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Jesu Menschenkenntnis – Predigt

Dr. Christoph BenkeMit der Frage, woher Jesus seine Menschenkenntnis hat und wie sich diese entwickelt hat, beschäftigte sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 4. Sonntag der Osterzeit (11.05.2025).


Manchmal sagen wir von jemandem: ‚Er hat eine gute Menschenkenntnis.‘ Das ist jemand, der ohne Vorurteil einen anderen Menschen gut einschätzen kann, obwohl man einander vielleicht noch nicht lange kennt. Menschenkenntnis kommt aus einer gewissen Lebenserfahrung. Auch Empathie und Intuition wird dabei sein.

Woher hat Jesus, der Auferstandene, seine Menschenkenntnis? Es heißt ja: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. (V 27)

Jesus lebte von Beginn an unter Menschen. Währenddessen hat er mit Menschen Erfahrungen gemacht. Schon damals hieß es: Er wusste, was im Menschen ist (Joh 2,25). Gleich zu Beginn erfuhr er Ablehnung. Später da und dort Zuspruch. Dieser Zuspruch vonseiten vieler führte Jesus in den Konflikt mit den Verantwortlichen. Der Konflikt endete tödlich. Und dies, also sein Leiden und sein Sterben, ist wichtig für seine Menschenkenntnis. Jetzt, aus der Sicht von Ostern, also nach seinem Hinübergang zum Vater, hat sich seine Menschenkenntnis noch einmal vertieft. Denn der, der sagt Meine Schafe hören auf meine Stimme, ist selbst gezeichnet – ein verwundetes Lamm. Der Auferstandene trägt die Wundmale. Das Leid machte Jesus nicht bitter – im Gegenteil, noch empathischer mit allen, die so wie er verwundet wurden und verwundet sind, wodurch auch immer. Wohl deshalb heißt es in der Lesung: Das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird die Bedrängten weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. (Offb 7,17)

Gute Worte

Dr. Nikolaus KrasaAusgehend vom Licht, das uns (er)leuchtet, werden uns in dieser Feier der Auferstehung viele gute Worte zugesagt, die uns leben lassen. Das führte Delegat Dr. Nikolaus Krasa in seiner Predigt bei der Auferstehungsfeier (20.04.2025) in Schönbrunn-Vorpark aus.


Was lässt mich leben? (Beginn als kurze Dialogpredigt mit den Kindern: Steine, leuchten, ohne Licht, nur dunkel und hässlich)

Was bringt unsere Augen, unser Leben zum Leuchten? Was macht mich von innen her froh? Vor allem dann, wenn unsere Augen nicht leuchten, weil das Leben mühsam ist, weil es zu viele schlechte Nachrichten gleichzeitig gibt, weil die große Weltgeschichte im Moment alles andere als lustig ist. Ein Geschenk, die Aussicht auf Urlaub, ein neuer Job, eine Gehaltserhöhung? Vielleicht ein bisschen, ich glaube aber mehr als alles andere ist das ein gutes Wort, jemand, der uns sagt: ‚Das hast du gut gemacht, ich schätze dich, du kannst etwas, ich habe dich lieb.‘ Was uns von innen her leuchten lässt, sind, so glaube ich, vor allem solche Worte. 

Warum ich damit in der Osternacht anfange? Weil, so scheint mir, genau das in der letzten Stunde passiert ist. Wir sind viel zu früh aufgestanden, sind vielleicht noch müde und dann noch eine ordentliche Zeit im Dunkel gesessen. Und all das letztlich, um in uns solche Erfahrungen nochmals anklingen zu lassen. Das ist eben bei uns Menschen so, oft geht uns das innere Feuer verloren, leuchten unsere Augen nicht, sind wir müde angesichts der Last des Lebens. Na wunderbar, könnte man sagen, und das tun wir uns dann noch extra an? Christsein hat also offenbar doch auch etwas mit Masochismus zu tun. Wenn es bei der Erfahrung des Dunkels bliebe, ja, aber das tut es eben nicht. Christsein ist realistisch, ja, deshalb die Erfahrung des Dunkels. Aber: In diesem Dunkel bleiben wir nicht allein, in dieses Dunkel hinein haben wir in der vergangenen Stunde gute Worte gehört, Worte, die letztlich keine andere Funktion haben, als unser Inneres hell zu machen. Als unsere Augen, vielleicht sogar unser ganzes Leben leuchten zu lassen. Es wäre eine spannende Frage, was da bei ihnen noch nachklingt. Ich erzähle ihnen kurz meine Worte (wobei, ich gesteh’s, ich den Vorteil habe, mir das vorher schon gut angeschaut zu haben)… meine „Lichtworte“, die mich in dieser Nacht anleuchten, sodass ich von innen her leuchten kann…

