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Jesus – Tattoo

Dr. Christoph BenkeWir sind durch die Taufe mit dem Heiligen Geist besiegelt. Wir tragen dadurch gleichsam ein inneres Tattoo, wie viele Menschen etwas auf ihrer Haut zeigen. Das verglich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 3. Sonntag der Osterzeit  (14.04.2024) in Schönbrunn-Vorpark.


In diesem Jahr hat es den Anschein, dass der Frühling ausbleibt. Tage mit sommerlichen Temperaturen sind keine Seltenheit. Die Leute gehen mehr auf die Straße, in die Parks. Sie zeigen sich leichter bekleidet und sie zeigen mehr Haut – und ihre Tattoos. Immer mehr Menschen lassen sich tätowieren: Die Haut als Ausstellungsfläche für einen Namen, ein Zeichen, ein Tier, eine Gottheit – alles, was Menschen wichtig ist.

Eine Tätowierung bleibt. Man kann sie nicht wegwaschen. Will man sie weg haben, muss man eine kostspielige Laserbehandlung eingehen.

Wir stehen in der Osterzeit. 50 Tage lang feiern wir den Übergang vom Tod ins Leben, den uns Jesus vorausgegangen ist. In der Osternacht haben wir unsere Taufe erneuert. Die Taufe heißt in der Heiligen Schrift auch Besiegelung mit dem Heiligen Geist. Besiegelung: Ein Siegel hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Tattoo: Es ist eine Prägung, eine Unterschrift, verleiht einem Dokument Bedeutung. Wir tragen eine Art Jesus-Tattoo in unserem Inneren. Christus, der Auferstandene, ist auf und in unseren Herzen eingraviert. Damit wissen wir, wem wir gehören. Damit haben wir einen Platz, eine Ahnung, wo wir hingehören. Das Christus-Siegel ist unsere Herkunft und unsere Zukunft.

Das sehen wir nicht. Darum tun wir uns schwer, daran zu glauben – so wie die Jünger: „Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen?“, fragt Jesus (V 38). Etwas später heißt es: Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften (V 45). Denn, nochmals, wir sind mit dem Heiligen Geist besiegelt: Der Heilige Geist, der Geist des Auferstandenen, ist ein Netzwerker. Er ist eine verbindende Kraft. Er öffnet. Er befähigt, die Gabe zu verstehen, sie anzunehmen und Gutes daraus zu machen – für uns und für unsere Mitmenschen.

Christoph Benke

Starke Ansage

 

Dr. Christoph BenkeImmer wieder werden in verschiedenen Zusammenhängen starke Ansagen gemacht. Auch Jesus hat gleich bei seinem ersten Auftreten eine starke Ansage gemacht. Das war der Ausgangspunkt der Gedanken von Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 1. Fastensonntag (18.02.2024) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark.


Lohnverhandlungen finden meist im Herbst statt. Sie laufen nach einem Muster ab. Am Beginn steht eine starke Ansage, etwa „Metaller fordern 10 Prozent“. Ebenso ist der Wahlkampf eine Zeit der starken Ansagen. Die starke Ansage braucht Öffentlichkeit. Jemand stellt sich vor die Kameras, vor die Mikrofone und macht ein Versprechen, setzt eine Behauptung. Offen ist zunächst, ob das nur taktisches Manöver, eine vollmundige, aber hohle Behauptung ist oder ob Substanz dahintersteckt.

Starke Ansage – so könnte man auch das erste öffentliche Auftreten Jesu nennen: Jesus ging nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium! Da stellt sich einer hin und sagt: ‚Jetzt ist der entscheidende Moment! Gott steht vor der Tür. Er will euch herausführen aus der Misere. Bitte, glaubt an ihn – und glaubt an mich.‘ Woher hat er das? Die hohle Behauptung eines Irrsinnigen – oder Evangelium, also frohe, letztgültige Botschaft?

Etwas spricht dafür, dass an Jesus und seiner Botschaft etwas dran sein muss: Jesus war zuvor 1. in der Wüste, und 2., dort wurde er versucht. Das war eine Art ‚Nagelprobe‘, eine gründliche Erprobung, 40 Jahre. Jesus ist durch Lebenserfahrung ausgewiesen: Taufe, Versuchung und Erprobung, dann die Ansage.

