Was wir von Rapid-Fans für die Taufe lernen können

Kein Rapid-Fan würde seinem neugeborenem Kind violette Kleidung anziehen. Die Lieder der Fan-Gemeinde, das Grün-Weiß des Clubs, die Termine der Spiele: Das alles gehört zum Geist der Rapid-Familie. Bei verlorenen Spielen wird geweint, gewonnene Partien werden gefeiert. Klar erzählt man den Kindern von der Geschichte, vom Auf und Ab in der Saison, den Trainern …

Kein echter Fan würde seinem Kind sagen: Schau dir die Bundesliga an, dann entscheide dich. Nein. Echte Fans haben das Grün-Weiß im Kleiderschrank und die Kinder werden selbstverständlich zu jedem Rapid-Match mitgenommen.

Wieso sagen dann Eltern bei der kirchlichen Hochzeit: Das Kind wollen wir noch nicht taufen – es soll sich später selber entscheiden! Wie geht das? Ist die Botschaft Jesu Christi so öde? So beliebig? Heute dafür, morgen zu beschwerlich?

Entscheiden kann ich mich nur für etwas, was ich kennengelernt habe. Was ich praktisch erlebt habe. Und es fordert etwas ein. Wer nur bei Sonnenschein ins Stadion geht und bei Regen zu Hause bleibt, zeigt keinen Respekt den Spielern gegenüber. Diese haben Fans verdient, die auch in schwierigen Zeiten anfeuern.

Das gilt ebenso für den Weg im christlichen Glauben. Will ich diesen gehen, dann ist es nur logisch, meine Kinder mitzunehmen. Vor kurzem besuchte ich eine Frau zum 100. Geburtstag. Sie sagte: „Am meisten bin ich meinen Eltern dankbar, dass sie mich im christlichen Glauben erzogen haben. So habe ich all das Auf und Ab des letzten Jahrhunderts bestanden.“

Pfarrer Martin Rupprecht, September 2022