Die erste Lesung, das finde ich, ist ganz einfach, fast schon repetitiv: Gott sah, dass es gut war… egal was ist, es ist gut, sogar sehr gut, Gott schaut auf mich, auf mein Dunkel, und er sagt zu mir: ‚Sehr gut, du bist mein Ebenbild, mein Bild und Gleichnis, wie wir es gehört haben, es ist gut, dass du bist.‘

Die zweite Lesung, eigentlich auch nicht so kompliziert. Wieder das Bild der Nacht, aber auch scheinbar unüberwindbare Hindernisse, Schwierigkeiten, Gegner (ob innere oder äußere, ganz egal). ‚Der Herr rettet mich.‘, könnte ein Wort aus diesem Text sein, er handelt, wie es wenig später im Text heißt, mit mächtigem Arm. Er sagt also nicht nur: ‚Gut, dass du da bist.‘, und kümmert sich nicht weiter um mich, er bahnt mir einen Weg durch die Nacht, durch die Schwierigkeiten. 

Die dritte Lesung, ganz leicht, die war voll mit Worten, die uns leben lassen (können). ‚Der Herr, der dich schon gerufen hat, vergisst dich nicht, im Gegenteil: „mit ewiger, Huld habe ich mich deiner erbarmt“.‘ – eigentlich ist das mein Lieblingssatz, vielleicht in eine etwas modernere Sprache gebracht: ‚Ich habe nie aufgehört, dich liebzuhaben (auch wenn du das vielleicht nicht immer gespürt hast).‘ 

Und die vierte Lesung? „Er hat den Weg der Erkenntnis erkundet, sie Jakob seinem Diener verliehen, Israel, seinem Liebling“, ich Jakob, sein Diener, bin Liebling Gottes (ein schon vertrautes Thema“, und das ist kein Zufall, da gibt es einen Weg der Erkenntnis, vielleicht besser, der Beziehung, der liebenden Beziehung zu ihm…

Jetzt könnte man einwenden, schöne Worte, aber wo bleiben die Taten, das eine ist, vom Licht zu reden, das andere ist, das Licht anzudrehen. Und genau davon, das ist das letzte Wort, das ich ansprechen möchte, das uns in dieser Nacht aufleben lassen könnte, das unsere Augen leuchten lassen könnte, die Epistel. Christus ist auferstanden. In ihm wird der Weg der großen Worte konkret: Gott sagt zu ihm; es ist sehr gut, dass du bist, Gott führt ihn durch das Meer des Todes, weil Gott nicht aufhört, ihn zu lieben, weil er zu ihm als dem Sohn eine ganz enge, liebevolle Beziehung hat, die stärker ist als der Tod. Aber die Epistel sagt noch mehr: nicht nur in Jesus wird der Weg der Worte, die uns leben lassen, konkret, wenn wir durch die Taufe mit ihm verbunden sind, auch in uns, wir leben mit ihm.

Unterschiedliche Kreuzesdarstellungen

Dr. Nikolaus KrasaÜber die unterschiedlichen Arten, das Kreuz darzustellen, sprach Delegat Dr. Nikolaus Krasa in seiner Predigt am Karfreitag (18.04.2025) in Schönbrunn-Vorpark. Was bedeutet das für Jesus und was bedeutet es für uns.


Bleiben wir bei den bunten Steinen, bei dem, was uns leben lässt. Karfreitag und Petras bunte Steine. Karfreitag und die Steine, die wir am Palmsonntag auf das Tuch gelegt haben. Der Zusammenhang ist einfach und ikonographisch. Sie wissen vermutlich, dass die ältesten Kreuzesdarstellungen (abgesehen von einer Karikatur, die jemand in die Wand einer Katakombe geritzt hat, vermutlich um sich über Christen lustig zu machen), keinen Korpus, keinen Christus zeigen, sondern aus Gold oder Silber gefertigt und oft mit Edelsteinen bedeckt sind. Als später auch Darstellungen des Gekreuzigten dazu kamen, waren das Bilder von jemandem, der ruhig am Kreuz steht, manchmal in der Romanik auch mit einer Krone auf dem Haupt. Erst später, in der Gotik, entwickelt sich jene Darstellung Christi am Kreuz, die uns vertraut ist, der vor Schmerzen gekrümmte Leidensmann. Ganz stark geprägt durch Franz von Assisi hat sie die – würden wir heute sagen – Spiritualität geändert. Jetzt geht es darum, sich möglichst lebensnah in die Situation hineinzuspüren. Egal ob Krippe oder Kreuz, ich will mit meinen Gefühlen und Emotionen der jeweiligen Situation möglichst nahekommen…

