Pfarrer Martin schreibend

Im Jahr 2019 habe ich erste Notizen niedergeschrieben und sie „Gedanken eines Stadtpfarrers“ genannt. Die Anliegen habe ich in Form von Briefen fortgesetzt. In Zeiten von WhatsApp, Instagram etc. mag es altmodisch sein, noch Briefe, ausgedruckte und mit der Post verschickte Briefe, zu schreiben, aber ich glaube an die Wirkung des Papiers, das vor mir liegt und für das ich mir Zeit nehmen muss.

Worum geht es? Um Sorgen, die ich als Pfarrer halt so habe. Da ist vor allem der junge Mensch. Meine Überzeugung ist, dass seine Zukunft, sein Mitwirken an der Gesellschaft, seine Liebe und Partnerschaft erfüllter, aufregender und heilsamer ist, wenn er es schafft, aus dem christlichen Glauben zu leben.

Darum höre ich nicht auf, solche Briefe zu schreiben. Wie ein Vater oder eine Mutter, die schon lästig auf die Kinder einreden.

→ Hier können Sie meine ersten Briefe als Heft herunterladen und lesen. Es liegt in gedruckter Form auch in unseren drei Kirchen auf.

Fünf Gründe, warum ich Christ bin

Erstens bin ich Christ, weil ich getauft bin. Das haben meine Eltern entschieden, und ich bin ihnen jeden Tag dankbar, dass sie mich auf diesen Weg gebracht haben.

Zweitens bin ich Christ, weil der Glaube in mir wachsen konnte:

  • durch die Begegnung mit vielen Menschen,
  • durch das kirchliche Leben,
  • durch die hl. Sakramente

Drittens bin ich Christ, weil ich Gott als den absoluten Ursprung des Lebens erfahre. Gott erlebe ich als Anfang und als Ende des Lebens. Von ihm her gibt es die Aufgabe, das Leben zu gestalten.

Viertens bin ich Christ, weil ich an Jesus Christus als den Heiland und Erlöser der Welt glaube; weil die Botschaft Jesu so ganz anders ist, als die Reflexe der Welt. Immer wieder höre ich sein „Ich aber sage euch“. Wer die Bergpredigt in den Evangelien liest, weiß, was ich meine.

Fünftens bin ich Christ, weil in der Kirche Sünder leben, Menschen, die ganz und gar nicht heilig sind. Die, wie ich vieles falsch machen. Die Kirche, so sagte mein Professor für Dogmatik Wolfgang Beinert, „ist nicht das Reich Gottes. Die Kirche ist der steinig-staubige Weg zu diesem Ziel.“ Sie ist ein Werkzeug dazu. Dieses kann stumpf, verbogen oder auch schwerfällig sein. Es kann nur mit meiner Anstrengung weitergehen.

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Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.

Gebet aus dem 14. Jahrhundert

Sei ehrlich – Pate zu sein braucht Wissen und Praxis

Jetzt beginnt bald der Frühling. In den Kirchen ist das auch eine Saison für Taufe. Welch schönes Ereignis! 

Doch – und hier kommt das große ABER: Viele Familien finden keine Taufpatin, keinen Taufpaten mehr, weil alle Freunde aus der Kirche ausgetreten sind.

Nun kann man tausend Gründe anführen, warum jemand die kirchliche Gemeinschaft verlässt. Darüber wäre es notwendig zu diskutieren. Heute geht es mir aber um einen anderen Aspekt: Viele möchten in die Kirche wieder eintreten, um Pate oder Patin sein zu können.

Erlaubt mir ein paar Rückfragen:

Möchtest Du ein guter Begleiter, eine Begleiterin für das Kind sein? Das wünschen wir Dir von Herzen! Das ist immer ein nobler Dienst für die Familie und das Kind. Das ist aber noch nicht der Patendienst, das Patenamt. Pate sein ist in der Tradition der Kirche eine Person, die für den christlichen Glauben lebt, eine Person, die die Bibel und das Glaubensbekenntnis kennt und das Kind in die Sakramente der Kirche einführen kann. Eine Person, die in der Glaubensgemeinschaft lebt und das Kind hineinführen will.

Darum die Grundfrage: Bist Du in der Kirche, innerlich? Kennst du dich darin aus? Dann ist es ein Leichtes, äußerlich wieder einzutreten.

