In dieser Kategorie befindet sich die Sammlung der Impulsvideos …

Weihnachtsfragen

Maria fragt verwundert
nach dem „Wie“ des Geschehens.

Josef fragt nicht viel,
er handelt.

Die Hirten fragen ängstlich
nach dem Grund für die Aufregung.

Die Weisen fragen neugierig
nach dem Weg zum neuen König.

Ochs und Esel
sind fraglos zufrieden.

Und meine Fragen,
angesichts von 
Freuden und Hoffnungen,
Trauer und Ängsten?

Die Antwort von Weihnachten
auf alle Fragen
ist ein Kind.

Johann Pock, Weihnachten 2023

Weihnachten gut sein lassen

Rindsuppe mit Leberknödel und Tafelspitz oder doch Bratkartoffeln mit Butter? In meiner Familie wurde jedes Jahr aufs Neue diskutiert, ob der 24. Dezember ein Fasttag sei oder nicht und wann eigentlich Weihnachten beginnt.*

Da haben es Jüdinnen und Juden in Israel bei der Frage, wann der Sabbat beginnt, schon einfacher. Sie brauchen nur die Tageszeitung aufschlagen. Dort steht auf die Minute genau, wann der Sabbat startet. Dann hat man noch genau 18 Minuten, um das, was man gerade tut, abzuschließen. Danach darf nichts mehr „geschafft“ werden. Die Sabbat-Ruhe ist nicht dazu da, dass die Gläubigen noch mehr schaffen. Sondern sie will den Menschen neu erschaffen. Die Sabbat-Liturgie unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von der Liturgie der anderen Tage: Am Sabbat bittet man um nichts. Weder für sich selbst noch für andere. Es gibt Anbetung und Lobgesang, aber die Fürbitte darf ruhen.

Wenn Sie sich nun fragen, warum ich beim Blick auf Weihnachten über den Sabbat schreibe, dann ist es dieser Aspekt, der mir in diesem Advent so bewusst geworden ist:

Zu Weihnachten dürfen wir es „einfach gut sein lassen“. So wie es ist, ist es gut.

Der Braten etwas verbrannt, das Badezimmer noch nicht fertig geputzt, angespannt nervöse Stimmung in der Familie, ein Geschenk noch ausständig. Eigentlich wollte man vor dem Fest noch zum Frisör, die Finger schmerzen vom Keksteigkneten, ein Kind ist beleidigt, weil es sich den Heiligen Abend anders vorgestellt hat. Zum Üben der Weihnachtslieder mit den Instrumenten war wie jedes Jahr keine Zeit mehr, der Christbaum steht schief und sein Schmuck passt nicht zur Raumdeko. Im Vorraum stehen noch die leeren Schachteln von der Krippe herum. Der Esel fehlt. Aber das Jesus-Kind liegt seelenruhig in der Krippe.

Vielleicht konnten Sie es schon einmal erleben: Ein neugeborenes Kind anschauen oder sogar in Händen halten zu dürfen – das ist wie ein Moment Ewigkeit. Alles rundherum wird unwichtig. Es ist, als würde der Himmel die Erde berühren. Das feiern wir zu Weihnachten: Gott kommt als Neugeborenes zur Welt, hat Händchen und Füßchen und riecht nach Baby. Und auch, wenn wir ihn noch nicht wie die Hirten und Weisen damals von Angesicht zu Angesicht, Wange an Wange sehen, riechen und spüren können, so sind wir doch eingeladen, uns von diesem Kind in der Krippe berühren zu lassen. Alles andere gut sein lassen, um Weihnachten für uns gut sein zu lassen.

Selten werden wir in süßer Verklärung stundenlang den Weihnachtsfrieden genießen. Welchen Frieden denn überhaupt? Aber es können Momente sein – Momente, in denen uns ein Licht aufgeht, wie wir es im Advent singen: „Mir ist ein Licht aufgegangen. Gott spricht: „Ich werde mit dir sein“. In diesem Kind in der Krippe ist Er „Immanuel“, der „Gott mit uns“. Das ist die Botschaft von Weihnachten. Wir haben mindestens 8 Tage Zeit, um das zu „begreifen“. Die Weihnachtsoktav dauert bis zum Neujahrstag. Und wenn wir es am 1. Jänner immer noch nicht gut sein haben lassen, dann bleibt uns auch noch das ganze Jahr 2024, um die Botschaft wirken zu lassen, dass Gott mit uns ist, auch im Streit mitten in einer unaufgeräumten Wohnung. Und dann, wenn uns dieser himmlische Moment geschenkt wird, in dem wir verstehen, dass Er da ist, dann ist Weihnachten!