Die bunten Steine auf den alten Kreuzen, die romanischen Darstellungen, auch die Darstellungen auf den Ikonen, letztlich auch unser Kreuz, das wir im Anschluss enthüllen werden, eröffnen eine andere Perspektive auf das Geschehen am Kreuz. Es ist die Perspektive, die unter den Evangelisten vor allem Johannes zeichnet. Und es ist kein Zufall, dass wir jedes Jahr am Karfreitag das Johannesevangelium hören (während am Palmsonntag die Passionsdarstellung wechselt, nach dem jeweiligen „Jahresregenten“ unter den Evangelisten). Diese Perspektive zeichnet sich im Johannesevangelium bereits in der langen Rede, die Jesus im Abendmahlssaal hält, nach der Fußwaschung und vor dem Gang auf den Ölberg, ab. Gleich nach dem gestrigen Evangelium heißt es da etwa: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Also das, was da passiert, ist für Johannes der herrlichste Moment im Leben Jesu. Der „Höhepunkt“ seines Wirkens; immer wieder spricht Johannes auch von der Erhöhung. Deshalb spricht auch nur im Johannesevangelium Jesus als letztes Wort das Wort „Es ist vollbracht“ – vor dem eben skizzierten Hintergrund also mehr als: ‚Endlich aus‘, eher: ‚Jetzt ist das bewusst angestrebte Ziel erreicht.‘ 

Warum Höhepunkt: weil hier unüberbietbar deutlich wird, dass die Beziehung zwischen Jesus und Gott durch nichts, nicht einmal durch den Tod zerstört werden kann. Die vertrauensvolle Einheit zwischen Jesus und Gott (auch ein großes Thema bei Johannes: Er ist im Vater, der Vater in ihm) hält auch im Tod stand. Und das heißt für uns, weil Jesus Mensch geworden ist, weil wir, wenn wir an ihn glauben in ihm sind (auch wieder Johannesevangelium), dass das auch für uns gilt. Die vertrauensvolle Einheit zwischen Mensch und Gott endet nicht durch den Tod, sondern wird im Tod bestärkt. In den kleinen Toden, denen wir in unserem Leben immer wieder begegnen, und im Tod am Ende unseres Lebens. 

 

Leuchtende oder matt gewordene Steine

Dr. Nikolaus KrasaDelegat Dr. Nikolaus Krasa führte in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am Gründonnerstag (17.04.2025) seine Überlegungen zu den Steinen weiter und setzte sie in Bezug zu den Geschehnissen beim Abendmahl.


Mir geht das Bild der bunten Steine, das uns thematisch durch den Palmsonntag begleitet hat, immer noch nach. Nicht deshalb, weil ich beim Spiel mit den Steinen (Petra hat davon erzählt) am Aschermittwoch kläglich versagt habe. Das ist schon gut, wenn man seine eigenen guten Taten so tut, dass sie nur der Vater im Himmel sieht. Das Bild geht mir nach auf dem Hintergrund des großen dramatischen Bogens, mit dem uns der Palmsonntag in die Karwoche hineingeführt hat, den wir bewusst mitgegangen sind. Sie erinnern sich: Die, die Jesus zujubeln, die vor ihm Kleider ausgebreitet haben (damals noch kein Wegwerfprodukt), sind die, die wenig später „Ans Kreuz mit ihm“ und „Nicht diesen, sondern Barabbas“ gerufen haben. Aus bunten Steinen werden harte Steine. Das ist, was uns Menschen auszeichnet: Wir können beides, mit Steinen werfen und schöne Steine gestalten. Dieselbe Zunge, mit der wir sagen: ‚Ich liebe dich.‘ kann genauso leicht sagen: ‚Ich hasse dich.‘, dieselbe Hand, die wir jemand zur Hilfe entgegenstrecken, kann jemanden verletzten.

Das als Botschaft am Ende der Fastenzeit (besser der vorösterlichen Bußzeit), in der wir uns doch bemüht haben, bessere Menschen zu werden, verschiedene Fastenvorsätze gefasst haben, uns echt angestrengt haben. Wäre da nicht eher ein Evangelium angebracht, an dem uns Jesus sozusagen auf die Schulter klopft und sagt: ‚Gut habt ihr das in den letzten 40 Tagen gemacht, jetzt dürft ihr Auferstehung feiern‘?

Mir ist bei unserer dramatisierten Passionsdarstellung etwas noch deutlicher geworden als sonst. Am Beginn waren Jünger bei mir, haben mich in die Kirche hineinbegleitet, dann waren nur mehr Judas und die römischen Soldaten da, von den Jüngern keine Spur. Und das am Ende eines dreijährigen Weges mit Jesus, an dem sie sich bemüht haben, als Schüler (das heißt das griechische Wort mathetes, das üblicherweise mit Jünger übersetzt wird, eigentlich), also als Schüler etwas von Jesus zu lernen. Dort, wo der Weg Jesu ans Ziel kommt, sind sie nicht mehr mit dabei, schaffen sie es nicht mehr mitzugehen. Im heutigen Evangelium, das noch im Abendmahlssaal, also vor der Ölbergszene spielt, wird das bereits zum Thema: Unmittelbar danach wird Judas den Abendmahlssaal verlassen, um Jesus zu verkaufen, danach Petrus von Jesus darauf hingewiesen werden, dass er ihn verleumden wird. Letztlich wird also keiner der Jünger, denen Jesus die Füße wäscht, es bis ans Kreuz schaffen, außer (das aber nur bei Johannes) der Jünger, den Jesus liebte. Die bunten Steine, die die Jünger vielleicht auf ihrem Weg mit Jesus angesammelt haben, werden im schlimmsten Fall zu Steinen, die sie nach ihm werfen, im besseren vergilben sie einfach, werden stumpf, leuchten nicht mehr…