Wenn Du Dir aber eingestehen musst, dass Du jahrelang gar nicht in der Kirche warst, dass Du vieles nicht verstehst, dann sei ehrlich: Du kannst nicht jemand in die Kirche führen, wenn Du selber innerlich nicht dabei bist. Es ist ehrlicher zu sagen: Sorry mein Freund, der mich wegen des Patenamts gefragt hat. Ich kann das nicht annehmen, weil ich selber zu wenig davon verstehen. Weil ich die Bibel schon lange nicht mehr gelesen habe, weil ich schon seit langer Zeit kein Sakrament empfangen habe. Das ist eine ehrliche Auskunft. Den Eltern gegenüber, dem Kind gegenüber, dem Priester gegenüber und vor allem Gott gegenüber.

Willst du aber wirklich ein Pate sein, dann beginne zuerst deine Praxis und dein Wissen aufzufrischen. Die Fastenzeit wäre ein guter Anlass. In den nächsten Videos werde ich jede Woche ein Thema erklären. Für jene, die mitmachen, kann es am Osterfest eine Feier der Wiederaufnahme in die Kirche sein.

Servus und Pfiat de!
Pfarrer Martin Rupprecht


Was braucht es, um Patin oder Pate zu sein?

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Warum beginnt für Christen das Neue Jahr früher als am 1. Jänner?

Mit dem 1. Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Advent heißt Ankunft. Wir bereiten uns auf die Ankunft unseres Erlösers vor: Jesus Christus.

Diese Vorbereitung ist für Christen der Anfang einer neuen Zeit. Denn wer an Christus glaubt, denkt in einem anderen Schema als der jährliche Kreislauf, in dem sich alles wiederholt. Der christliche Glaube geht davon aus, dass wir mit Hilfe des Hl. Geistes an einer Verbesserung der Lebenssituation arbeiten können; dass aber eine Vollendung der Zeit, eine „perfekte“ Zeit erst mit dem Wiederkommen Christi anfängt.

Der Advent ist also eine Wartezeit. Ein Ausschau-Halten, wo Gott ist. Wie Gott ist. Wie Gott rettet.

Selbst Menschen, die nicht den christlichen Glauben leben, feiern zu Weihnachten ein Familienfest. Instinktiv spüren alle: Eine Verbesserung der Menschheit fängt in der Familie an. Da braucht es Freude, beschenkt werden, neu anfangen, verzeihen, heilen, segnen!

Deshalb fasten auch viele Christen im Advent. Darum werden die Rorate-Gottesdienste frühmorgens gehalten. Sie erfordern ein Auf-Brechen, ein Auf-Stehen, ein Durch-Brechen des Alltags.

Ein gutes, gesegnetes Neues Jahr!

Pfarrer Martin Rupprecht

Medizin gegen Dunkelheit und Depression

Jetzt, im November, wo es dunkel ist, werden viele Menschen depressiv. Die Besuche am Friedhof, in den grauen Gassen … und durch das Wetter sitzt man sowieso zu viel zu Hause.

Was hat die christliche Tradition aus dieser Zeit gemacht? Eine Gegenbewegung gestartet:

Warum ein Totschlag schon etwas mit dem Kirchgang zu tun hat …

In diesem Brief macht sich Pfarrer Martin Gedanken über die heute oft fehlende Sozialisierung in Gruppen in der Kindheit und welchen Unterschied das für das spätere Zusammenleben ergeben kann.


Ich schreibe hier als ein Pfarrer einer katholischen Pfarrgemeinde. Das Glück war mit mir: In einer katholischen Familie aufgewachsen, habe ich den christlichen Glauben und die Kirche positiv erlebt. Der notwendige Kirchgang als Kind hat mir beigebracht, dass von nichts nix kommt. Dass der Glaube an Gott dann in mir wächst, wenn ich ihm Zeit schenke.

Als Jugendliche haben wir in den Jugendstunden alle Themen dieser Welt besprochen: die Todesstrafe, Suizid, Abtreibung, Atomenergie und Atomwaffen, Entwicklungshilfe für die Dritte-Welt-Länder. Wir waren oft gemeinsam unterwegs, sind zum Konzentrationslager in den Nachbarort geradelt, haben Fair-Trade-Produkte eingekauft und verkauft, haben uns im Kino „Steiner – das eiserne Kreuz“ angesehen. In der Jugendgruppe haben sich einige ineinander verliebt; andere haben einander nicht ausstehen können; es gab Ärger und Begeisterung, Neid und Gelassenheit, Dienst und Geltungssucht. In allem aber waren wir die Jugend der Pfarrgemeinde, darum gingen wir sonntags in die Kirche und zu Ostern zur Beichte.