Achtung! Dieses Ereignis könnte auch auf einen Fasttag fallen!

*„Der 24. Dezember ist kein Fasttag. Abstinenz und Fasten ist zu halten an Aschermittwoch und Karfreitag“, so heißt es in Can. 1251 des Kirchenrechts. Aber der Gedanke, sich im Advent mit Gaumenfreuden zurückzuhalten, um es sich zu Weihnachten dann so richtig schmecken zu lassen, ist durchaus sinnvoll. Das offizielle Weihnachtsfest beginnt mit dem Gebet der 1. Vesper (in Schönbrunn-Vorpark mit der Kindervesper mit Krippenspiel um 15.30 Uhr, in Rudolfsheim mit der Krippenandacht um 16 Uhr und in Neufünfhaus mit der Kindermette um 16 Uhr. Hier geht’s zu allen Terminen).

Die Pfarre als Wärmestube

Die Wärmestuben-Saison hat wieder begonnen. Am vergangenen Sonntag war auch in Schönbrunn-Vorpark zum ersten Mal in diesem Winter die Wärmestube geöffnet. Ein Team von Ehrenamtlichen arbeitete ganzen Tag daran, dass Menschen sich bei gutem Essen aufwärmen und den Tag in Gesellschaft verbringen konnten. Den Gastgeber*innen unter der Leitung von Georg Fuchs ein herzliches Dankeschön! Dazu fiel mir eine Begebenheit ein:

Vor ein paar Jahren, es war auch im Advent, übernachteten wir mit der Firmgruppe in der Kirche. Die Kids hatten eine Menge Spaß dabei, mitten in der Nacht im dunklen Pfarrhaus Verstecken zu spielen. Wir schliefen nur wenige Stunden auf Matten in Schlafsäcke gehüllt. Trotzdem mussten wir am nächsten Morgen früh raus. Wir wollten bei der Wärmestube mitarbeiten, die an diesem Sonntag in Schönbrunn-Vorpark stattfand. Außerdem wurden die Firmkandidat*innen im Rahmen der Sonntagsmesse vorgestellt.

Der Gottesdienst wurde vom Kinder-Instrumental-Ensemble mitgestaltet und auch der Chor trällerte wunderschöne Adventlieder. Für die Firmlinge war die anschließende Mitarbeit bei der Wärmestube eine tolle, horizonterweiternde Erfahrung. Nach der Mittagsschicht durften wir den Heimweg antreten, da die Nacht kurz und der Morgen anstrengend gewesen war.

Ich packte also alles, was ich in den Stunden davor gebraucht hatte, in mein Einkaufswagerl, das ich vorsorglich dabei hatte: Schlafsack, Matte, Toilettzeug und auch das Akkordeon, auf dem meine Tochter in der Messe gespielt hatte und das ihr zu schwer zum Heimtragen war. Als ich müde von der durchwachten Nacht und dem bereits Erlebten mein Wagerl bei der Tür hinaus manövrierte, auf der groß „Heute WÄRMESTUBE!“ stand, ging am Gehsteig ein Grüppchen von Menschen vorüber, die mich mit großen, neugierigen Augen anstarrten. Ich war mir sicher, „Die denken jetzt, ich war in der Wärmestube zu Gast, so wie ich unterwegs bin!“ Es war mir unangenehm. Ich spürte den Wunsch aufzuklären, dass ich hier ja Mitarbeiterin war. Doch da war die Gruppe schon dahin.

