Wie ich mein erstes Geld verdiente … und was das mit Weihnachten zu tun hat

Nun bin ich fast im Rentenalter und kann daher schon vertrauliche Geschichten erzählen, die sonst verloren wären.

Meist mit dem Nachbarbuben habe ich in meiner Heimat Eslarn ministriert. Als wir dann so in die Pubertät kamen, verliebte sich mein Ministrantenkollege in die Organistin. Sie war in unserem Alter, 15. Die Frage war: Wie kann er sie „zufällig“ treffen, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen?

Wir umrundeten also nach der Messe die Kirche. Ich wollte aber irgendwann nicht mehr, gleichzeitig witterte ich meine Chance: Für jede Runde um die Kirche verlangte ich 50 Pfennig. Jeden Samstagabend wurden es fünf Runden. Und für diese 2 Mark fünfzig konnte ich mir schon eine halbe Pizza kaufen.

Wer verliebt ist, nimmt gerne Mühsal auf sich. Geld spielt keine Rolle mehr. Zumindest am Anfang. Wer verliebt ist, hört zu, nimmt die Gewohnheiten des Anderen an, bleibt beim Orgelspiel der Freundin sitzen, auch wenn es langweilt. Bald aber stellt sich die Frage: Wird aus dem Verliebt sein eine Liebe? Oder war es nur die äußere körperliche Attraktion?

Weihnachten ist der Charme, die Anziehungskraft des christlichen Glaubens. Sich in Weihnachten zu verlieben ist nicht schwer. Es ist attraktiv, verführerisch, blendend, kostbar.

Wird aus diesem Schwärmen aber ein Lieben? Ein Treu bleiben? Ein Hören auf das Innere? Kann ich durchhalten bis Ostern? Mit der Fastenzeit davor?

Das Kind möchte uns dazu ermutigen. Es lächelt uns an; man kann gar nicht anders, als darin verliebt zu sein. Das Kind will uns weiter nahekommen. Es geht: jeden Sonntag. Wer die Hand aufhält, wird es empfangen. „Das bin ich. Für dich“. Und das Stück Brot in der Hand lächelt uns liebend an, genauso wie aus der Krippe.

Gesegnete Weihnachten wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Martin Rupprecht