Beiträge

Was ist vor allem anderen wichtig?

Dr. Christoph Benke‚Sein Kreuz auf sich nehmen ist wohl verwandt mit, das Leben annehmen, also ein Ja zum Leben sagen, auch dort, wo es schwer ist oder schwer wird.‘

Das stellte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 13. Sonntag im Jahreskreis – 02.07.2023 in Schönbrunn-Vorpark ins Zentrum seiner Predigt.


Wenn besonders viel zu tun ist, erstellen wir eine Prioritätenliste: die zu erledigenden Arbeitsaufgaben werden nach ihrer Wichtigkeit bzw. Dringlichkeit gereiht. Diese Liste verschafft Übersicht: Was ist vor allem anderen wichtig? Was muss ganz oben stehen?

Die eben gehörten Worte Jesu beinhalten eine Reihung – durch das Wort mehr – und eine Wertung: … ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Das ist schwer zu hören: Ich soll es Jesus nicht wert sein, wenn ich nicht mein Kreuz auf mich nehme? So etwas darf nur Jesus fragen. Würde jemand anderer sagen, Du bist meiner nicht wert, so passt das nicht. Jesus fragt: ‚Was bist Du bereit, für mich einzusetzen?‘

Bleiben wir beim Wort vom Kreuz. Kreuz ist hier ein Bildwort für etwas, was ich erleide, weil ich Jesus Christus an die erste Stelle setze. Im übertragenen Sinn verbinden wir mit Kreuz etwas Unangenehmes, Schwieriges, Schmerzvolles, das mir auferlegt ist. Auferlegt bedeutet: Ich habe es nicht von mir aus gesucht oder gewählt (das wäre problematisch). Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt: Es scheint sich um etwas Persönliches zu handeln; mein Kreuz ist nicht Dein Kreuz; vielleicht für eine kurze Zeit; oder es geht mit mir lange Zeit oder gar ein Leben lang: eine familiäre Lebenssituation, eine seelische Befindlichkeit, eine chronische Krankheit. Immer vorausgesetzt, ich habe mich um Abhilfe bemüht. Es geht nicht um das Aufsuchen von Leid.

Sein Kreuz auf sich nehmen ist wohl verwandt mit, das Leben annehmen, also ein Ja zum Leben sagen, auch dort, wo es schwer ist oder schwer wird. Weil Jesus gelitten hat, kann das Kreuz ein sehr intimer Begegnungsraum mit Jesus werden. An diese Möglichkeit sollten wir denken – als eine, die ganz oben auf der Liste steht.

Christoph Benke 

Wir haben einen Heilungsauftrag

Dr. Christoph Benke‚Wie die Jünger haben wir für die Menschen, denen wir begegnen, einen Heilungsauftrag. Wir haben nicht den „Schuldzuweisungsauftrag“, ebenso wenig wie den Auftrag, auf der Verantwortung herumzureiten – wir haben einen Heilungsauftrag, also wohltuend auf die Umgebung zu wirken.‘

Das stellte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 11. Sonntag im Jahreskreis – 18.06.2023 in Schönbrunn-Vorpark ins Zentrum seiner Predigt.


Zeit im Bild ist die abendliche Nachrichtensendung. Manchmal bin ich versucht, abzuschalten – weil die Bilder nicht auszuhalten sind: Naturkatastrophen, Krieg und Terror, Hungersnöte etc. Das geht „an die Nieren“. Aber trotz allem: Es bleibt immer der Bildschirm dazwischen. Es ist noch einmal anders, die Not und das Leid eines Menschen unmittelbar mitzubekommen: bei einem Krankenbesuch, als Ersthelfer bei einem Unfall, oder wenn jemand neben Dir weint.

Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. (Mt 9,36) Jesus hat Mitleid. Er ist betroffen in seinen „Eingeweiden“ (so das Wort im Urtext). Seine Eingeweide drehen sich um beim Anblick der Menschen um ihn: müde und erschöpft, hingestreckt am Boden, wie Schafe ohne Hirten.

Jesus möchte die Menschen da herausholen. Und er sucht Menschen, die ihm helfen – zu helfen. Er gibt ihnen den Auftrag, das zu tun, was er selber tut, nämlich zu verkünden: Das Reich Gottes ist nahe.

Was das Reich Gottes bedeutet, wird in Heilungen erlebbar. Die Ausgesandten sollen heilen, so wie Jesus selbst es tut. Es heißt nicht als Erstes: Sie sollen die Wahrheit verkünden oder sie sollen eine Lehre verbreiten. Sondern ansagen: Das Reich Gottes ist nahe! Gott möchte heilen.

Wie die Jünger haben wir für die Menschen, denen wir begegnen, einen Heilungsauftrag. Wir haben nicht den „Schuldzuweisungsauftrag“, ebenso wenig wie den Auftrag, auf der Verantwortung herumzureiten – wir haben einen Heilungsauftrag, also wohltuend auf die Umgebung zu wirken. Das geschieht manchmal im Anpacken, weitaus öfter im Aufmerksam-Sein, Zuhören, Zulassen.

Bitten wir den Herrn, aufmerksam zu sein für die aktuelle Situation.

Christoph Benke