Später bin ich selber Pfarrer geworden und ich habe das große Glück, dass es Jungschar und Jugendgruppen in der Pfarre gibt. Was ich beobachte: Die Kinder lernen, ihr Ego zurückzustellen. sie lernen es nicht von sich aus. Die Gruppe fordert es ein. Die Kinder untereinander korrigieren sich. Spätestens in der Jugendgruppe wird ausgesprochen: Du kannst dich nicht gehen lassen, du kannst deinen Emotionen nicht freien Lauf lassen. Deine Freiheit hört auf, wo der Mitmensch eingeschränkt wird.

Heute kann man es gut benennen und sagt, dass es eine Frustrationstoleranz braucht. Der Mensch „muss“ lernen, seine innere Energie in den Griff zu bekommen, zu steuern. Den guten Umgang damit nennt man dann „Sozialkompetenz“. Jede christliche Pfarrgemeinde ist ein Übungsfeld dafür. Das Miteinander von Jung und Alt; das Helfen, auch wenn die eigene Freizeit weniger wird; das Bemühen um einen freundlichen Umgangston.

Ohne Einübung kein Ergebnis. Wenn es im Leben hart auf hart kommt; wenn Fehler gemacht werden, wenn „man aus der Haut fahren möchte“, dann bewährt sich das Eingeübte. Dann ist innere Kraft da. Sie hat aber eine Quelle, die nicht menschengemacht ist. Sie hat Gott als Kern. Dieser Glaube hält mir die Hand zurück, wenn ich zuschlagen möchte. Diese Gewissheit des Glaubens streckt meine Hand aus, wenn jemand Hilfe braucht.

Wenn ich in der Zeitung lese: „Mann erschlägt Frau aus Eifersucht; Ex-Partner bedroht Familie; Familie verklagt sich gegenseitig wegen Erbe“, dann kommen mir die Jungscharstunden in den Sinn. Innerlich danke ich den vielen Ehrenamtlichen, die sich mühen mit Kindern und Jugendlichen christliche Lösungen für Konflikte zu entwerfen und die ihnen beibringen, die Frustrationstoleranz höher zu schrauben. Alleine und aus eigener Kraft ist das nicht zu schaffen. Ohne die Hilfe von oben geht das nicht. Darum gehört zum Spiel in der Gruppe auch der Kirchgang.

Pfarrer Martin Rupprecht

Treffen mit Patriarch Bartholomäus

Liebe Gemeinde!

Die Zeit meines Urlaubs in Istanbul kann ich für verschiedene Gespräche nutzen. Ein besonderer Anlass war ein Treffen mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. Das Gespräch unter vier Augen hatte Prälat Dr. Nikolaus Wyrwoll arrangiert, der ein Studienkollege des Patriarchen ist.

Als Islam-Berater von Kardinal Dr. Christoph Schönborn erbat ich mir den Rat des Patriarchen für unsere Bemühungen in der christlich-muslimischen Verständigung. Da ich Patriarch Bartholomäus ebenfalls schon 35 Jahre kennen darf, war die Begegnung eine große Freude: Seine geistliche Persönlichkeit ist ein Licht für viele Völker!

Pfarrer Martin Rupprecht

Die katholische Kirche in kritischem Zustand?

Pfarrer Martin Rupprecht war zu Gast bei Thomas Nasswetter. 

„2030 werden in Wien nur mehr 20 % Katholiken sein.“ Das schrieb der Journalist und Publizist Otto Friedrich vor wenigen Wochen in einem Leitartikel in „Die Furche“. Die neueste Veröffentlichung der Statistik Austria zum Thema Religionen in Österreich zeigt, dass nur mehr 55 % der Österreicher katholisch sind. Schon mehr als 22 % in diesem Land bekennen sich zu keiner Konfession. Wien ist hier mit 34 % Spitzenreiter. Pfarrer Martin nimmt Stellung.

Weihnachtsbrief 2021

Zum Weihnachtsfest 2021 wandte sich Pfarrer Martin mit einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarre Hildegard Burjan. Das große Thema ist Dankbarkeit, vor allem die Dankbarkeit, den Glauben zu haben.


Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Pfarre Hildegard Burjan!

Vor kurzem, am 12. Dezember 2021, konnte ich eine Frau aus unserer Pfarre besuchen: zum 100. Geburtstag! Trude Seidl. Stellt euch vor, sie ist im Jahre 1921 geboren. Im Geschichtsunterricht lernen wir mühsam die vielen Fakten der Politik, der Gesellschaft, die Entstehung des Völkerbundes und so weiter. Die ganze Zwischenkriegszeit, die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs mit insgesamt über 60 Millionen Toten. Die Besatzungsmächte, der Wiederaufbau, die Freiheit ab 1955, der zunehmende Wohlstand, die Mondlandung … der Fall des Eisernen Vorhangs. Als Trude Kind war, gab es Gaslampen auf der Straße und das Radio wurde eingeführt. Zum Telefonieren musste man eine Kurbel drehen. Und heute … Trude Seidl hat das alles live miterlebt. Ihr Gedächtnis ist noch unglaublich aktiv. Wenn das Wetter es zulässt, kommt sie jeden Sonntag in die Kirche Schönbrunn-Vorpark!