Und während ich langsamen Schrittes mein Einkaufswagerl vor mir herschob, kam mir der Impuls:

Es stimmt doch! Ich war doch heute tatsächlich zu Gast. Ich bin doch Sonntag für Sonntag Gast in der Wärmestube, die Sonntagsgemeinschaft heißt! Schon am Sonntag davor werde ich freundlich für die kommende Woche eingeladen. Wenn ich die Kirche betrete, strahlen mich die Gesichter von Menschen an, die sich freuen, dass ich da bin. Alles ist liebevoll und bis ins Detail vorbereitet: der Kirchenraum, die Blumen, die Musik, die Liturgie. Wir singen miteinander, schütteln uns die Hände, fragen einander ehrlich, wie es denn so geht.

Alle sind wir Ehrengäste und es gibt keine billigen Plätze. Wir hören Worte, die den Hunger und Durst nach Leben in Fülle stillen und wachsen zusammen durch das gemeinsame Gastmahl. Wir greifen dem Gastgeber hie und da unter die Arme und bringen unsere Talente ein, wie wir es bei jeder Feier von Vertrauten machen, die uns eingeladen haben. Und trotzdem dürfen wir ruhigen Gewissens die Gäste sein. Denn eingeladen hat uns Gott, der Gastgeber. Er ist der Grund für unser Zusammenkommen.

Und wie bei der Wärmestube der Caritas, wo man sich nicht nur vor Ort sättigt, sondern auch Essen für später mitbekommt, gehen wir reich beschenkt nach Hause. Der Proviant an Herzenswärme, die wir getankt haben, reicht mindestens für eine Woche. Und dann öffnet die Wärmestube namens Sonntagsgemeinschaft ohnehin wieder ihre Pforten.             

Heute hab ich Jesus getroffen…

Glaubst du nicht?

Ja, mir kam es auch seltsam vor – so unerwartet. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Er es war. Ich war gerade beim Kochen, es duftete nach dem Curry, das am Herd brodelte. Da wollte ich nur schnell was vom Keller holen. Mit Schwung öffnete ich die Wohnungstür. Da kniete Er vor mir.

Ungewöhnlich, oder? Normal bin ich es, die kniet, wenn wir uns treffen, meist sonntags, manchmal auch mittwochs am Abend. Heute war zwar Mittwoch, aber es war gerade mal 10 Uhr vormittags. Da hatte ich wirklich noch nicht mit Ihm gerechnet. Jedenfalls kniete er vor meiner Wohnungstür und schrubbte den Boden. Er wischte den Dreck weg, den wir in den letzten Tagen von der vom Schnee matschigen Straße mit unseren Schuhen ins Haus getragen hatten.
Wir lächelten einander an. Es war mir etwas unangenehm, dass Er sich durch Berge von Stiefel, Schlitten, Handschuhe kämpfen musste, um die Arbeit zu erledigen. Also raffte ich alles zusammen und hievte es in unseren engen Wohnungsvorraum. Dann kurz überlegen… was tue ich jetzt? Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass du Jesus vor der Tür hast. Also fragte ich Ihn, ob Er einen Kaffee wolle. Da merkte ich, wir zwei, wir sprechen noch nicht dieselbe Sprache. Aber mit Händen und Füßen ging es ganz gut. Ja, gerne einen Kaffee mit Milch und Zucker, so meinte ich zu verstehen. Gut zu wissen, wie Jesus seinen Kaffee trinkt. Dann bin ich fürs nächste Mal schon gewappnet.

Da ich ja eigentlich zu einem Termin eilen musste, drehte ich den Herd ab, packte den Kaffee samt Weihnachtskeksen auf ein Tablett und drückte es Jesus in die Hand. Er deutete, ob ich eventuell auch eine Zigarette für Ihn hätte. Ich war etwas irritiert. Dass Jesus Raucher ist, hätte ich nicht gedacht. Aber so ist das mit den vorgefertigten Bildern, die man von anderen hat. Nein, mit einer Zigarette kann ich leider nicht dienen. Er war trotzdem sichtlich erfreut, schnappte den Kaffee und ging damit in den Garten. Ich rief ihm noch ein „Danke fürs Putzen!“ nach, hüpfte in meine Schuhe und machte mich auf den Weg. Vielleicht steht Er ja nächsten Mittwoch wieder vor meiner Tür. Ich bin gewappnet mit Kaffee und Keksen. Und wenn es mir gelingt den Advent etwas besinnlicher zu gestalten, werde ich Ihn sogar zu uns einladen.