Wie geht Jesus damit um? Keine Kritik, auch an Judas und Petrus nicht, nur eine Feststellung der Tatsachen. Keine Zurechtweisung der Jünger. Sondern jener bekannte Gestus, den wir bald hier wiederholen werden, weil es offenbar am Gründonnerstag so wichtig ist, ihn leibhaft vor Augen zu haben. Er erhebt sich nicht über die Jünger und schimpft sie zusammen, er bückt sich und macht sich kleiner als sie, er wäscht ihnen nicht den Kopf, er wäscht ihnen die Füße. Er tut ihnen etwas Gutes. Um bei unserem Bild zu blieben: Er sagt nicht: ‚Putzt eure Steine, oder legt die Steine, die ihr werfen wollt, weg.‘ Er selbst putzt die Steine, dass sie wieder leuchten, umfasst liebevoll die Hand, die im übertragenen Sinn bereit ist, den Stein zu werfen. 

Was das heißt, bedeutet und wie das wirkt, wird erst nach Ostern, eigentlich in jeder Ostergeschichte, deutlich. Ich greife nur eine heraus. Ganz am Ende des Johannesevangeliums, die Erscheinung des Auferstanden am Nachmittag des Ostertages, scheint nicht gereicht zu haben. Die Jünger sind zu ihren Ursprungsberufen zurückgekehrt, sie tun das, wobei wir sie am Beginn des Evangeliums kennengelernt haben. Sie fischen. Und sind erfolglos. Und nach einer mühevollen Nacht, als sie ans Land zurückrudern, sehen sie ein Feuer, Jesus daneben, der ihnen ein Frühstück zubereitet hat. Brot und Fische. Und plötzlich ist da in Petrus die Begeisterung des Anfangs wieder da, er springt aus dem Boot und auf Jesus zu. Und da am Seeufer, am selben See, in dessen Umland Petrus Jesus kennengelernt hat, fragt Jesus den Petrus: ‚Liebst du mich?‘ Also wieder keine Moralpredigt, kein Hinweis auf den trüb gewordenen Stein, sondern das Zutrauen, dass da noch etwas ist von der ersten Liebe. Trotz alldem – Jesus fragt nicht naiv, bewusst dreimal ist die Frage gestellt, entsprechend der Zahl der Verleumdungen. Und jetzt kann Petrus sagen: ‚Du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.‘ Und der Stein strahlt und leuchtet wieder. 

Was lässt mich leben, steht auf unserem Fastentuch, das wir noch bis morgen sehen werden. Was lässt mich leben, genau dieses Verhalten Jesu, vielleicht müsste man sogar eher sagen, wer lässt mich leben?

 

Ich glaube – was heißt das?

Dr. Christoph BenkeMit dem, was es heißt, zu sagen ‚Ich glaube‘, hat sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 5. Fastensonntag (06. April 2025) in Schönbrunn-Vorpark auseinandergesetzt.


Wir werden nachher das sog. „Große Glaubensbekenntnis“ beten. Darum lade ich Sie heute ein, über das Wort Glaube und über das Glauben nachzudenken. Die Frage, wer Jesus ist, beschäftigte die Christen der ersten Jahrhunderte. Man verständigte sich vor 1700 Jahren auf diesen Text. Aber es geht im Folgenden weniger um das, was alles in diesem langen und dichten Text steht (wir nennen das Glaubensinhalt), sondern um das Glauben an sich. Was bedeutet es, wenn jemand sagt Ich glaube?

Zum Menschsein gehört die Fähigkeit, jemandem zu vertrauen. Öffentliches Leben funktioniert nicht ohne Vertrauen: Ich gebe mich in die Hand des Busfahrers, einer Pflegekraft, des Kfz-Mechanikers und vertraue, dass die ihre Sache gut machen. Darüber hinaus gibt es in unserem Leben gelegentlich Wendepunkte: Momente, in denen ich gefragt bin, über mich hinauszuwachsen, mein Ego zu überschreiten, etwa in der Liebe oder im Vertrauen auf Werte, in Entscheidungen. Wo ich das wage und vertraue – also glaube –, wachse ich zu einer reifen Persönlichkeit.

Da geht es also noch nicht um Religion oder Kirche. Aber hier bin ich sehr grundsätzlich gefragt: Vertrauen zu wagen (z.B. auf einen Menschen) und sich auf ein großes Ziel hinzubewegen.

