Vatertag, Tag der Kinderrechte, Gedenktag (12.06.) und Todestag (11.06.) Hildegard Burjan

Dr. Hans PockBeten ist gut und wichtig, ersetzt aber nicht, dass wir uns für diejenigen, die es am meisten brauchen, engagiert einsetzen. Das stellte Univ. Prof. Dr. Johann Pock ins Zentrum seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 10. Sonntag im Jahreskreis. Dabei stellte er eine Verbindung zwischen den Tageslesungen, dem Leben der Pfarrpatronin Hildegard Burjan und dem internationalen Tag zur Beendigung von Kinderarbeit her.


Es ist großartig, wie heute die Bibelstellen und unterschiedliche Festanlässe zusammenpassen.

Wir denken zunächst an die selige Hildegard Burjan, deren 90. Todestag wir heute gedenken. Sie war Christin, Mutter – und politisch engagiert. Und sie hat sich mit all ihrer Kraft eingesetzt, u.a. für Frauenrechte und auch Kinderrechte.

Morgen, am Montag (12.6.), wird Pfarrer Martin gemeinsam mit Sr. Karin Weiler von der Caritas Socialis beim Europaparlament in Straßburg über Hildegard Burjan sprechen – und was es für die Pfarre bedeutet, sie als Patronin zu haben.

Hosea: An Liebe habe ich Gefallen

Und auch im heutigen Lesungstext aus dem Buch Hosea geht es hochpolitisch her. Der Prophet Hosea hat ca. 800 v. Chr., also vor fast 3000 Jahren, Kritik geübt an einer Glaubenspraxis, die sich nur im Tempel abspielt: Glaube braucht auch verantwortliches, solidarisches Verhalten im Umgang miteinander. Hosea sagt: Gott lässt es sich nicht gefallen, wenn sich Frömmigkeit nicht auch im Handeln ausdrückt.

„An Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern; an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.“

Es gab also immer wieder im Verlauf der Jahrhunderte und Jahrtausende die Gefahr des Frömmlertums: Sich zurückzuziehen in den Tempel – und dabei auf die Solidarität mit den Mitmenschen zu vergessen. Sich in einen religiösen Wohlfühlbereich zu begeben, dabei aber auf den Alltag zu vergessen.

Jesus: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken

Jesus hat das in seiner Botschaft aufgegriffen. Im heutigen Evangelium sehen wir ihn inmitten von Menschen, die im Konflikt waren mit den religiösen Behörden, mit dem Tempel, den Pharisäern: Er isst mit Zöllnern und Sündern. Er begibt sich mitten in jene Bereiche, wo es Not gibt, wo Krankheiten da sind.

Und er betont: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Er ist gekommen, um sich den Sündern, den Kranken, den Außenseitern zuzuwenden. Häufig geschah und geschieht dies in der Kirche moralisierend: Die Sünder … sollen sich bekehren; man solle mehr glauben; die haben so vieles falsch gemacht …

Dem stellt Jesus aber ein anderes Verhalten gegenüber: Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Er will Barmherzigkeit, nicht Opfer. Er klagt die Sünder nicht an, was sie alles falsch gemacht haben – sondern er solidarisiert sich; er mischt sich unter sie – und er hilft ihnen, Lasten zu tragen. Er verschafft ihnen Gerechtigkeit. Jesus macht sich selbst zum Anwalt dieser Menschen. Er tritt für sie ein beim Vater.

Solidarität und Anwaltschaft

Und damit sind wir wieder bei Hildegard Burjan – und auch bei der Begründung, warum sie seliggesprochen worden ist: Weil sie genau das getan hat. Sie hat sich zur Anwältin von Menschen gemacht. Sie hat sich mit Menschen in Not solidarisiert.

Es gibt die Aussage von ihr: „Prüfen wir …, ob wir nicht mitschuldig sind an der Not des Volkes.“ – Sie verlangt von der damaligen Politik, vor 100 Jahren, die eigene Schuld anzuschauen; sie verlangt Solidarität mit dem Volk.

Morgen, der 12. Juni, ist der „internationale Tag zur Beendigung von Kinderarbeit“ – darauf weist Herbert Wasserbauer hin, der sich über die Dreikönigsaktion seit langem stark engagiert. Von Hildegard Burjan gibt es dazu eine starke Aussage überliefert:

 „Wir dürfen nicht zulassen, dass in unserm Jahrhundert der Humanitätsduselei Tausende von kleinsten Kindern in ihren Räumen viel trauriger als das Vieh in Schmutz und Elend verkommen, mit hungerndem Magen … mit Schlägen zur Arbeit angetrieben. … Und wenn der junge Körper gar nicht mehr weiter kann, … dann bekommen die ahnungslosen Kleinen ein Gift – Alkohol oder Kaffee – das scheinbar die Kräfte hebt, in Wahrheit aber die Zerstörung unerbittlich bewirkt. … Wer dieses Bild einmal tief in sein Herzu aufgenommen hat, den Jammer miterlebt hat, der kann nicht mehr Ruhe finden, bis er zur Abhilfe etwas beigetragen hat.“

Vatertag, Tag der Kinderrechte, Hildegard Burjan – und all das mit einer ähnlichen Botschaft: Beten für die Kleinsten, für die Hilfebedürftigen, ist zwar schön – aber es darf nicht ersetzen, dass wir uns aktiv einsetzen, gerade für die Menschen, die sonst niemanden haben.

Das Wort Jesu an Matthäus am Zoll, „Folge mir nach“, gilt hier wohl einem jeden Christen / einer jeden Christin: Werdet solidarisch mit den Menschen um euch; denn nur so erfüllt ihr den Willen Gottes.

Johann Pock