Du fragst dich, wie ich Ihn erkannt habe? Es war seine Putztechnik – einfach göttlich!

Warum beginnt für Christen das Neue Jahr früher als am 1. Jänner?

Mit dem 1. Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Advent heißt Ankunft. Wir bereiten uns auf die Ankunft unseres Erlösers vor: Jesus Christus.

Diese Vorbereitung ist für Christen der Anfang einer neuen Zeit. Denn wer an Christus glaubt, denkt in einem anderen Schema als der jährliche Kreislauf, in dem sich alles wiederholt. Der christliche Glaube geht davon aus, dass wir mit Hilfe des Hl. Geistes an einer Verbesserung der Lebenssituation arbeiten können; dass aber eine Vollendung der Zeit, eine „perfekte“ Zeit erst mit dem Wiederkommen Christi anfängt.

Der Advent ist also eine Wartezeit. Ein Ausschau-Halten, wo Gott ist. Wie Gott ist. Wie Gott rettet.

Selbst Menschen, die nicht den christlichen Glauben leben, feiern zu Weihnachten ein Familienfest. Instinktiv spüren alle: Eine Verbesserung der Menschheit fängt in der Familie an. Da braucht es Freude, beschenkt werden, neu anfangen, verzeihen, heilen, segnen!

Deshalb fasten auch viele Christen im Advent. Darum werden die Rorate-Gottesdienste frühmorgens gehalten. Sie erfordern ein Auf-Brechen, ein Auf-Stehen, ein Durch-Brechen des Alltags.

Ein gutes, gesegnetes Neues Jahr!

Pfarrer Martin Rupprecht

Wer war Markus?

Das Kirchenjahr 2020/21 im Zeichen des Markus-Evangeliums

Wir kennen Markus vor allem als Evangelisten. Er ist der Verfasser des zweiten, zeitlich jedoch ersten und damit ältesten Evangeliums, das um die Jahre 65 bis 70 entstanden sein soll. Es begleitet uns durch das Lesejahr B.

Eigentlich hieß er Johannes, Markus ist sein Beiname, der „Kriegerische“ (eine Herleitung vom Namen des Kriegsgottes Mars). Seine beiden Namen kennen wir aus der Apostelgeschichte im Zusammenhang mit der Befreiung des Petrus aus dem Gefängnis, denn dort heißt es: Er, nämlich Petrus, ging „zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo nicht wenige versammelt waren und beteten“ (Apg 12, 12). Manchmal wird Markus auch nur Johannes oder nur mit dem Namen Markus genannt.

Markuslöwe | Edmund Hochmuth, Pixabay

Er war also der Sohn jener Maria, in deren Haus in Jerusalem sich die Urgemeinde zu versammeln pflegte und wo vermutlich Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feierte. Nach einem bewegten Leben und vielen ausgedehnten Reisen ist Markus als Missionar ins nördliche Ägypten gekommen, hat in Alexandrien eine christliche Gemeinde gegründet und wurde dort auch ihr 1.Bischof. In seiner Bischofsstadt ist er um das Jahr 68 den Märtyrertod gestorben (bezeugt nach Eusebius v. Cäsarea †339). Nach legendären Berichten wurde Markus vom Pöbel mit einem Strick um seinen Hals zu Tode geschleift, und nur ein Unwetter soll seine Verbrennung verhindert haben. Daher konnte Markus als Märtyrer in Alexandria schließlich ehrenvoll bestattet werden.

Im Jahre 828, also etwa sieben Jahrhunderte später, fanden zwei Kaufleute aus Venedig die Gebeine des Heiligen, entwendeten sie, und um sicher zu sein, dass die Reliquien von Moslems nicht entdeckt wurden, versteckten sie die Gebeine in einem Korb und deckten sie mit Schweinefleisch und darüber mit Häuten zu. So gelangten die Reliquien auf abenteuerliche Weise nach Venedig und wurden dort vom Dogen Giustiniano Partecipazio in der Vorgängerkirche des heutigen Markusdomes beigesetzt; die Vorgängerkirche des Doms zu Venedig wurde bereits im Jahre 832 eingeweiht.