Wenn wir Jesus nachfolgen, wird es uns nicht anders gehen. Wir sind mit Versuchungen konfrontiert: Situationen, die wir uns nicht ausgesucht haben, die uns das Leben zumutet, die uns an die Grenze bringen. Sie versetzen uns in eine Art „Wüste“.

In der Wüste zählt das Elementare. Das Unwichtige fällt weg. Sich immer wieder Durchringen zum Vertrauen, zum Glauben, dass Gott uns nichts zumutet, was über unsere Kräfte geht – darauf kommt es dann an. Möge es uns dann die Erfahrung gegeben sein, dass uns Engel dienen (Mk 1,13) und wir getragen sind. Das würde uns zur starken Ansage ermächtigen: ‚Gott ist treu‘.

Christoph Benke

Abgesondert

Dr. Christoph BenkeIn der Corona-Pandemie waren viele von uns auf Zeit abgesondert; im Buch Leviticus hören wir, dass Aussätzige abgesondert wurden. Jesus ist damit anders umgegangen. Das zeigte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 6. Sonntag im Jahreskreis (11.02.2024) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark auf. Was heißt das für uns?


Die Corona-Pandemie steckt allen noch in den Knochen. Erhielten auch Sie einmal einen „Absonderungsbescheid“? Mussten auch Sie, von der Gesundheitsbehörde beauftragt, in Quarantäne gehen? Absonderung meinte, sich fernzuhalten, um Mitmenschen nicht zu gefährden – eine vorbeugende Maßnahme, Selbst- und Fremdschutz.

Dahin geht auch die Vorgabe im Buch Leviticus. Dem Aussätzigen wird befohlen: Er soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten (Lev 13,46). Im Alten Bund hatte der Aussatz zur Folge, dass Betroffene nicht am Gottesdienst teilnehmen durften. Sie waren also von jeglicher Gemeinschaft ausgeschlossen. Das tat wohl mindestens so weh, wie die Krankheit.

Der Abgrenzung nahe ist die Ausgrenzung. Wer ausgrenzt, will nicht, dass die anderen zu seiner Gruppe dazugehören, vielleicht, weil sie anders sind als man selbst. Oder man fühlt sich dann in der Gruppe besonders stark – und vergisst, wie schnell sich das Blatt wenden kann: Im Nu stehst Du auf der anderen, dann falschen Seite und wirst selbst ausgegrenzt oder fühlst Dich so.

Das Evangelium bietet einen Kontrast, nämlich Berührung: Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! (Mk 1,41) Jesus entfernt sich nicht, sondern nähert sich an. Nicht im medizinischen, sondern im übertragenen Sinn gemeint: Das Heilmittel gegen Ausgrenzung ist Berührung, also Begegnung. Sie weitet die Wahrnehmung und öffnet das Herz.

Anders gesagt: Andere aus nichtigen Gründen auszugrenzen, macht unrein vor Gott, der Gemeinschaft mit Gott unwürdig. Wer sich dagegen von Jesus und seinem Wort berühren lässt, findet Sicherheit und Stand – und hat es dann weniger notwendig, jemanden wie einen Aussätzigen zu behandeln.

Christoph Benke

Überfordert – und dann?

Dr. Christoph BenkeWenn man engagiert ist, sieht man immer mehr, was noch zu tun wäre. Wie hat Ijob darauf reagiert und wie Jesus? Was können wir daraus lernen? Damit setzte sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 5. Sonntag im Jahreskreis (04.02.2024) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark auseinander.


Nehmen wir den Idealfall: Jemand geht mit Interesse an eine Aufgabe heran. Die Person taucht engagiert in ein Arbeitsgebiet ein, bringt sich ein. Sie hat die seltene Fähigkeit, den Überblick zu bewahren. Ihre Umsicht wächst. Sie sieht immer mehr, was noch zu tun wäre, was unerledigt ist. ‚Da fehlt’s und da fehlt’s noch mehr‘ etc. – mit Auswirkung auf das Lebensgefühl.

