Schönen Sommer!

Mit einer kleinen Geschichte von Rosemarie Bottländer-Harbert wünschen wir allen Menschen aus unserer Pfarre und allen Leser/innen unserer Webseiten einen schönen, erholsamen Sommer, in dem Sie ein wenig die Zeit zum Auftanken – und vielleicht sogar ein Stück mehr zu ihrer Mitte finden sollen.

Wenn Sie wegfahren, kommen Sie gut erholt und gesund wieder. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen – hoffentlich spätestens im Herbst.

Ihr Pfarrteam


Es lebte einmal ein junger Mann, der täglich über den Sinn der Welt nachgrübelte. Vor allem beschäftigte ihn der Gedanke, was im Leben am meisten Ernst habe, denn so meinte er, das Gewicht des Ernstes könne am ehesten den Menschen unter die Oberfläche des Daseins ziehen und ihm den Grund aller Dinge nahebringen.

Soviel er aber nachdachte und die Menschen beobachtete, er kam zu keinem Ergebnis. Um in seine Zweifel Klarheit zu bringen, suchte er schließlich einen alten Weisen auf, der allein in einem weit entfernten
Wald lebte. 

Der Meister fragte ihn, was ihn hergeführt habe, und er berichtete, er suche nach dem Kostbarsten, was ein Mensch tun könne, um sich der Gottheit zu nähern.

„Was hast du auf dem Weg hierher getan?“ fragte ihn der Meister. Der junge Mann glaubte, er habe ihn nicht verstanden, und wiederholte sein Anliegen. Doch der Meister fragte nochmals: „Was hast du auf dem Weg nach hier getan?“ „Ich habe geschwitzt“, sagte er, „denn der Weg auf die Höhe war steil, ich geriet außer Atem und hatte großen Durst. Aber ich habe versucht, die Beschwerden des Weges geduldig zu ertragen“.

„Was hast du noch getan?“
„Ich habe meditiert, wie ich es täglich tue. Heute habe ich mich in den Gedanken versenkt, dass der Gleichmut eine Tugend und ein Fehler sein kann“.

„Was hast du noch getan?“
„Ich habe einem alten Mann sein Bündel Holz ins Dorf getragen. Es war für mich ein Umweg, aber ich sah, dass der Alte zu schwach für die Last war“.

„Was hast du noch getan?“
Der Jüngling zögerte, dann sagte er: „Ich habe eine Weile auf einem Stein gesessen und mit einer Glaskugel gespielt, die mir mein Vater geschenkt hat, als ich die Schule verließ. Verzeih mir, dass ich mich damit
aufhielt.“

„Bei welcher Beschäftigung fühltest du dich am leichtesten?“
Der Jüngling sah den Alten ratlos an. „Beantworte mir bitte meine Frage“, sagte er, „ich kam doch mit einem Anlegen zu dir.“

Der Meister wiederholte, als habe er seinen Einwand nicht gehört:
„Bei welcher Beschäftigung fühltest du dich am leichtesten?“
„Beim Spiel mit der Kugel“, sagte der Junge Mann beschämt, „da war ich ganz leer und fröhlich, ich hatte keine Gedanken und keine Sorgen.“

„Das war der beste Augenblick dieses Tages“ sagte der Meister, „als du dem Spiel hingegeben warst. Das Spiel ist ganz leicht und zugleich ganz ernst, darum ist es der Gottheit nah. Du gelangst unter die Oberfläche des Daseins, indem du dich darüber erhebst.“

Rosemarie Bottländer-Harbert