Als „Geste der Versöhnung“ wurden im Jahre 1968 Reliquien des Heiligen Markus an die koptisch-orthodoxe Kirche zurückgegeben.

Markus der Löwe

Die symbolhafte Darstellung des Evangelisten Markus ist der (geflügelte) Löwe. Wenn es um die Deutung der Symbole der vier Evangelisten in den Gestalten des Menschen, Löwen, Stiers und Adlers geht, lassen sich so manche theologische Spekulationen im Laufe der Geschichte beobachten. Erst Hieronymus, Kirchenlehrer aus Dalmatien (†420), hat diese Symbole in den Evangelienanfängen gesehen, und diese sind – kraft seiner Autorität – seither so gedeutet und festgelegt. Demnach wird dem Evangelisten Markus wegen seines Evangelienanfangs mit Johannes dem Täufer als Rufer in der Wüste der Löwe zugeteilt. So heißt es im Prolog folgendermaßen: 

„Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja – Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! – so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden …“ (Mk 1, 1–4).

Markus und Paulus

Obwohl der Verfasser des ältesten Evangeliums anonym bleibt, wird Markus als Autor angenommen. Was wissen wir nach dem bereits Gesagten noch über das Leben des Evangelisten und seine Bekanntschaft mit Paulus?

Im Brief an die Kolosser (Kol 4,10) wird Markus als Vetter von Barnabas bezeichnet. Barnabas und Markus begleiteten um das Jahr 44 den Völkerapostel Paulus auf dessen erster Missionsreise nach Antiochia (heute Antakya); doch in Perge, dem heutigen Murtuna, trennte sich Markus von Paulus und kehrte nach Jerusalem zurück (Apg 13, 13). Paulus spricht sogar davon, dass Markus ihn in Stich gelassen habe, und wollte ihn deshalb nicht mehr, auch nicht auf dringenden Wunsch von Barnabas hin, auf einer weiteren Reise zu den Städten mitnehmen; es kam dabei zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Paulus und Barnabas und in Folge dieser Unstimmigkeit zu ihrer Trennung. Barnabas segelte danach in Begleitung von Markus nach Zypern. Paulus wählte sodann als neuen Reisegefährten Silas (Apg 15, 36f.).

In den Jahren 61–63 finden wir Markus wieder mit Paulus versöhnt und als dessen Helfer während der ersten Gefangenschaft in Rom. Als Bote wird er in dieser Zeit mit einem Brief nach Kolossä geschickt. Markus ist schließlich im Jahre 64 bei der zweiten Gefangenschaft von Paulus wieder bei ihm in Rom (vgl. 2 Tim 4, 11).

In Rom schließt sich Markus dem Apostel Petrus an und wird dessen Dolmetscher. Beide kannten einander schon in Jerusalem sehr gut, denn Petrus nennt ihn in seinem Brief am Schluss liebevoll „mein Sohn Markus“ (1 Petr 5, 13). Man nimmt an, dass Markus mit großer Aufmerksamkeit die Predigten seines „väterlichen“ Freundes Petrus aufgenommen hatte und schließlich – nach dessen Hinrichtung im Jahre 65 – diese Botschaften und Lehren von Petrus über seinen Herrn und Meister als grundlegende Quelle in seinem Evangelium verarbeitet hat. Markus ist daher Apostelschüler und ist wahrscheinlich Jesus selbst nie persönlich begegnet. In seinem ihm zugeschriebenen Evangelium tritt er hinter sein Werk zurück und erzählt die Geschichte Jesu aus erkennbarem Abstand zu den Ereignissen.

Das Evangelium nach Markus

Das Evangelium verkündet das Leben und Wirken des erwachsenen Jesus. Markus beginnt seine Berichte mit dem Auftreten des Täufers Johannes in der Wüste, mit der Taufe Jesu und dessen Versuchung nach 40 Tagen Fasten in der Wüste. Jesus wirkt in Galiläa und begibt sich dann nach Jerusalem, wo er predigt, Wunder wirkt und schließlich den leidvollen Tod am Kreuz stirbt, aber – wie das leere Grab zu bezeugen versucht – als Auferstandener die elf Jünger ausschickt mit den Worten: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“ (Mk 16, 15).