Ähnlich geht es vielen, die sich für Mitmenschen, für die Minderung von Leid einsetzen: Sie sehen all das Leid und fühlen sich überfordert. Oft bleiben sie unbedankt und kommen sich vor wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet (Ijob 1,2). Die Klage Ijobs hat andere Ursache, passt aber auch hier: Monde voll Enttäuschung, Nächte voller Mühsal (V 3), so fasst er zusammen. Irgendwann ist man völlig vereinnahmt und dann erschöpft.

Hier wäre der Blick auf Jesus wichtig. Er steht vor einer ähnlichen Situation: Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus (Mk 1,32). Jesus heilt – viele, aber nicht alle. Er zieht sich zurück zum Gebet. Auch dort sucht man ihn. Und Jesus antwortet: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen (V 38). Jesus setzt Zeichen für das Reich Gottes. Er erfüllt nicht alle Erwartungen. Damit erinnert er uns: Gott ist letztverantwortlich, nicht der Mensch. Wer sich für alles und das Ganze verantwortlich weiß, überschätzt sich. Das hat etwas mit Hochmut zu tun.

Unser Tagesgebet bleibt am Boden: Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade. Stimmen wir in dieses Gebet ein. Das wäre realistisch und gläubig zugleich.

Christoph Benke

Privilegiert

Dr. Christoph BenkeJesus hört bei seiner Taufe: ‚Du bist mein geliebter Sohn.‘  Er behält das nicht als Vorrecht, sondern nimmt uns mit in diese Zusage hinein. Dr. Christoph Benke hat in seiner Predigt am Fest der Taufe Jesu der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark diese Zusage für das Leben mitgegeben.


Ein Privileg ist ein Vorrecht. Ist jemand privilegiert, so genießt er ein Sonderrecht, einen Vorteil. Der Lenker eines städtischen Autobusses ist privilegiert: Er hat häufig eine eigene, auf der Fahrbahn gekennzeichnete, Spur. Dort darf nur er fahren, sonst niemand. Privilegien werden oft kritisch gesehen. Im Sinne der Gleichberechtigung aller Menschen erweckt ein Vorrecht den Verdacht, andere zu benachteiligen.

Eben hörten wir, wie Jesus im Jordan getauft wird: Der Himmel reißt auf, der Geist Gottes kommt auf Jesus herab, und die göttliche Stimme: Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Wohlgefallen gefunden. Das steht beinahe am Anfang des Markusevangeliums. Der Evangelist setzt damit gleich einen Markstein: Jesus ist einzigartig. Er trägt den Geist Gottes in sich, er ist der vom Vater geliebte Sohn Gottes. Er ist, wenn man so will, herausgehoben und privilegiert.

Aber – und das ist der Punkt! – Jesus ist kein „Privilegienritter“, der ein Vorrecht für sich behält und nur zu seinem Vorteil ausnutzt. Im Gegenteil: Er lässt andere – uns! – teilhaben, an seiner Herkunft, an seinem Wesen. Seine Sendung ist es, uns zu privilegieren, uns mitzunehmen. Jesus, der Gottmensch, kommt vom Vater, geht wieder zum göttlichen Ursprung und er nimmt uns dorthin mit.

Wir sind durch Glaube und Taufe hineingenommen in die göttliche Dreifaltigkeit. Jesus ist unser Bruder. Wir stehen neben und mit ihm vor dem Vater, umgeben von einer liebevollen Energie, die ebenfalls ein Antlitz trägt, das ist der Heilige Geist. Wir sind Hausgenossen Gottes (Eph 2,19). Hören wir jeden Tag neu dieses Segenswort über unser Leben: Du bist mein geliebter Sohn, Du bist meine geliebte Tochter, an Dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

Christoph Benke

Heruntergekommen

Dr. Christoph Benke‚Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.‘ Mit diesem Kernsatz des Weihnachtsevangeliums hat sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am Weihnachtstag (25.12.2023) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark in einer etwas anderen Art und Weise auseinandergesetzt.


Völlig heruntergekommen ist ein Haus, das längst einer Renovierung bedarf. Die Farbe blättert ab, die Fenster sind undicht, Dachziegel fehlen. Heruntergekommen ist eine Firma, die einen Chef, aber keine Führung hat, die vor der Insolvenz steht, ihre Mitarbeiter schlecht behandelt. Heruntergekommen ist ein Mensch – ja, wann eigentlich? Ungepflegtes Äußeres, zerrissene Hose, strenger Geruch? Oder ist ein Mensch dann heruntergekommen, wenn er oder sie Mitmenschen brutal unterdrückt und ausbeutet – in Sakko und Krawatte?