Ein nächster Schritt wäre, zu sagen „Ich glaube an Gott“. Das meint: ‚Ich habe eine religiöse Weltanschauung, in der Gott eine Rolle spielt; ich bekenne mich zu einer bestimmten Glaubensüberzeugung, zu einer Welt- und Lebensdeutung.‘

Vorhin sagten wir, dass Glauben viel mit Vertrauen zu tun hat. Wer vertraut, bringt sich ins Spiel. Das kann mehr oder weniger der Fall sein. Doch sagt jemand „Ich glaube an dich, Gott“, kommt eine innere Bewegung dazu: Hier geht es um Vertrauen von Person zu Person, als personaler Akt. Es macht einen großen Unterschied, ob ich das an dich, Gott wirklich meine, also mit diesen Worten wirklich innerlich mitgehe. Der Unterschied ist das Du, also Gott als „Person“. Die jüdisch-christliche Glaubenstradition hält daran fest: Die große göttliche Macht, die „die Welt im Innersten zusammenhält“, ist keine unpersönliche Kraft, keine bloße alles umfassende Energie – ist ein „personaler“ Gott: ein Gott, der von sich ich, zu uns ihr und zu mir du sagen kann.

Wo es um Liebe und Vertrauen geht, ist immer noch Steigerung oder Vertiefung möglich. Deshalb zielt die Dynamik des Glaubens auf „Ich glaube dir, Gott“. Unser Herz und unser Verstand fragen dann: ‚Was glaube ich dir, Gott?‘ – „Du bist mein geliebter Sohn / Du bist meine geliebte Tochter“ (Mk 1,11). Wir sind gerufen, es ihm zu glauben.

Lebendiger Glaubensvollzug würde also bedeuten: sich vergegenwärtigen, dass Gott Wirklichkeit ist; zu sagen und es zu meinen: ‚Gott, Du bist da, Du kennst mich, bist ständig anwesend‘. Sich dies immer wieder bewusstmachen und damit wie mit einer guten Gewohnheit leben – das ist glauben.

 

Abraham

Dr. Nikolaus KrasaIm Rahmen eines Familiengottesdienstes am 2. Fastensonntag (16.03.2025) wandte sich Delegat Dr. Nikolaus Krasa in seiner Predigt vorrangig an die Kinder. Er ging dabei auf die 1. Lesung aus dem Buch Genesis (15,5 -12.17-18) ein, in der von der Zusage Gottes an Abraham berichtet wird.


Wer ist Abra(ha)m? Alter Mann, keine Kinder, kein Zuhause.  Erinnerung an den Beginn des Credo vom vergangenen Sonntag: Ein heimatloser, eigentlich dem Untergang geweihter Aramäer war mein Vater.

Was verspricht Gott dem Abraham? Nachkommen und Kinder (übrigens nicht zum ersten Mal).

Und dann passiert ein seltsames Ritual: Er teilt Tiere und legt die beiden Hälften auf den Boden.

Worum geht es dabei? Es ist ein altes Bundesritual. Zwei, die einen Bund miteinander schließen, töten Tiere, gehen zwischen den Tierhälften durch, und das Zeichen bedeutet: Wenn ich mich nicht an den Bund halte, soll es mir gehen wie den Tieren, dann bin ich tot. Oder positiv formuliert: Ich stehe mit meinem Leben für den Bund ein. Es ist mir – wie wir ja auch sagen – todernst damit.

Wie geht unsere Geschichte weiter? Geht Abraham zwischen den geteilten Tierhälften durch? Nein, aber ein rauchender Ofen und ein Feuer, das ist wohl ein Bild für Gott. Also: Gott comitted sich, steht mit seinem Leben für das ein, was er dem Abraham verspricht. Eine Zukunft, ein Leben mit Sinn, ein Leben in Fülle.

Darum geht es in der Fastenzeit. Gott steht mit seinem Leben dafür ein, dass dein Leben Zukunft, Sinn hat. In Jesus geht er dafür ans Kreuz und in den Tod. Dem nachzuspüren in unserem Leben wäre der Sinn dieser Fastenzeit… dem Gott, der sagt: ‚Gib dem Baum noch eine Chance.‘, dem Gott, der dem verlorenen Sohn entgegenläuft und ihn umarmt, dem Gott, der zur Ehebrecherin sagt: ‚Auch ich verurteile Dich nicht…‘

Ein kurzer Nachsatz. Ein tiefer Schlaf fällt auf Abraham, sagt die Lesung; das ist dasselbe Wort, das am Beginn der Genesis für die Erschaffung Evas aus der Rippe des Adam verwendet wird. Die Erfahrung, dass Gott für dich in den Tod geht, verwandelt das Leben Abrahams, verwandelt dein Leben in der Taufe und danach.

 

Auch Jesus wurde versucht

Dr. Hans PockWelchen Versuchungen wurde Jesus ausgesetzt und wie ist er damit umgegangen? Was bedeutet das für uns? Mit diesen Fragen setzte sich Univ. Prof. Dr. Johann Pock in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 1. Fastensonntag (09.03.2025) auseinander.