Ich habe sie gefragt, was ihr am wichtigsten geworden ist. Ihre Antwort:

„Am meisten in meinem Leben bin ich meinen Eltern dankbar, dass sie mir den christlichen Glauben mitgegeben haben. Das Beten, die Bibel und die ganze christliche Kultur. Durch den Glauben an Gott habe ich all die Schwere meines Lebens durchgestanden. Es gäbe ja viel zum Verzweifeln. Zum Beispiel musste mein Mann mit 18 Jahren als Soldat in den Krieg. Er kam zurück, als er 31 Jahre alt war. Stell dir das vor, was das heißt, dass einem jungen Menschen die ganze Jugend geraubt wurde. Er hat nichts von einer normalen Zivilisation miterleben können. Und doch – danach hatten wir eine glückliche Ehe. Den Glauben an Jesus Christus haben wir nie aufgegeben. Dafür danke ich meinen Eltern jeden Tag!“

Liebe Mitwirkende unserer Pfarre!

Von Herzen danke ich euch für euren großartigen Dienst! Ich selber denke oft an meine Zeit als Ministrant, als Sternsinger, als Jugendleiter der Pfarrei zurück. Wunderbare Jahre! Dadurch ist in mir gewachsen, was ich heute bin: Immer noch Ministrant, Sternsinger, Jugendlicher 🙂 – mit kleinen Veränderungen. Wie unsere Frau Trude kann ich sagen: Danke, liebe Eltern, dass ihr mir den Glauben mitgegeben habt! Durch diesen Glauben ist viel entstanden, damit werden wir auch diese Corona-Krise durchstehen.

Von Herzen wünsche ich euch gesegnete Weihnachten, frohe Tage im Kreise eurer Lieben, erholsame Ferien, Freude und Erfolg im Neuen Jahr!
Euer Pfarrer Martin

Besuch bei der afghanischen Botschafterin – Brief zu Beginn des Arbeitsjahres

Im August 2021 besuchte Pfarrer Martin die damalige afghanische Botschafterin in Österreich. Dies veranlasste ihn, einen Brief zum Fest der Kreuzerhöhung 2021 zu verfassen. Er beschäftigt sich mit der schwierigen Situation vieler Jugendlichen und wie der Glaube und wir als Kirche dabei helfen können.


Liebe Gemeindemitglieder!

Vor zwei Wochen habe ich die afghanische Botschafterin Manizha Bakhtari besucht. Das einstündige Gespräch war sorgenvoll. Als wir über die jungen afghanischen Männer, die als Flüchtlinge nach Europa kommen, sprachen, wurde ihre Stimme brüchig: „Diese jungen Leute haben selten die Güte und Wärme einer Familie erlebt, sie kennen wenig vom familiären Umgang, denn sie sind in Flüchtlingslagern rund um Afghanistan aufgewachsen. Ihnen fehlt das Wort der Mutter und des Vaters. Darum gibt es Probleme. Aber sie sind doch Menschen, um die wir uns sorgen.“

Letzte Woche konnten wir einen österreichischen Jugendlichen taufen, der eine schwierige Familiengeschichte hinter sich hat. Im Religionsunterricht aber hat er gespürt, dass der Glaube ihm Halt und Sinn gibt. Er hat sich auf die Taufe und Erstkommunion mit dem Lesen der Bibelstelle vorbereitet: „Jesus nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“

Junge Menschen, die aus dem Glauben heraus ein Ziel und einen Sinn finden, verändern die Welt zum Guten. Sie packen an. Das war auch die Stärke unserer Pfarrpatronin Hildegard Burjan: Sie hat Not gesehen, analysiert und sich für die Schwachen in der Gesellschaft eingesetzt. Sie hat nicht gefragt, was die Anderen tun könnten oder die Politik übernehmen sollte. Sie hat Lösungen entworfen und umgesetzt.

Als Pfarre sind wir ein Ort, an dem das versucht wird. Wir nehmen und geben. Talente, Zeit, Einsatz, Geld. Wir sind sozusagen eine Umverteilstation. Oft ist das mühsam; nicht immer können wir sofort gute Ergebnisse sehen. Aber wir wissen, dass es Früchte bringt, dann können wir auch mit dem Hl. Paulus sprechen: Christus lebt in mir.

