee, mit jeder Banane usw. im Grunde schuldig bleiben. Es ist ein Akt der Gerechtigkeit und der Solidarität.

Menschliche Reflexe – Anleitungen aus der Bibel

Diese innere Verpflichtung hilft dem Reflex des „Haben-Wollens“ zu widerstehen. Es gibt immer etwas, was ich noch gern hätte. Wer durch ein Kaufhaus geht, verliert schnell seine Selbstkontrolle. So viel Schönes gäbe es! In der Bibel heißt es dazu: „Nie wird das Auge satt vom Sehen“ (Koh 1,8).

In der Tradition der Bibel sagen wir: „Halte bei jeder Feier einen Stuhl für Elija frei.“ Elija steht für den Überraschungsgast. Für die Gastfreundschaft, für die Achtsamkeit, wenn Gott einen Engel sendet, dass ich ihn aufnehme, um meinem Leben etwas mitzuteilen. Elija steht für die Freizügigkeit, dass andere sich durch meine Möglichkeit freuen können.

Wie sieht es in der Pfarre aus?

In unserer Pfarre Hildegard Burjan gibt es zwei Selbstbesteuerungsgruppen und eine Stiftung, die zu konkreten Projekten einladen. Daneben gibt es eine Reihe von Einzelpersonen, die monatlich an die Caritas Wien spenden.

Eine-Welt-Gruppe Neufünfhaus: Seit 1987 unterstützt die Gruppe Projekte, die Frauen in Indien in ihrem Selbstbewusstsein stärken und ihnen eine Ausbildung ermöglichen (in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungshilfeclub).
Kontakt: Christine Hareter-Langer
Konto: Selbstbesteuerungsgruppe, IBAN: AT13 1100 0094 8313 3600, BIC: BKAUATWW

Selbstbesteuerungsgruppe Schönbrunn-Vorpark: Diese entscheidet jährlich die Vergabe an verschiedene Projekte. Im Jahr 2022 hat die Gruppe beispielsweise 3.800 Euro an Projekte in Indien, Brasilien, Tansania und ukrainische Geflüchtete ausbezahlt.
Kontakt: über die Kanzlei 
Konto: r.k. Pfarre Hildegard Burjan Selbstbesteuerungsgruppe, IBAN: AT58 2011 1000 0422 3470

Stiftung „Jugend fördern-Grenzen überspringen“: Schwerpunkte sind Schulausbildung in Pakistan, Äthiopien und Tansania, sowie Einzelstipendien in anderen Ländern. Ebenso wird die freiwillige Mitarbeit bzw. das Volontariat in diesen Ländern gefördert.
Kontakt: Martin Rupprecht, 0699 1 882 22 41, www.stiftungjugendfoerdern.de
Konto: LIGA Bank Regensburg, IBAN: DE43750903000001342800, BIC: GENODEF1M05 
Die Überprüfung der Spenden erfolgt jährlich durch die Regierung der Oberpfalz, Regensburg.