40 Tage der Fastenzeit liegen vor uns – sie orientieren sich an den 40 Tagen, die Jesus vor seinem öffentlichen Wirken in der Wüste zugebracht hat. Dorthin hat ihn der Geist Gottes geführt. Es waren für Jesus 40 Tage der Besinnung darüber, wie er seinen Auftrag ausführen wird; wie er den Menschen die Botschaft von Gott künden wird. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn am Ende dieser 40 Tage Einsamkeit von Versuchungen Jesu die Rede ist.

Versuchungen gehören zum Leben eines Menschen: Es ist der Blick auf das, was wir nicht haben; was wir gerne hätten; es ist der Anreiz des Neuen, des Ersehnten. Wie sehen aber die Versuchungen Jesu aus? Und was können Sie heute bedeuten?

Darin geht es zuerst darum, dass Jesus falsche Vorstellungen seines Messias-Wirkens auf der Erde abwehrt. Er will nicht mit Zauberei und Magie wirken, sondern durch sein Leben und seine Worte die Herzen der Menschen erreichen.

  1. Versuchung: Irdisches den höheren Zielen vorziehen

Der Versucher trifft Jesus genau an dem Punkt: Soll er nicht seine Macht einsetzen, um seinen Hunger zu stillen; um satt zu werden? Aber Jesus sagt als Antwort auf den Versucher: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund.“ (Mt 4,4)

Es ist eigentlich auch der Vorwurf, den Jesus immer wieder hören muss, auch heute noch: Warum heilt er nicht alle Kranken? Warum gibt er nicht allen etwas zu essen?

Die Antwort Jesu ist: Er ist nicht gesandt, um die Menschen von ihren irdischen Bedürfnissen zu heilen – sondern grundsätzlich vom ewigen Tod zu befreien. Hätte er damals nur einigen Menschen Nahrung verschafft – es würde heute keiner mehr von ihm reden. Der Hunger der Menschen ist aber ein viel tieferer: Es ist der Hunger nach Sinn im Leben! Es ist der Hunger nach Beziehung und Angenommensein.

 – und nicht von ungefähr spricht Jesus von sich selbst als dem wahren Brot, das letztlich den eigentlichen Hunger der Menschen stillen kann: den Hunger nach Sinn, nach Leben, nach Liebe.

 

  1. Versuchung: Frage der Macht

Der Teufel, der Versucher, zeigt Jesus alle „Macht und Herrlichkeit“ der Welt – es sind genau die Worte, die wir als Schlussformel des Vater-unser in den Mund nehmen.

Und ist die Versuchung nicht groß, auch heute noch? – Könnten wir Christen, wenn wir die Macht hätten, wenn wir an den Schaltstellen der Macht, der Politik sitzen würden – könnten wir nicht die Gesellschaft, die Welt besser verändern als nur durch die „Macht von unten“?

Aber Jesus verwirft dieses Konzept. Denn es ist ein Konzept, das in dem Schema von oben und unten denkt; von Mächtigen und Unterdrückten. Die Macht Jesu, mit der er der „Herr der Welt“ ist, ist die Ohnmacht am Kreuz.

Nicht umsonst schickt er seine Jünger ohne Beutel und Stab aus – seine Autorität ist die Macht des Ohn­mächtigen. Nicht von oben herab möchte er zu den Menschen sprechen, sondern als einer von ihnen, als einer, der mit den Menschen mitleidet, mit hofft, mit Angst hat, mit lachen und weinen kann. Jesus wehrt die Versuchung ab, durch Macht Gottes Botschaft den Menschen zu künden.

Er möchte den Menschen den Glauben an Gott nicht überstülpen, sondern sie durch sein Leben und seine Worte überzeugen. Dies ist sicher ein langsamerer, ein mühsamerer Weg – aber es ist der Weg, der uns Menschen ernst nimmt; der uns unsere Entscheidung nicht abnimmt; der uns die Möglichkeit gibt, uns frei für Gott zu entscheiden.

 

  1. Versuchung: Ruhm

Die 3. Versuchung stellt Jesus auf den Tempel; er soll mit einer Demonstration seiner Macht die Menschen an sich ziehen, indem er Gottes Hilfe ausnützt. Aber auch hier unterliegt Jesus der Versuchung nicht: Jesus wählt nicht die Variante des schnellen Erfolges; des „Superman“, der mit einem Handstreich die Massen an sich zieht.

Jesus wählt vielmehr die „Fußgängervariante“: Er wandert von Dorf zu Dorf und versucht die Leute durch sein einfaches Leben und sein Wort für Gott zu gewinnen. Er kann warten, bis sich Gottes Größe in seiner Schwachheit offenbart. Dadurch aber hält er auch die menschlichen Grenzen ein: Denn auch uns wäre es oft lieber, in Superman-Manier manche Dinge zu erledigen, als in mühsamer Kleinarbeit und in kleinen Schritten etwas zu erreichen. Und doch ist gerade das langsam und mit Bedacht Gewachsene dasjenige, das wirklich Bestand hat. Jesus nimmt so den Alltag von uns Menschen ernst – und gleichzeitig stellt er auch Gott nicht auf die Probe.

