Christ:innen brauchen Mut – und können sich dabei auf den Heiligen Geist verlassen – Predigt
Darüber, dass heute so viel Angst existiert, sprach Dr. Johann Pock in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 6. Sonntag der Osterzeit (25. Mai 2025). – Und v.a. darüber, dass wir in dieser Situation Mut brauchen in unserem Leben, und wie wir dazu kommen.
„Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ – Das ist einer der Abschiedssätze Jesu an seine Jünger. Er möchte die Jünger ermutigen, stärken; er gibt Ihnen Hoffnung und Kraft für die Zukunft mit.
Vor allem aber gibt er ihnen auch seinen Geist mit – den „Heiligen Geist“.
Und das ist es, was wir heute vor allem brauchen: Hoffnung, Geist und Mut!
1. In Zeiten von Angst braucht es mutigen Glauben
Viele beschreiben heute, dass wir in einer Phase der Angst leben – Angst aber ist ein schlechter Ratgeber. Mit Angst versuchen populistische Personen Menschen zu verwirren. Mit Angst hat auch unsere Kirche über Jahrhunderte versucht, die Gläubigen bei der Stange zu halten: Angst vor der Hölle; Angst vor einem Gott, der in jeder Sekunde alles sieht; Angst vor noch so kleinsten Sünden.
Ich brauche aber keinen Glauben, der aus der Angst erwächst – sondern einen, der mir Kraft gibt; einen Glauben, mich wachsen lässt und nicht kleiner macht. Persönlich kann ich sagen, dass ich in meiner Familie einen solchen Glauben kennenlernen durfte, und ich bin dankbar dafür.
Was es heute braucht, ist Mut – und das ist genau die Botschaft der Evangelien in der Osterzeit; eigentlich ist es im Zentrum der Botschaft Jesu überhaupt: Habt Mut, fürchtet euch nicht!
Wobei der Mut in unterschiedlichen Zeiten sehr unterschiedlich sein kann.
2. Der Mut zum Widerstand gegen Unrecht
Wir feiern heuer 80 Jahre Kriegsende. Ohne den Mut einzelner, sich gegen Unrecht aufzulehnen, wäre es anders ausgegangen. Und diesen Mut brauchte es seit damals bis heute.
Jesus war nicht systemkonform: Er hat Widerstand geleistet, wo es gegen Schwache ging. Mit seiner Botschaft hat er angeeckt und wurde dafür gekreuzigt – wie danach so viele Apostel und Märtyrer des Glaubens:
Auch heute noch sterben täglich Menschen für ihren Glauben – wie glücklich dürfen wir sein, in einem Land zu leben, wo unterschiedliche Religionen friedlich nebeneinander und miteinander leben können.
Jesus hatte den Mut, gegen religiöse und politische Führer aufzutreten, wo es Unrecht und Unterdrückung gab.
Der Mut unserer Vorfahren – und der Mut von Menschen heute ist es, dass wir die längste Friedensperiode bei uns erleben seit Jahrhunderten.
3. Der Mut zu Umkehr und Neuanfang
Jesus gibt den Jüngern aber auch den Mut zum Neuanfang. Das ist es, was wir in den Ostertagen und dann vor allem zu Pfingsten feiern: Voll Begeisterung etwas Neues wagen. Hinauszugehen in die Welt – und das Verständnis mit den anderen zu suchen.
Österreich musste vor 80 Jahren neu anfangen – der Mut zur Umkehr und zum Bekennen auch eigener Schuld hat jedoch teilweise viele Jahrzehnte gedauert.
Umkehr ist nicht einfach, wenn das eigene Navi einen in eine Sackgasse manövriert hat im Leben. Und auch jeder Neuanfang braucht Mut: die Entscheidung zu einem Beruf – oder einem beruflichen Wechsel; die Entscheidung zu einer Partnerschaft, zu einer Ehe, zu Kindern – all das braucht Mut zu einem Neuanfang, weil sich vieles ändert.
Weiterzumachen, wenn ein Partner stirbt, und dabei nicht aufzugeben – es braucht Mut, dabei Hoffnung und Fröhlichkeit nicht zu verlieren.
Und auch in all diesen Fällen kann der Glaube, kann die Kirche helfen: ich bin dabei nicht allein; Gott ist bei mir mit seinem Geist; und die Menschen in der Kirche, meine Mitchristinnen und Mitchristen sind bei mir.
4. Der Mut, für die Kirche und für den Glauben einzustehen.
„Der Friede sei mit euch!“ – Mit diesem Wort hat der neue Papst Leo XIV. die Menschen nach seiner Wahl begrüßt. Und er hat seither vor allem Mut gemacht, einzustehen für den Glauben. So viele Hoffnungen legen sich aktuell auf ihn – das könnte ein Mensch allein nicht tragen. Aber gemeinsam, als Kirche, im Vertrauen auf den Heiligen Geist: Da ist es möglich, an eine Kirche zu glauben, die Heimat ist für die Menschen.
Konflikte gab es von Anfang an in der Kirche – wie die Texte der Apostelgeschichte eindrücklich zeigen. Jede Zeit hat ihre eigenen großen Fragen und Konflikte. Umso wichtiger ist immer die Rückversicherung: Was würde Jesus tun?
Je mehr man sich mit der Kirche, mit ihrer Geschichte, mit den Menschen in ihr beschäftigt – umso mehr findet man, was man kritisieren könnte. Weil es eben Menschen mit ihren Stärken und Schwächen sind, die sie prägen.
Zugleich aber finde ich darin so vieles, was mir Mut macht:
- Biografien wie jene der Hildegard von Burjan, aber auch einfacher Frauen und Männer, die aus ihrem Glauben heraus gelebt haben und leben.
- Hilfeleistungen in der Kirche, wie eine Wärmestube, wie so viel an Caritas, an Liebe zu Menschen in Notsituationen, kleinen oder großen.
- Die Freude bei Taufen oder Trauungen; die Hoffnung und das Vertrauen bei Begräbnissen, dass die Liebe stärker ist als der Tod.
Ich bin froh, in dieser Kirche sein zu können und in diesen christlichen Glauben hineingeboren worden zu sein. Und ich bin dankbar für all die Menschen, die diesen Glauben hoffnungsvoll, fröhlich und mutig leben und bekennen.