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt – das ist der Kernsatz des heutigen Weihnachtsevangeliums. Gott ist abgestiegen aus dem Himmel und heruntergekommen. Er kann nicht anders: Es zieht ihn nach unten. Unten, dort ist sein Ort.

Christen glauben an einen im wahren und übertragenen Sinn heruntergekommenen Gott. Er ist hinabgestiegen, indem er Mensch wurde; indem er zum kleinen Kind wurde; heruntergekommen, weil er arm, verlassen, verstoßen, verfolgt und hingerichtet wurde. Das Kind in der Krippe verleitet zu idyllischen Vorstellungen. Doch in oder an der Krippe ist bereits das Zeichen des Kreuzes zu sehen.

Daraus folgt etwas Umwerfendes: Weil der Gottessohn den letzten, untersten Platz einnimmt, kann er auch alles, buchstäblich alles in der Welt umgreifen: Hohes und Niedriges, Großes und Kleines, Gelungenes und Misslungenes, Gutes und Böses, Leben und Tod. Alles! Ganz besonders umfängt er damit auch das Hässliche, Abstoßende, Kaputte – das, was völlig heruntergekommen ist. Alles ist von ihm erreicht.

Das ist die große Hoffnung, die von Weihnachten herkommt: Jedem ist Gott unendlich nahe. Keinem ist er fern. Gott ist mit uns, ohne jeden, auch noch so kleinen Vorbehalt. Er ist ganz und gar zu uns heruntergekommen.

Christoph Benke

Entwaffnung

Dr. Christoph BenkeGewalt, Aufrüstung auf der einen und ein Kind als Fürst des Friedens auf der anderen Seite. Was hat das gerade zu Weihnachten mit mir als Christin, als Christ zu tun? Damit setzte sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt in der Heiligen Nacht (24.12.2023) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark auseinander.


 „Herr, entwaffne sie, entwaffne uns, entwaffne mich!“ – das betete der Prior eines Klosters in Algerien in den 1990er-Jahren. Das Kloster wurde mehrfach von Terroristen aufgesucht und schließlich überfallen. Ein Stoßgebet: „Herr, entwaffne sie, entwaffne uns, entwaffne mich!“

Seit zwei Jahren ist Krieg. Krieg gab es all die Jahre immer, aber nicht so nahe. Unser Land ist nicht unmittelbar involviert, und doch: In den Medien sehen wir Krieg, nach dem 7. Oktober noch mehr davon.

Die Verteidigungsbudgets gehen in die Höhe, auch in Österreich. Wer jetzt für Abrüstung und Entwaffnung wirbt, wird belächelt. Die Devise lautet: Es gibt das Böse, und man muss ihm Widerstand leisten, notfalls mit Gewalt.

Vielleicht kann das fallweise sein: Gewalt gegen die Gewalt, damit die Bosheit am schlimmsten gehindert wird. Das ändert aber nichts am Lauf der Dinge. Der Kreislauf geht weiter, endlos: Gewalt erzeugt Gewalt erzeugt Gewalt erzeugt Gewalt … der Gedanke der Gewalt als Hilfsmittel ist uns in Fleisch und Blut übergegangen, gültig für viele Lebensbereiche.

Doch eigenartig: Zugleich lässt uns der Wunsch nicht los, dass das Getrampel von Militärstiefeln einmal nicht mehr zu hören wäre, dass es einmal keine Fotos von blutigen Uniformen mehr gäbe. Immerhin, es gibt diesen Gedanken. Er ist uralt. Der Prophet Jesaja formuliert ihn: Jeder Stiefel, der dröhnend daher stampft, jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. […] Man rief seinen Namen aus: […] Fürst des Friedens. (Jes 9,4-5)

Der Prophet unterbricht diese zwanghafte Gedankenkette. Er sagt: Es könnte einen Zustand geben, in dem Gewalt nicht mehr das schnelle Mittel ist. Es muss also nicht immer so bleiben. Warum? Die Ursache ist ein Kind. Ein Kind! Welch Kontrast: ein Kind als Anlass für Abrüstung, als Grund für Entwaffnung!