Was aber hält Jesus in diesen Versuchungen? Es ist sein Glaube, der Glaube an Gott, der sein Vater ist. Es ist der Glaube, wie ihn in der 1. Lesung das Volk Israel formuliert: Der Glaube an den Gott, der das Volk durch alle Nöte geführt hat; der es aus der Bedrängnis, aus der Gefangenschaft Ägyp­tens befreit hat. Es ist nicht ein Gott, der sein Volk vor jeder Not bewahrte – aber er hat dem Volk in der Not geholfen.

Er erweist sich hier auch pädagogisch als sehr guter Vater: Er schirmt seine Kinder nicht vor jeder Gefahr ab; die Menschen müssen eben auch wie Kinder manchmal die Erfahrung machen, dass sie sich irgendwo verbrennen, um Gott dann wirklich zu glauben; aber er hält seinen schützenden Arm immer um uns, um sein Volk, dass es nicht verloren geht.

Wir beten im Vaterunser immer wieder: „Führe uns nicht in Versuchung.“ – Wir könnten auch beten: „Lass uns in der Versuchung nicht fallen“; d.h. stärke uns; stehe uns bei, wenn wir versucht werden. Jesus überwindet die widergöttlichen, die teuflischen Mächte, die Versuchungen – im Glauben an Gott.

Fastenzeit ist eine Zeit der Besinnung darauf, was uns wirklich im Leben trägt. Das, was unser Leben tragen kann und soll, sind die kleinen Schritte des Alltags. Bischof Weber (Steiermark) sprach immer wieder vom „Kleingeld“, das wir dazu brauchen. Die kleinen Münzen des alltäglichen Glaubens und Lebens, sie lassen unseren Weg auf Gott hin gehen.

Gott greift nicht mit großen Wundern ein – aber in den kleinen Geschehnissen des Alltags. Und genau da können wir Gott begegnen. Die Fastenzeit kann uns dazu eine gute Hilfestellung bieten.

Worum geht es in der Vorbereitungszeit auf Ostern?

Dr. Nikolaus KrasaAm Beginn der österlichen Bußzeit, am Aschermittwoch (05.03.2025), stellte Dr. Nikolaus Krasa in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark klar, worum es in der Vorbereitungszeit auf Ostern wirklich geht.


Es sind starke Bilder, die der Prophet Joel, ein Prophet aus dem 4. Jhdt., uns auf den Weg hinein in die österliche Bußzeit mitgibt. Da ist zunächst im Text die Einladung, sich auf den Weg zu machen, mit Vokabeln, die uns – denke ich – vertraut sind: Umkehr, Fasten, Weinen und Klagen, und nochmals Umkehr. Und mittendrin  – vielleicht mit einer ähnlichen Intention wie von Jesus in der Bergpredigt, der davor warnt, das zu äußerlichen Übungen verkommen zu lassen, also in unsere Zeit hinein gesprochen: Fastenzeit war dann erfolgreich, wenn ich 5 kg abgenommen habe, jeden Tag meinen Fastenvorsatz eingehalten habe, kurz, wenn ich mir und vielleicht sogar noch besser andere mir zustimmend zu Ostern auf die Schultern klopfen und sagen: Gut warst du, du hast es durchgezogen –  mittendrin also der Hinweis darauf, worum es wirklich geht mit einem einprägsamen Bild: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider“ – also um einen inneren Prozess, um etwas das mich innerlich verändert… Aber worum soll es in diesem innerlichen Veränderungsprozess gehen?

Wozu sich auf den Weg machen. Da lande ich beim 2. starken Bild dieses Lesungstextes, dem letzten Satz unserer Schriftstelle: „Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk“. Man könnte sogar noch schärfer übersetzen: „Da wurde der Herr eifersüchtig auf sein Volk und er hatte Erbarmen.“ Ist das also die Schlussfolgerung: Wenn ich mir schon nicht selber auf die Schulter klopfen soll bei dem, was ich mir an Umkehr vorgenommen habe für diesen Weg, dann klopft mir wenigstens der liebe Gott auf die Schulter und sagt am Ende: „Brav warst du, bekommst einen Einser und darfst Ostern feiern.“ Das Evangelium, der Refrain, den Jesus nach den drei klassischen Werken der Fastenzeit setzt, würde das ja auch nahelegen: Dein Vater, der das Verborgene sieht… Ich glaube, auch das greift zu kurz. Denn: Letztlich hat der „Tag des Herrn“ – wie ihn Hosea nennt -dieser Moment, an dem Gott mit seinem Volk Erbarmen hat, stattgefunden, unüberbietbar stattgefunden. Das ist, was wir zu Ostern feiern. Und genau das ist der Schlüssel: Es geht nicht um Belohnung, von welcher Seite auch immer, es geht auf diesem Weg darum, Gottes eifernde Liebe für mich, sein Erbarmen mit mir neu zu erfahren, vertieft zu erfahren, mit neuer Kraft zu erfahren. Letztlich von Gott her zu erfahren, „was uns leben lässt“.