Dieses Jahr möchte ich euch zwei Gedanken mitgeben: Das eine ist das Leitbild unserer Pfarre, insbesondere der Punkt, in dem es heißt: Gott schenkt, was wir nicht kaufen können – darum beten wir um seine Hilfe und Kraft. Ohne das Wirken des Heiligen Geistes bleiben unsere Anstrengungen unvollkommen.

Das zweite ist ein Vortrag des im November 2020 verstorbenen Rabbiners Jonathan Sacks, eines intellektuellen Giganten. Seine Antwort auf die Frage: „Wie wir der Zukunft ohne Angst begegnen können?“ ist eine gute Inspiration.

Gottes Segen für dieses neue Schul- und Arbeitsjahr!
Euer Pfarrer Martin Rupprecht

Zum Jahrestag meiner Priesterweihe

Anlässlich des Jahrestags seiner Priesterweihe schrieb Pfarrer Martin im Juni 2021 einen Brief an Freunde und Gönner der Stiftung „Jugend fördern – Grenzen überspringen“.


Liebe Freunde,

Am Sonntag, 27. Juni 2021, ist mein 29. Priesterweihetag! Dazu habe ich mir damals das Bibelwort „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ aus dem Psalm 18,30 ausgesucht. Nach fast drei Jahrzehnten bin ich Gott unendlich dankbar, dass er mich auf diesen Weg gerufen hat. Dieser Weg, der natürlich immer voll ist von Steinen und Mauern, enthält aber auch die ganze Palette der Schöpfung und des menschlichen Glücks.

Pfarrer Martin im Jahr 1992

Anlässlich des 10-jährigen Jahrestages der Priesterweihe habe ich die Stiftung errichtet. Dieses Unternehmen hat mich mit vielen Menschen aus Afrika und Asien zusammengebracht. Deo gratias!

Seit Anfang Mai haben wir nun eine Filiale in Dar es Salaam (Tansania): „Promoting Youth – Crossing Boundaries“. Ein Stipendiat der Stiftung, Alphonce Leonard, hat auf meine Bitte hin eine Kommission gegründet und führt nun mit ihr im ärmsten Teil der Acht-Millionen-Stadt ein Stipendienprogramm durch. Sie besuchen Schulen und lassen sich von der Direktion jene – hauptsächlich Waisenkinder – nennen, die aus Mangel an Schulsachen oder Geld für Essen wegbleiben. Die fünf Mitglieder der Stiftungskommission (alle wohnen selber in diesem ärmsten Teil der Stadt) besuchen die Kinder zuhause oder im Heim und unterstützen sie im Fortlauf des Schuljahres.

25 Kinder aus Volksschulen wurden nun für ein Stipendium von monatlich 20 Euro bestimmt. Der nächste Schritt wird der Besuch bei höheren Schulen und dann bei der Vorbereitung für die Universität sein. Viele begabte Schüler/innen aus dem Armenviertel können sich das notwendige Schulgeld für die höhere Schule nicht leisten. Wie bei Alphonce selbst, ist eine Weiterentwicklung nur mit einem Stipendium möglich. Auch hier will die Kommission noch 10 Student/innen auswählen. Mehr gibt unser jährliches Budget von 10.000 Euro für die Filiale von Dar es Salaam noch nicht her.

Wichtig sind uns zwei Prinzipien:

  1. Das von der Stiftung erhaltene Stipendium ist kein Almosen für arme Menschen, sondern die Möglichkeit der Ausbildung. Jedem jungen Menschen steht dieses Recht zu. Aus diesem Grund vermeiden wir auch die Patenschaft zu konkreten Kindern. 
  2. Durch die Annahme darf keine neue Abhängigkeit entstehen. Der junge Mensch, der das Stipendium annimmt, soll nicht das Gefühl haben, dass er jetzt einer bestimmten Person lebenslang hörig sein muss. Wenn er später als Dank einen eigenen Beitrag in den Fonds der Stiftung einzahlt, dann als einen persönlichen Impuls für die Förderung anderer Jugendlicher. Unsere Vision ist die Hilfe zur Selbsthilfe.

Im Anhang sende ich euch den Jahresbericht 2020, die Darstellung der Idee von Dar es Salaam und die Übersicht über alle Unterstützungen seit 2002.

Natürlich freue ich mich, wenn jemand für ein oder zwei Kinder ein monatliches Stipendium übernimmt.

Mit der Bitte um euer Gebet
Euer Martin Rupprecht

www.stiftungjugendfoerdern.de