Wir feiern die Geburt dieses Kindes. In diesem Kind erkennen wir Christen den Fürst des Friedens. Wir glauben, dass sich Gott in diesem Kind eine Blöße gegeben hat. Gott zeigt sich gänzlich offen, wehrlos und angreifbar. Diese Linie wird er durchhalten, während seines ganzen Lebens, bis hin zum Kreuz.

Sollten wir im Blick auf dieses Kind nicht alles militärische Gehabe niederlegen? Gewiss: Wir tragen keine Waffen – nach außen hin. Und doch stehen wir in so manchen kriegsähnlichen Auseinandersetzungen: Streit, Zwist, Rivalität, Recht haben wollen um jeden Preis, sich schadlos halten … wir üben nicht die Blutrache, aber nicht selten eine in Gedanken. Soll es anders werden, brauchen wir alle Entwaffnung: „Herr, entwaffne sie, entwaffne uns, entwaffne mich“.

Gut, dass wir Jesaja haben. Gut, dass wir Weihnachten feiern. Gäbe es Jesaja und das Christuskind nicht, wären wir uns selber ausgeliefert. Gut, dass wir das kleine, wehrlose, göttliche Kind feiern, das, wer weiß, vielleicht tatsächlich uns so lieb anlächelt, dass wir alle Waffen strecken.

Christoph Benke

Auch du bist angesprochen

Dr. Christoph BenkeWie Maria vom Engel, so sind auch wir von Gott angesprochen und gemeint. Das führte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 4. Adventsonntag (24.12.2023) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark aus.


Haben Sie schon einmal versucht, jemanden für ein gutes Vorhaben zu gewinnen? Sie werden damit unterschiedliche Reaktionen auslösen. Der eine will nicht gestört werden und zeigt das auch. Die andere hatte immer schon den Wunsch, sich zu beteiligen, hat es sich aber nicht zugetraut. Die dritte Person ist irritiert: „Warum gerade ich?“, und erschrickt.

Angesprochen werden – das ist so wie ins Leben rufen. Wird ein Kind von seinen Eltern nicht angeredet, lernt es nicht sprechen (wie Kaspar Hauser). Wer über längere Zeit ignoriert wird, zieht sich zurück, geht in die Isolation.

Von Maria heißt es im Evangelium: Sie erschrak über die Anrede des Engels (Lk 1,29). Was war das für ein Erschrecken? Woher kam es? Vielleicht hatte es zwei Ursachen. Die eine: Wie soll man nicht erschaudern, wenn da auf einmal ein Engel ist? Ein gänzlich ungewohntes Phänomen, von dem unklar ist, wie es einzuordnen ist? Es ist zwar die Rede von einem Gruß und einer Zusage, aber das alles kommt sehr plötzlich.

Die zweite Ursache: In einer wichtigen Sache persönlich gemeint zu sein, bereitet wohl immer Herzklopfen – erst recht, wenn der Heilige Geist im Spiel ist (wie sich später zeigt). Die Anrede bedeutet: Ich bin von Gott gemeint! Das macht Erschrecken.

Maria ist ein Ur-Bild. Sie steht für den glaubenden Menschen. Wie Maria dürfen wir uns sagen: Ich bin von Gott gemeint! Gott meint mich, er ruft mich beim Namen. Er will mich brauchen. Und weiter: Wie Maria bin ich erwählt, dem Wort Gottes eine Wohnung zu bereiten und den Mitmenschen Jesus zu geben. Wie soll man vor diesem großen Projekt nicht erschrecken und zittern – aber auch zittern vor Freude!

Christoph Benke

Seid wachsam

Dr. Christoph BenkeHat uns der Kreislauf des Jahres, der Jahreszeiten eingeschläfert oder sehen wir das Ziel, die Erfüllung und Vollendung der Geschichte? Das waren die Fragen, die Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 1. Adventsonntag (03.12.2023) der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark stellte.