Das Wort bringt die Gedanken des Herzens zum Vorschein

Dr. Christoph BenkeIn seiner Predigt am 8. Sonntag im Jahreskreis (02.03.2025) ging Dr. Christoph Benke in der Gemeinde Schönbrunn-Vorpark darauf ein, wie und was wir kommunizieren, was wir zu anderen sagen. Wie gehen wir mit unseren Emotionen um? Herz und Mund gehören zusammen – bei uns Menschen, aber auch bei Gott.


Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir müssen miteinander sprechen und uns mitteilen. Manche gehen zu einem Stammtisch, um Karten zu spielen oder nur für das gesellige Zusammensein. Gelegentlich kommt es dabei zu Diskussionen. Man sagt, was einem gegen den Strich geht. Ein Wort gibt das andere, es wird hitzig, schnell stehen vereinfachende Urteile im Raum. Und dann?

Ein Wort schafft Atmosphäre. Das Wort hat Kraft, kann eine Situation im Nu verändern, ja gänzlich umdrehen. Weil da so ist, gibt der Weise des Alten Testaments einen Rat: Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück; so entdeckt man den Unrat eines Menschen in seinem Denken. (Sir 27,4) Das meint wohl: ‚Lass dich in deinem Reden nicht gänzlich von der unmittelbaren Emotion leiten. Schüttle zuerst das Sieb, prüfe, was du laut sagen willst – und den Unrat, das, was jetzt nicht passt oder gar böse ist, halte zurück. Denn das Wort bringt die Gedanken des Herzens zum Vorschein.‘ (V 7)

Manchmal brauchen wir jemanden, bei dem wir unseren Frust abladen können. Dieser Mensch kennt uns und kann unsere Worte einordnen. Davon zu unterscheiden ist die Kritiksucht: also die Sucht, ständig alles bewerten und beurteilen – und wohl allzu oft ver-urteilen zu müssen. Woher kommt das? Um selber besser dazustehen und sich überlegen zu fühlen? Aus einer tiefer liegenden Unzufriedenheit oder Leere? Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? (Lk 6,41) – so kommentiert Jesus diese Kritiksucht.

Wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund (V 45). Herz und Mund: Die beiden gehören zusammen. Ganz eng ist das bei Gott: Gott spricht zur Welt. Sein Wort ist Jesus Christus. Er möge uns ein reines Herz schenken. Dann wird gut, was wir denken und sprechen.

Die Auferstehung ist der rote Faden

Arthur SchwaigerIn seiner Predigt am 6. Sonntag im Jahreskreis in Schönbrunn-Vorpark ging Diakon Mag. Arthur Schwaiger auf die Spannungen und Widersprüche in unserem Leben ein. Ein roter Faden kann dann hilfreich sein. Das Neue Testament, aber nicht nur dieses, zeigt uns die Auferstehung als roten Faden unseres Glaubens.


  • Wir erfahren in unserem Leben immer wieder, dass wir auf Abwegen/Irrwegen/Unwegen/Umwegen…unterwegs sind.
  • Wir wissen um unsere Spannungen von Ideal und Wirklichkeit.
  • Wir setzen uns immer wieder Widersprüchen aus.

Die Folge ist, dass es dann zu einem Durcheinander in unserem Leben kommt! Zugleich suchen wir Bleibendes und Konstantes. Da taucht dann das Bild vom roten Faden auf. Goethe erklärt dies in seinen „Wahlverwandtschaften“ folgendermaßen:

„Wir hören von einer besonderen Einrichtung der englischen Marine: Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte, vom stärksten bis zum schwächsten, sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören.“

Diese Tradition besteht seit 1776 in Englands Flotte.

In den NT-Schriften zieht sich – vorbereitet durch die AT-Spätschriften (vgl. z.B. 2 Makk 7) – die Botschaft der Auferstehung durch wie ein roter Faden: Vom ältesten Paulusbrief  –  1 Thess ist noch von der baldigen Wiederkunft Christi überzeugt  –  bis zu unserer heutigen Stelle aus dem 1 Kor  –  das 15. Kapitel handelt das Auferstehungsthema ab  –  bezeichnet der Verfasser den Auferstehungsglauben als das CHRISTLICHE schlechthin. Der ganze Glaube hätte dann keinen Sinn und Nutzen mehr!

Die Evangelien – Mk/Mt/Lk – berichten über die Auferstehung in den Ostererzählungen.

Am Beginn des 2. Jhdts. lässt der Verfasser des Joh-Evangeliums Jesus sagen: Ich bin die Auferstehung! Die Auferstehung wird Person!

Ich lade uns alle ein, dass wir den roten Faden der Auferstehung nicht aus den Augen verlieren, der uns sagt: Der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern das Leben, weil auch Christus auferstanden ist!