Markus erzählt in diesem kürzesten der vier kanonischen Evangelien sprachlich sehr eindrucksvoll und in meisterhaftem Stil die menschliche Seite Jesu, er kehrt dabei seine Messianität und Gottessohnschaft hervor. Den heidnischen Hauptmann, der Jesus am Kreuz gegenüberstand und auf grausame Weise sterben sah, lässt er bekennend sagen: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mk 15, 39).

H.T.

Advent ist … Warten, dass die Liebe geboren wird

Wir waren eine Gruppe von Frauen. Es duftete herrlich nach den Kräutern, die wir gerade in Büscheln zusammenbanden. Wir sprachen über unsere Erfahrungen mit Nachbarschaft in einer Großstadt wie Wien.

Frau M. erzählte, dass sie jahrelang eine Nachbarin, die bettlägerig war, mitversorgt hatte. Der Sohn der Nachbarin lebte im fernen Tirol und konnte sich darauf verlassen, dass sie – Frau M. – seiner Mutter half, wenn sie etwas brauchte. Sie brachte ihr immer wieder Essen vorbei, schaute, wie es ihr ging und war erreichbar, wenn der Sohn das Gefühl hatte, seiner Mutter ging es nicht gut. Frau M. ist selbst sehr eingespannt. Sie pflegt seit vielen Jahren ihren Mann und kann das Haus nur stundenweise verlassen. Oft habe der Nachbarssohn genau dann angerufen, wenn sie gerade ihre freie Stunde hatte und einen kurzen Spaziergang in den Park machte. Wenn er anrief und besorgt den Zustand der Mutter schilderte, eilte Frau M. schnurstracks nach Hause, um nachzusehen, was mit der Nachbarin los war.

Eines Tages starb die kranke Nachbarin. Der Sohn ließ die Wohnung räumen und meldete sich nicht mehr bei Frau M. Nur einmal rief er später noch an, weil er etwas brauchte. Frau M. erzählte ihm, dass bei der Räumung der Wohnung ihre schöne Bodenvase umgeworfen und zerstört worden war, die am Gang vor Frau M.s Tür gestanden war. Da müsse sie sich selbst mit der Versicherung drum kümmern, war die lapidare Antwort des Nachbarsohnes. Seit damals hatte Frau M. nie wieder von ihm gehört. Ein bisschen enttäuscht sei sie schon, dass er nie auch nur die kleinste Geste des Dankes gezeigt habe, erzählte sie uns in der Frauenrunde. Sie habe keine großen Geschenke erwartet für den Dienst an der alten Dame. Eine nette Verabschiedung des Sohnes, ein kleines Zeichen der Anerkennung hätte ihr schon gereicht. Aber sie sei sicher, dass das Gute, das sie gegeben hat, irgendwann zu ihr zurückkommt.

Ich hörte zu und fühlte mit Frau M. Man unterstützt, hilf, packt an und es verhallt scheinbar im Leeren.

Sechs Wochen später schickt mir Frau M. eine Nachricht mit einem Foto. Auf dem Bild ist eine Glückwunschkarte und die Statue eines Engels zu sehen. Auf der Karte steht: „Liebe Frau M.! Wir wünschen Ihnen alles Gute zu Ihrem Geburtstag! P.S.: Einen Engel für den lieben Engel unseres Hauses.“ Unterschrieben von den Nachbar*innen, die oberhalb von Frau M. wohnen.

Für mich passt diese Erfahrung so gut zum Advent: Advent ist das Warten, dass die Liebe geboren wird. Manchmal kommt sie ganz unscheinbar und unverhofft zur Welt – mitten im Alltag. Dann ist Weihnachten.

 

Medizin gegen Dunkelheit und Depression

Jetzt, im November, wo es dunkel ist, werden viele Menschen depressiv. Die Besuche am Friedhof, in den grauen Gassen … und durch das Wetter sitzt man sowieso zu viel zu Hause.

Was hat die christliche Tradition aus dieser Zeit gemacht? Eine Gegenbewegung gestartet:

Warum eine Seelenmesse? Was ist das?