Der Tag, die Woche, der Monat, das Jahr – eingebettet in Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst. Wir leben und planen in diesen Zeiteinheiten. Die uns geschenkte Zeit nehmen wir unterschiedlich wahr: manchmal sehr dicht und intensiv (ein wichtiges Ereignis betrifft uns, eine Begegnung wirkt nach), dann wieder ohne nennenswerten Tiefgang. Wir sprechen vom Kreislauf eines Jahres, vom Jahreskreis. So sind wir es gewohnt. Hat sich vielleicht dieses Bild in uns so verfestigt, dass wir meinen, es geht immer so weiter – nicht nur mit uns, sondern auch mit der ganzen Welt und ihrer Geschichte? Trotz aller Krisen ‚geht es schon irgendwie weiter‘ …

Schon die Evangelien der vergangenen Sonntage wie auch dieses ersten Adventsonntags rütteln an diesem Bild. Sie rücken es zurecht. Da ist die Rede von einem Einbruch Gottes in die Zeit. Das Kommen des Herrn hat seine Vorzeichen: Naturkatastrophen, Kriege, Abfall vom Glauben (vgl. Jes). Diese Vorzeichen sind heute erfüllt. Sie traten auch in der Vergangenheit immer wieder auf. Christlicher Glaube deutet sie als Hinweis auf das Ende. Das ist nicht Angstmache, im Gegenteil. Diese – zunächst durchaus verstörende Rede – erinnert: Gott hat in der Vergangenheit rettend gewirkt. Er wird dies deshalb auch jetzt und in Zukunft tun können. Die Geschichte läuft nicht auf ein Fiasko zu, ihr Fluchtpunkt hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus. Er ist das Omega, das Ziel und die Erfüllung und Vollendung der Geschichte. Er wird kommen zu richten die Lebenden und die Toten. Es ist nicht egal, wie wir leben. Wir müssen mit Fragen rechnen. Wir werden erwartet. Wann das sein wird, wissen wir nicht. Deshalb ist uns gesagt: Lasst euch nicht einschläfern vom Rhythmus der Zeit-Abläufe, sondern Seid wachsam! (Mk 13,35).

Christoph Benke

Gott hat dir etwas anvertraut. Mach was draus!

Dr. Christoph BenkeWas machen wir aus dem uns von Gott Anvertrauten? Das war die Frage, die Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 33. Sonntag im Jahreskreis der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark stellte.


Jeder Beruf hat seine Begriffe. So spricht auch die Finanzwelt ihre eigene Sprache. Dort gibt es etwa die Anleger: Menschen, die Geld zur Verfügung haben. Sie möchten das Kapital einsetzen und so vermehren. Dabei gibt es ein höheres und ein geringeres Anlegerrisiko. Das Geldinstitut ist verpflichtet, darüber zu informieren. Welcher Anleger-Typ sind Sie? Risikofreudig? Oder eher vorsichtig-abwartend – „konservativ“?

Im Evangelium dieses Sonntags gibt es zwei Typen. Der eine erkennt die Verantwortung. Es wird ihm ein Vermögen anvertraut. Er sieht die Chance und wagt etwas. Zu diesem Typ zählen die beiden Diener, die jeweils etwas dazugewonnen haben.

Der andere Typ ist der dritte Diener. Er vergräbt, dass ihm anvertraute Geld. Was mag ihn dazu bewogen haben? War er allzu vorsichtig? Wollte er das Anlegerrisiko erst gar nicht aushalten? War er einfach faul? Später rechtfertigt er sich, er hätte aus Angst so gehandelt (Mt 25,25). Vielleicht hat er nicht begriffen, was jetzt von ihm gefordert ist und was ihm keiner abnehmen kann: ein Schritt in die Verantwortung, ein Schritt ins Leben.

Dabei hätte es ihm geholfen, das Kapital, die Talente genauer anzuschauen. Denn der Mann, der auf Reisen geht, ist Gott selbst. Das Silbergeld ist das Angebot, das Gott uns macht: Jesus Christus und seine Botschaft. Das ist die Gabe, uns anvertraut. Die Abrechnung samt Belohnung und Bestrafung bezieht sich dann darauf, ob und wie sich jemand Jesus Christus öffnet oder verweigert.

Damit ist auch gesagt: ‚Ja, es gibt ein Anlegerrisiko. Du bist gefordert, bring Dich ins Spiel! Mach mit Deinem Christsein ernst. Und wenn Du Dir eine Ausrede überlegst, dann lass Dir eine bessere einfallen als die aus Angst. Gott setzt auf Dich. Er hat Dir etwas anvertraut, mach was draus!‘

Christoph Benke

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