Untergangsszenarien und Hoffnung? – Predigt
Was sagen uns Texte über Untergangsszenarien und Warnungen vor falschen Propheten als Lesungen an den letzten Sonntagen des Kirchenjahres? Und wie hängen sie mit der Hoffnung, die uns zugesagt wird, zusammen? Darüber predigte Dr. Johann Pock am 33. Sonntag im Jahreskreis (16.11.2025 )in Schönbrunn-Vorpark.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Da kommt man in den Gottesdienst und möchte sich aufbauen lassen; möchte hören, dass alles gut ist – und dann hören wir im Evangelium am Ende des Kirchenjahres so schwermütige Texte; die Rede ist von Zeichen des Untergangs; wir werden dazu ermahnt, wachsam zu sein.
Und stimmt das nicht mit unserer Wahrnehmung unserer Zeit überein? In der ganzen Welt sehen wir Zeichen der Angst: Kriege in vielen Ländern; die Sorge um die Zerstörung der Schöpfung; die drohende Klimakatastrophe, eine versinkende Stadt Venedig – auf der Klaviatur der Ängste der Menschen kann man heute leicht spielen und sogar Wahlen gewinnen.
Was kann und will uns in dieser Situation ein solches Evangelium sagen? Drei Punkte: Die Ankündigung des Endes / die Mahnung, sich nicht irreführen zu lassen / und das Wort von der Hoffnung.
1) Die Ankündigung
„Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden.“
Als der Evangelist das niederschreibt, ist der Tempel in Jerusalem bereits zerstört, Jesus ist 40 Jahre zuvor gestorben; wir schreiben das Jahr 70 n.Chr. Für die Jünger Jesu, für die junge Christenheit hat sich damit Jesu Ankündigung bereits erfüllt. Es ist für sie ein Zeichen, dass Jesu Worte wahr waren: Die Welt, wie sie sie bis dahin kannten, gibt es nicht mehr.
Wir dürfen also solche Texte nicht als Ankündigung für heute lesen, als ob bald alles untergehen würde.
Die Jünger der ersten Jahrhunderte erlebten viel Verfolgung wegen ihres Glaubens. Ihnen gelten diese Worte: Lasst euch nicht ängstigen.
Auch wenn ihr verfolgt werdet: Das Wort Jesu gilt. Wie seine Weissagung über die Zerstörung des Tempels wahr ist – so ist auch seine Auferstehung wahr.
Keinesfalls sind die Hinweise auf die Erdbeben und Katastrophen ein Hinweis auf mögliche Strafen Gottes, wie es auch ab und zu verkündet wird. Für die Christen war es anders: Damit wird gesagt – all das, was Jesus gesagt hat, stimmt. Also auch, dass er der Sohn Gottes ist. Und es stimmt, dass damit der Tod nicht mehr das letzte Wort hat.
2) „Lasst euch nicht irreführen“
Dieses Wort ist wohl eines der wichtigsten im heutigen Evangelium: Die Mahnung, auf die rechten Zeichen zu achten. Die Mahnung, nicht falschen Propheten nachzulaufen.
So leicht geschieht dies heute: Wie der Rattenfänger von Hameln spielen heute so manche Personen die Flöte des Populismus. Sie sagen das, was die Leute hören wollen. Sie machen sich anscheinend zum Sprachrohr für die sogenannten „Wutbürger“.
Und auch die neuen Medien sind voll von falschen Botschaften.
Woran aber erkennt man die richtigen Propheten? Das hat Jesus seinen Jüngern mehrfach gesagt: Das Reich Gottes bricht dort an, wo Blinde sehen, Lahme gehen. Dort, wo anderen geholfen wird.
Und die richtigen Propheten sind jene, die selbst am meisten erleiden; die bereit sind, sich wirklich mit den anderen zu solidarisieren. Die nicht nur große Worte machen, sondern sich auf Augenhöhe mit den Leidenden begeben.
Die wahren Propheten sehe ich heute vor allem in den Menschen, die Flüchtlingsarbeit machen; die Pflegerinnen und Pfleger sind; die in der Caritas oder im Hospiz ehrenamtlich mitarbeiten.
Heute müsste man sagen: Lasst euch nicht irreführen von Demagogen und Populisten. Schaut nicht nur auf Worte, sondern auf ihre Taten. Eine helfende Hand ist immer richtig; ein Mensch, der sich um andere kümmert; der Kranke pflegt, der Einsame besucht – der ist für mich einer der wahren Propheten.
3) Die Hoffnung
Der Schluss des Evangeliums verheißt:
„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ Darum geht es hier: Bei allem, was es vielleicht an Bedrängnissen gibt – das Ziel ist das Leben. Bei aller Krankheit, bei allem Leiden – es geht ums Leben. Und im Johannesevangelium heißt es dann: Dieses Leben ist ein Leben in Fülle.
Und damit schließt das Evangelium an die prophetischen Verheißungen an.
Der Prophet Maleachi spricht von der „Sonne der Gerechtigkeit“: „Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung.“
Das meint die grundsätzliche Hoffnung auf Gerechtigkeit in Zeiten der Unterdrückung. Christlich gedeutet ist es aber Jesus selbst, der diese Sonne der Gerechtigkeit ist.
Wir stehen am Schluss des Kirchenjahres – nächste Woche ist Christkönig und dann Advent. In der dunkelsten Zeit des Jahres wollen uns diese Texte aufmerksam machen: Lasst euch nicht ängstigen! Achtet darauf, dass ihr nicht jenen falschen Propheten auf den Leim geht, die mit großen Worten auf ihr eigenes Heil schauen.
Vor allem aber: Glaubt an diesen Jesus, der die Sonne der Gerechtigkeit ist. Gestaltet euer Leben nach seinem Beispiel – und ihr werdet das Leben gewinnen; „Die Flügel Gottes bringen Heilung.“

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