Es gehört zum christlichen Glauben, nach einem Begräbnis (oder auch unmittelbar davor) eine Hl. Messe zu feiern. Diese nennen wir Requiem oder Seelenmesse oder auch Auferstehungsmesse. Warum? Was hat es für eine Bedeutung?

Die Hl. Messe ist der Höhepunkt des christlichen Glaubens. Darum heißt sie mit anderem Namen auch „Eucharistie“, das kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Dank sagen“. Der erste Teil der Messe ist das Hören auf das Wort Gottes, der zweite Teil ist die Konsequenz daraus. Das Dienen für alle Menschen. So spricht Jesus: „Das ist mein Leib, für euch hingegeben“. Im Dienen für andere Menschen stirbt er – und wird auferweckt. Tod und Auferstehung.

Christliches Sterben ist also voller Zuversicht, weil wir Gott begegnen: Von Angesicht zu Angesicht. Im Augenblick, da wir Gott ganz sehen, können wir unser eigenes Leben noch einmal anschauen. Durch die Augen Gottes. Wir sehen unsere Lebenssituationen mit allen Chancen, mit aller Mühe, mit allen Sünden. Das ist dann der Moment der Reinigung.

Die Seelenmesse oder Requiem ist also unser Gebet, dass der oder die Verstorbene diesen Moment besteht. Es ist auch unser eigenes Bitten, dass wir durch das Hören auf das Wort Gottes zum Dienen fähig werden. Und es ist das gemeinsame Sitzen mit Jesus am Tisch.

→ Mehr dazu in: Das Sakrament der Heiligen Messe 

Was wir zu Allerseelen glauben

Übungsweg der Dankbarkeit: Impuls 4

Seit 3 Wochen sind wir nun bereits auf unserem Übungsweg der Dankbarkeit unterwegs. Wahrscheinlich geht es Ihnen wie mir: An manchen Tagen fällt eine dankbare Haltung leichter, an anderen tun wir uns schwer damit und sehen eher das, was nicht gelingt, was uns stört. Manche Lebensumstände fordern uns besonders heraus und machen es uns schwer, ein dankbares Herz zu bewahren.

Der Apostel Paulus schreibt der Gemeinde in Thessalonich in seinem ersten Brief: „Dankt für alles! Denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört“. Die evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein verweist darauf dass die Aufforderung, für alles dankbar zu sein, in manchen Situationen zynisch klingt.

Sie erzählt auf Instagram die Geschichte von Corrie Ten Boom: „Die niederländische Christin wurde 1944 ins Konzentrationslager eingeliefert, weil sie Juden versteckt hatte. Gemeinsam mit ihrer Schwester wurde sie in einer Baracke untergebracht. Der Gestank war nicht zu ertragen und sie war mit Flöhen komplett verseucht. Den beiden Schwestern war es gelungen, eine Bibel in das Lager zu schmuggeln, wobei das Bibellesen bei Todesstrafe verboten war. Abends hielten sie Bibelstunden mit anderen und lasen bei Paulus: „Seid dankbar in allen Dingen“. Corrie meinte: „Niemals im Leben werde ich Gott für diese höllischen Flöhe danken“. Die nächtlichen Bibelstunden zogen immer mehr Frauen an. Sie gaben ihnen Mut und Überlebenswillen. Corrie wunderte sich, warum ihre Baracke niemals kontrolliert und die Bibelstunden nicht entdeckt wurden. Da meinten die anderen: „Die Wärterinnen wollen sich keine Flöhe einfangen – daher kontrollieren sie die Baracke nicht.“ Und Corrie betete: „Gott, ich danke dir für die Flöhe!“

Niemandem steht es zu, von anderen Menschen in schwierigen Lebenssituationen Dankbarkeit einzufordern. Das wäre tatsächlich zynisch. Aber im Rückblick gelingt es uns vielleicht manchmal, für Umstände „Danke!“ zu sagen, die im Durchleben und Durchleiden fast unerträglich schienen. Manchmal eröffnet sich uns rückblickend ein Sinn, der uns in der Situation verschlossen geblieben ist. Für ein „Danke!“ ist es jedoch nie zu spät.